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DEMENZ/367: "Oma zieht sich immer mehr zurück ..." (Alzheimer Info)


Alzheimer Info, Ausgabe 3/17
Nachrichten der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Selbsthilfe Demenz

"Oma zieht sich immer mehr zurück ..."

von Laura Mey, DAlzG


Frau Brand wendet sich mit folgendem Anliegen an das Alzheimer-Telefon: "Ich wohne mit meiner 82-jährigen, demenzkranken Oma im selben Haus, aber in getrennten Wohnungen. In den letzten Wochen hat sich meine Oma immer mehr zurückgezogen. Sie trifft sich nicht mehr mit Freunden und ist auch sonst für Unternehmungen kaum noch zu motivieren. Sie spricht weniger und möchte am liebsten nur noch in ihrem Stuhl sitzen oder im Bett liegen. Meine Mutter und ich haben schon Einiges versucht, aber es ist sehr schwer, sie für irgendetwas zu begeistern. Was können wir noch tun?"

Sozialer Rückzug und Antriebslosigkeit sind normale Begleiterscheinungen einer Demenz. Gefühle von Überforderung und Hilflosigkeit führen häufig in den Rückzug. Der ganze Akt des "Sich-verabredens" fordert viel von ihrer Oma, vermutlich kann sie das nicht mehr (allein) bewältigen. Vielleicht können Sie eine Freundin Ihrer Oma bitten, sie zu besuchen. Vielleicht fällt es ihr leichter, wenn sie sich nur auf eine Person einstellen muss. Der Besuch braucht nicht lang zu sein, da die Konzentrationsfähigkeit ohnehin nachlässt.

Finden Sie heraus, was das Interesse Ihrer Oma weckt und was sie bewältigen kann. Auch vermeintlich kleine Aktivitäten können für Ihre Oma sehr wichtig sein und ihr Selbstwertgefühl stärken. Da die Tagesform stark schwanken kann, können Sie natürlich an "guten" Tagen bzw. Momenten versuchen, ob mehr möglich ist, z.B. ein Spaziergang oder ein kleiner Ausflug. Auch dann versuchen Sie, möglichst kleinschrittig vorzugehen: "Hier sind deine Schuhe Oma. Schau, deine schöne Strickjacke. Hak dich bei mir ein. Wir schauen mal zusammen in den Garten. Die Pflaumen werden gerade reif."

Die Demenzerkrankung Ihrer Oma wird weiter fortschreiten. Es gilt, sich daran anzupassen und zu schauen, was jetzt für Ihre Oma richtig ist. In der Tat ist es manchmal eine Gratwanderung, Überforderung zu vermeiden und dennoch zu motivieren - manchmal auch mit einem gewissen Nachdruck. Wenn es Ihnen so gelingt, mit Ihrer Oma an die frische Luft zu kommen und sie dies genießt, haben Sie es richtig gemacht. Es kann aber auch ein Erfolg sein, vom Sessel bis ans Fenster zu gehen und dort am offenen Fenster gemeinsam tief ein- und auszuatmen.

Alzheimer-Telefon
030 - 259 37 95 14

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Quelle:
Alzheimer Info, Ausgabe 3/17, S. 15
Nachrichten der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Selbsthilfe Demenz
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Telefon: 030/259 37 95-0, Fax: 030/259 37 95-29
Alzheimer-Telefon: 030/259 37 95-14
E-Mail: info@deutsche-alzheimer.de
Internet: www.deutsche-alzheimer.de
 
Das Alzheimer Info erscheint vierteljährlich.
Jahresabonnement: 12,00 Euro, Einzelheft: 3,00 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. April 2018

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