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KASSEN/744: Kurznachrichten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vom 12.08.2010 (KBV)


KBV-Kompakt - Kurznachrichten aus der KBV vom 12. August 2010


→  Süd-KVen arbeiten im IT-Bereich zusammen
→  KV Bayerns und die TK bieten drei neue Vorsorgeuntersuchungen an
→  KV Sachsen kritisiert Artikel der Dresdner Morgenpost
→  Methoden-Report für Nationale VersorgungsLeitlinien aktualisiert
→  Hartmannbund: Geld allein kann Ärztemangel nicht beheben
→  Arzneimittelfälschungen - ABDA droht mit Berufsverbot
→  EU fördert neue Methoden zur Brustkrebsdiagnose
→  Hohe Kosten durch psychische Erkrankungen

Raute

___Aus KBV und KVen___

Süd-KVen arbeiten im IT-Bereich zusammen

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Bayerns hat bei der Abrechnung für die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten im ersten Quartal 2010 erstmals das von der KV Baden-Württemberg entwickelte Abrechnungssystem OpenKV eingesetzt. Damit geht die erfolgreiche Zusammenarbeit der beiden Süd-KVen insbesondere auf dem Gebiet der Informationstechnologie in die nächste Runde. Bereits im vergangenen Jahr hatten IT-Spezialisten der KV Bayerns Unterstützung bei der Entwicklung eines neuen Mitgliederportals in der KV Baden-Württemberg geleistet. Dieses steht den niedergelassenen Ärzten und Psychotherapeuten in Baden-Württemberg seit Juli 2009 zur Verfügung.

Mit OpenKV profitieren nun Bayerns Ärzte und Psychotherapeuten von der Entwicklungstätigkeit aus dem Nachbar-Bundesland. "Dank der KV Baden-Württemberg können wir ein System zur Abrechnungsbearbeitung zum Einsatz bringen, das voll und ganz unseren Anforderungen entspricht", sagte Dr. Axel Munte, Vorstandsvorsitzender der KV Bayerns. Neben der Abrechnung sollen künftig auch weitere Prozesse wie die Plausibilitätsprüfung und Nachverrechnungen sowie das Arztregister über OpenKV abgebildet werden. Dr. Thomas Zalewski, Mitglied des Vorstands der KV Baden-Württemberg, zeigte sich erfreut darüber, dass die ersten beiden gemeinsamen Projekte - das Mitgliederportal aus Bayern bei seiner KV und die Einführung von OpenKV bei der KV Bayerns - erfolgreich verlaufen sind: "Durch die enge kollegiale Zusammenarbeit unserer IT-Spezialisten sind wir auch künftig in der Lage, schnell und passgenau auf neue verwaltungstechnische Anforderungen zu reagieren, ohne von externen Anbietern abhängig zu sein."

(Pressemittelung der KV Baden-Württemberg, 5. August, Pressemitteilung der KV Bayerns, 5. August)


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KV Bayerns und die TK bieten drei neue Vorsorgeuntersuchungen an

Für Kinder und Jugendliche zwischen sieben und 17 Jahren bietet die Techniker Krankenkasse (TK) in Bayern ab sofort drei neue Vorsorgeuntersuchungen an. Möglich wurde das flächendeckende Angebot durch die Kooperation mit dem Landesverband Bayern des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte und die organisatorische Unterstützung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Bayerns als Dienstleister für die Abrechnung. Ab sofort können die TK-Versicherten jeweils einmalig die U10 für Sieben- und Achtjährige sowie die U11 für Neun- und Zehnjährige in Anspruch nehmen. Zur bereits existierenden Jugenduntersuchung J1 kommt mit der J2 eine weitere für 16- und 17-Jährige hinzu. Bei der J2 geht es vor allem um die pubertätsbegleitende Beratung und um das Erkennen von Sozialisations- und Verhaltensstörungen. Die Vorsorgeuntersuchungen führen alle Kinder- und Jugendärzte sowie speziell qualifizierte Hausärzte durch. Wer die erweiterte Vorsorge in Anspruch nehmen möchte, braucht dem Arzt nur die Krankenversichertenkarte vorzulegen.

