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INFEKTION/1352: H5N8 - Vogelgrippe-Antikörper auch bei Hunden in Ostasien nachgewiesen - gefahrlos für Menschen (GfV)


Gesellschaft für Virologie - 18. Dezember 2014

Vogelgrippe-Antikörper auch bei Hunden in Ostasien nachgewiesen

H5N8 stellt derzeit keine Bedrohung für Menschen dar



Ulm - Im November wurde das Vogelgrippevirus H5N8 erstmals in Europa nachgewiesen. Bisher ist unklar, wie der für Hausgeflügel hochansteckende Erreger die Distanz zwischen Ostasien und Mittel- und Westeuropa überwinden konnte. Nachweise in Wildvögeln lassen jedoch vermuten, dass Zugvögel das Virus, wie schon beim gefährlichen H5N1-Ausbruch eingeschleppt haben. Andere Szenarien der Verbreitung sind zwar eher unwahrscheinlich, müssen jedoch dringend untersucht werden, fordert die Gesellschaft für Virologie (GfV) in ihrem aktuellen Newsletter 11/2014 (http://www.g-f-v.org/Newsletter). Dass H5N8-Viren Menschen infizieren, sei derzeit nicht anzunehmen - ausschließen können Experten der Fachgesellschaft es jedoch nicht. Denn zumindest Hunde in Ostasien hätten sich bereits mit dem aggressiven Erreger infiziert.

"Es ist uns wichtig zu betonen, dass es bislang keinerlei Hinweise darauf gibt, dass das H5N8-Virus sich vom Tier auf den Menschen überträgt", sagt Professor Dr. med. Thomas Mertens, Präsident der GfV und Virologe am Universitätsklinikum Ulm. Allerdings konnten Experten in Ostasien Antikörper gegen H5N8-Erreger bei Hunden nachweisen. "Die Tiere hatten sich infiziert, aber offenbar keine Krankheitssymptome gezeigt. Auch experimentell war eine Übertragung auf Hunde und Katzen möglich", sagt Professor Dr. med. vet. Klaus Osterrieder, Mitglied der GfV-Kommission 'virale Tierseuchen und Zoonosen' vom Institut für Virologie der Freien Universität Berlin. Der Kontakt von Hunden mit Hühnern oder Puten, aber vor allem mit Wildvögeln, sollte daher vermieden werden.

Um die Sicherheitsvorkehrungen in Tierbetrieben besser planen zu können, ist es wichtig, dass Virologen den Weg der Verbreitung genau untersuchen. Das Virus wurde bereits in verschiedenen Wildvögeln wie Schwänen, Pfeif- und Krickenten nachgewiesen. "Daher wird es momentan als wahrscheinlich angesehen, dass wie vor neun Jahren das H5N1-Virus, auch das H5N8-Virus mit Zugvögeln nach Europa eingeschleppt wurde", so Osterrieder. Andere Übertragungswege, beispielsweise über Handelsverbindungen der Geflügelindustrie, werden ebenfalls untersucht. Jedoch schätzt die GfV, wie auch das Friedrich Löffler Institut und andere Organisationen, diese Verbreitung als eher unwahrscheinlich ein. "Hier bedarf es dringend weiterer und umfänglicher Studien", sagt der GfV-Experte Osterrieder.

Seit Anfang des Jahres 2014 werden in Südkorea, aber auch in benachbarten Ländern wie China, Vietnam und Japan vermehrt Infektionen mit dem H5N8-Virus bei Geflügel nachgewiesen. Am 6. November 2014 konnten Experten das Virus erstmals auch in Europa nachweisen, in einem Putenhof in Mecklenburg-Vorpommern. Es folgten Infektionen in den Niederlanden und im Vereinigten Königreich. Beim H5N8-Virus handelt es sich um eine Erreger-Variante, die vornehmlich aus Gensegmenten des H5N1- und des H5N2-Virus stammt.


Quellen:

Young-Il Kim et al, "Pathobiological features of a novel, highly pathogenic avian influenza A(H5N8) virus" Emerging Microbes and Infections (2014) 3, e75; doi:10.1038/emi.2014.75
http://www.nature.com/emi/journal/v3/n10/pdf/emi201475a.pdf

Weitere Informationen:
Gesellschaft für Virologie:
www.g-f-v.org

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Quelle:
Gesellschaft für Virologie
GfV-Newsletter 11/2014, 18. Dezember 2014
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Kathrin Gießelmann
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Internet: www.g-f-v.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Dezember 2014


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