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DEMENZ/116: Therapieforschung - Blockade des Alzheimer-Enzyms mit nicht absehbaren Folgen (idw)


Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch - 21.06.2013

Alzheimer-Enzym für Überraschungen gut - Wichtige Rolle für Bildung und Funktion von Muskelspindeln



Das Enzym beta-Sekretase (Bace1) verursacht die Eiweißplaques der Alzheimer-Krankheit. Forscher arbeiten deshalb an Medikamenten, die das Enzym blockieren, um die Erkrankung zu stoppen. Doch Bace1 wird mit dem Wachstumsfaktor Neuregulin-1 für die Bildung und Funktion von Muskelspindeln benötigt, die für einen konstanten Muskeltonus sorgen und Muskeln vor Überdehnung schützen. Das zeigt der Entwicklungsbiologe Dr. Cyril Cheret aus der Forschungsgruppe von Prof. Carmen Birchmeier (Max-Delbrück-Centrum, MDC) an Mäusen. Danach bilden sich die Muskelspindeln nicht richtig aus oder sind in ihrer Funktion stark beeinträchtigt, wenn Bace1 blockiert ist (EMBO Journal, doi:10.1038/emboj.2013.146)*.

Mit Blick auf die Entwicklung von Bace1-Hemmern für die Behandlung der Alzheimer-Krankheit, kommt den Ergebnissen des jungen Forschers eine besondere Bedeutung zu. Denn es ist möglich, so befürchten Cyril Cheret, Carmen Birchmeier und ihre Kollegen, dass Bace1-Inhibitoren auch die Funktion von Muskelspindeln bei Patienten beeinträchtigen und zu Schwierigkeiten bei der Bewegungskoordination führen könnten.

In den vergangenen Jahren hatte das Labor von Prof. Birchmeier in Zusammenarbeit mit Dr. Alistair Garratt (Institut für Zell- und Neurobiologie, Charité - Universitätsmedizin Berlin) und Prof. Christian Haass (Ludwig-Maximilians-Universität München) verschiedene Funktionen von Bace1 entschlüsselt. Dabei hat sich immer wieder gezeigt, dass das Abschalten von Bace1 ein zweischneidiges Schwert sein kann.


* Bace1 and Neuregulin-1 cooperate to control formation and maintenance of muscle spindles
Cyril Cheret 1, Michael Willem 2, Florence R Fricker 3, Hagen Wende 1, Annika Wulf-Goldenberg 4, Sabina Tahirovic 5, Klaus-Armin Nave 6, Paul Saftig 7, Christian Haass 2,5,8; Alistair N Garratt 9, David L Bennett 3 and Carmen Birchmeier 1

1 Entwicklungsbiologie/Signaltransduktion, Max-Delbrück-Center for Molecular Medicine, Berlin, Germany
2 Adolf-Butenandt-Institute - Biochemistry, Ludwig-Maximilians-University Munich, Munich, Germany
3 Wolfson Centre for Age-Related Diseases, King's College London, London, UK
4 Experimental Pharmacology & Oncology Berlin-Buch GmbH, Berlin, Germany
5 German Center for Neurodegenerative Diseases (DZNE) Munich, Munich, Germany
6 Max Planck Institute of Experimental Medicine, Göttingen, Germany
7 Biochemical Institute, Christian-Albrechts University Kiel, Kiel, Germany
8 Munich Cluster for Systems Neurology (SyNergy), Munich, Germany and
9 Center for Anatomy, Institute of Cell Biology and Neurobiology, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany

Kontakt:
Barbara Bachtler
Pressestelle
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch
in der Helmholtz-Gemeinschaft
Robert-Rössle-Straße 10
13125 Berlin
e-mail: presse@mdc-berlin.de
http://www.mdc-berlin.de/

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
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Muskelspindeln sind spezialisierte Fasern, die im gesamten Muskel vorkommen. Sie erfassen, ob sich ein Muskel dehnt oder zusammenzieht und können dann dabei helfen Muskelbewegungen zu koordinieren. Die Information erhält die Spindel (rot) von einem um sie gewickelten Nerv (grün). Umhüllt ist die Spindel von Bindegewebe (blau).

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch
Barbara Bachtler, 21.06.2013
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E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Juni 2013