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SCHLAGANFALL/331: Projekt "thera.best" - Eigeninitiative fördern in der Schlaganfall-Nachsorge (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 10/2014

FKQS-Qualitätspreis
Eigeninitiative fördern in der Schlaganfall-Nachsorge

Von Anne Mey



Das Projekt "thera.best" wurde für den Qualitätspreis 2014 nominiert. Therapie setzt auf Eigenverantwortung des Patienten.


Die Versorgung von Patienten in der ambulanten Schlaganfall-Nachsorge ist unzureichend und lässt sich dadurch charakterisieren, dass viele Betroffene nach stationären Klinikaufenthalten oder Reha-Maßnahmen auf sich selbst gestellt sind, nicht zu eigenem Engagement motiviert werden und keine interdisziplinäre Zusammenarbeit der Leistungsträger stattfindet. So formuliert Jürgen Langemeyer in seinem Bewerbungsantrag für den Qualitätspreis 2014 des Förderkreises Qualitätssicherung die Hintergründe für sein Konzept "thera.best", das, wie berichtet, für eben jenen Preis nominiert wurde. Es richtet sich an Schlaganfall-Patienten, die langfristig eine ambulante Versorgung benötigen und Schritt für Schritt zurück in ein selbstbestimmtes Leben gehen wollen. Ziel von thera.best ist es, mit hoher Effizienz bei möglichst vielen Patienten in der Schlaganfall-Nachsorge maximale Therapieergebnisse zu erzielen. Dies ist laut Langemeyer nur möglich, wenn die Neuroplastizität, der Selbstheilungsmechanismus des Gehirns, optimale Bedingungen erhalte. Dies müsse durch den Patienten selbst, aber auch durch Angehörige, Ärzte, Therapeuten sowie alle weiteren Beteiligten an der Therapie gewährleistet werden.

Das Projekt läuft in mehreren Phasen ab. Auf eine Beratung folgt die Aufnahme des aktuellen Zustandes. Dazu kann sich der Patient der sogenannten "thera.best.box" bedienen, einer Kunststoffbox mit einem vierteiligen Register und 84 Karten. Auf jeder Karte ist ein mögliches Problem beschrieben, das infolge eines Schlaganfalls auftreten kann. Der Betroffene kann jede Situation in eine der vier Kategorien "ok", "erledigt", "dringend" oder "später" einordnen und darauf aufbauend mit Ärzten und Behandlern an den dringenden und nachgeordneten Problemstellungen arbeiten. So behält der Patient stets den Überblick über seinen aktuellen Stand und seine Fortschritte.

Ergänzt wird das Verfahren durch therapeutische Befunde. Es folgt eine schriftliche Zielvereinbarung mit dem interdisziplinären thera.best-Team für einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten, die auch der behandelnde Arzt in Kopie erhält. Anschließend wird ein individueller Therapieplan erstellt, der durch eigenverantwortliche Übungen im heimischen Umfeld ergänzt wird. Auch die Therapie an sich findet entweder zu Hause oder in der Praxis statt. Begleitende Gespräche und Beobachtungen der Fähigkeiten sollen eine ständige Überprüfung des Therapieplanes ermöglichen, der bei Bedarf entsprechend angepasst werden kann. Zum Ende der Behandlungsperiode wird erneut der Ist-Zustand festgestellt und der Patient entscheidet, ob die vereinbarten Ziele erreicht wurden und ob eine neue Vereinbarung getroffen werden soll.

Projektinitiator Langemeyer sieht in der Schlaganfall-Nachsorge für jeden Patienten eine sportliche Höchstleistung. Sie funktioniere nur, wenn beim Patienten Ressourcen wie Akzeptanz, Lebensfreude, Verantwortung, Geduld, Disziplin, Fleiß und Ausdauer nachhaltig aktiviert würden. Wesentlich für das Konzept von thera.best ist, dass alle Beteiligten ein Team bilden, das gemeinsam die Therapieziele des Patienten verfolgt. Die Behandler sollen sowohl eine hohe Fachkompetenz besitzen als auch in der Lage sein, den Patienten immer wieder aufs Neue zu motivieren. Dennoch liegt die Hauptverantwortung für die Erreichung der gesteckten Therapieziele letztendlich beim Betroffenen selbst. Das Projekt, das bereits von ersten Pilotpraxen in Schleswig-Holstein durchgeführt wird, schaffe dafür die passende Infrastruktur. Auch der Schlaganfall-Ring Schleswig-Holstein e.V. nutzt bereits die Grundprinzipien des Konzepts zur flächendeckenden Optimierung der Schlaganfall-Versorgung im Land. Mehr Infos zum Qualitätspreis unter www.foerderkreis-qs.de


Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 10/2014 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2014/201410/h14104a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
67. Jahrgang, Oktober 2014, Seite 48
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
Redaktion: Dr. Franz-Joseph Bartmann (V.i.S.d.P.)
Bismarckallee 8-12, 23795 Bad Segeberg
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. November 2014