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HERZ/940: Herzrhythmusstörung verantwortlich für Herzschwäche oder umgekehrt? (idw)


Universitätsklinikum Tübingen - 27.03.2017

Tübinger Herzmuskelgewebeuntersuchung wegweisend für passgenaue Therapie

Aktuell im Journal of the American College of Cardiology - Herzrhythmusstörung verantwortlich für Herzschwäche oder umgekehrt? Tübinger Herzspezialisten klären kardiologisches Henne-Ei-Problem bei Herzpatienten.


Patienten mit einem schwachen Herz, einer sogenannten Herzinsuffizienz, neigen zu Herzrhythmusstörungen wie beispielsweise Vorhofflimmern. Diese Herzrhythmusstörungen sind einerseits für die betroffenen Patienten sehr belastend, andererseits können sie eine bestehende Herzinsuffizienz, d.h. die Herzschwäche, weiter verschlechtern. Darüber hinaus ist bekannt, dass eine anhaltende Rhythmusstörung zu einer Herzinsuffizienz bei einem bislang gesunden Herz führen kann. Problematisch in diesem Zusammenhang ist, dass bei Patienten, die sich mit Herzinsuffizienz und Rhythmusstörungen in der Klinik vorstellen, unklar ist, was Henne und was Ei ist: Ist die Rhythmusstörung Ursache oder Folge der Herzinsuffizienz? Hat der Patient Rhythmusstörungen, weil er von vornherein ein schwaches Herz hatte? Oder hat er ein schwaches Herz, weil er längere Zeit unter Rhythmusstörungen litt? Von der Beantwortung dieser Frage hängt die Wahl der für den Patienten optimalen Therapie ab. Herzrhythmusspezialisten am Tübinger Uniklinikum konnten aus dem Herzmuskelgewebe jetzt Informationen gewinnen, um die Grunderkrankung passgenau zu therapieren.

Professor Peter Seizer, Leiter des EPU-Labors** am Deutschen Herzkompetenzzentrum des Universitätsklinikums Tübingen und seinem Team ist es gelungen, Kriterien zu erarbeiten, die anhand einer Gewebeprobe aus dem Herzmuskel (Myokardbiopsie) eine exaktere Diagnosestellung erlauben: Durch die Untersuchung der Gewebeprobe kann diagnostiziert werden, ob die Rhythmusstörung ursächlich für die Herzschwäche ist oder ob eine vorher bestehende Herzschwäche ursächlich für die Rhythmusstörung ist. Professor Seizer: "Die neuen, jetzt publizierten Erkenntnisse ermöglichen uns, die betroffenen Patienten noch besser zu behandeln. Die Grunderkrankung kann passgenau therapiert werden und eine exaktere Prognosevorhersage hinsichtlich des Krankheitsverlaufes wird möglich sein."


Die aktuellen Ergebnisse werden demnächst im renommierten "Journal of the American College of Cardiology" publiziert (Histopathological and Immunological Characteristics of Tachycardia-Induced Cardiomyopathy, Karin A. L. Mueller, MD, David Heinzmann et al., JACC 2017, in press).

** Die elektrophysiologische Untersuchung (EPU) ist eine spezielle Herzkatheter-Untersuchung für die genaue Abklärung von Herzrhythmusstörungen. Bei der Untersuchung werden spezielle Herzkatheter verwendet, mit deren Hilfe eine elektrokardiologische Untersuchung (EKG) direkt am Herzen durchgeführt werden kann. Positioniert man mehrere dieser Herzkatheter an bestimmten Stellen im Herzen, kann der Arzt die Erregungsleitung genau nachvollziehen und Herzrhythmusstörungen detailliert abklären.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution82

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universitätsklinikum Tübingen, Dr. Ellen Katz, 27.03.2017
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. März 2017

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