(Pressemitteilung der KV Bayerns, 4. August)


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KV Sachsen kritisiert Artikel der Dresdner Morgenpost

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Sachsen nimmt Stellung zum Aufmacher der Dresdner Morgenpost vom 4. August. Dieser assoziiere den Verdacht großflächigen Betrugs seitens sächsischer Ärzte, sagte die stellvertretende Vorsitzende der KV, Dr. Ulrike Schwäblein-Sprafke. Sie sah zudem die Gefahr, dass "derartige Darstellungen in den Medien das Vertrauensverhältnis zwischen Patienten und Ärzten belasten und dazu beitragen können, dass sich junge Ärzte von einer Tätigkeit in eigener Praxis abschrecken lassen". In dem Artikel werde unter Berufung auf die sächsische Sozialministerin von neun Fällen gesprochen, in denen die KV Sachsen Anzeige wegen Abrechnungsbetrugs erstattet habe. Diese Zahl beziehe sich bei über 6.000 Ärzten auf einen Zeitraum von fünf Jahren, so Schwäblein-Sprafke. Diese Anzeigen erfolgen jeweils nach einem begründeten Anfangsverdacht. Bislang kam es dabei nur zu einer Verurteilung. "Wieder einmal werden Einzelfälle so dargestellt, dass die gesamte Ärzteschaft unter Generalverdacht gestellt wird. Wir verwahren uns entschieden gegen pauschale Verdächtigungen, die einen ganzen Berufszweig diffamieren.

Andererseits wird die KV Sachsen weiterhin mit den Krankenkassen konsequent gegen vorsätzliche Falschabrechnung von "Schwarzen Schafen" vorgehen und jeden Verdachtsfall prüfen. Diese werden der Staatsanwaltschaft übergeben, auch um unsere ehrlichen Mitglieder vor möglichen Betrügereien zu schützen", betonte Schwäblein-Sprafke.

(Pressemitteilung der KV Sachsen, 4. August)

Raute

___Aus den Verbänden___

Methoden-Report für Nationale VersorgungsLeitlinien aktualisiert

Das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) hat den Methoden-Report zur Erstellung von Nationalen VersorgungsLeitlinien (NVL) aktualisiert. Der in der 4. Auflage erschienene Report legt genau fest, wie die Leitlinien für jedes Thema in einer vergleichbaren Weise erstellt werden. In dem Programm entwickeln Experten NVL zu ausgewählten Krankheitsbildern, um chronisch kranke Menschen strukturiert und evidenzbasiert zu versorgen. Seit der 3. Auflage im Jahre 2007 wurde unter anderem eine differenziertere Evidenzbearbeitung und -bewertung angestrebt. Zudem sind Gender- und Migrationsaspekte in den Methoden-Report eingeflossen.

(Pressemitteilung des ÄZQ, 10. August)


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Hartmannbund: Geld allein kann Ärztemangel nicht beheben

Immer mehr Kliniken im ländlichen Raum zahlen Assistenzärzten bei einer Anstellung ein Begrüßungsgeld. Dem Vorsitzenden des Hartmannbundes, Prof. Kuno Winn, zufolge zeugt diese Praxis von der Brisanz des Ärztemangels. "Mangel erzeugt Wettbewerb, genau diesen erleben wir jetzt. Und das ist auch gut so", betonte Winn. Er warnte allerdings vor dem Glauben, diesen Wettbewerb um qualifizierte Nachwuchsärzte allein über Geld entscheiden zu können. Bisherige Erfahrungen - gerade im ländlichen Bereich - belegten eindrucksvoll, dass Kriterien wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Lebensqualität finanziellen Gesichtspunkten mindestens gleichgestellt seien. "Klinikträger und Politik sind gut beraten, diese Signale ernst zu nehmen und entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen", forderte Winn. Zuletzt hatte das Heidekreis-Klinikum mit Häusern in Soltau und Walsrode bekanntgegeben, dass es jedem neuen Assistenzarzt eine einmalige Pauschale von 4.000 Euro zahlt.

(Pressemitteilung des Hartmannbundes, 6. August)


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Arzneimittelfälschungen - ABDA droht mit Berufsverbot

Angesichts aktueller Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Arzneimittelfälschungen gegen Apotheker in Hamburg, Celle, Verden, Kiel und Braunschweig hat die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) eine schonungslose Aufklärung und gegebenenfalls harte Bestrafungen gefordert. Medienberichten zufolge sollen etwa 100 Apotheken in Deutschland Patienten mit illegalen Medikamenten versorgt haben. Zu den Fälschungen, die vor allem illegal im Internet angeboten werden, gehören Arzneimittel zur Gewichtsreduktion, Potenz- und Haarwuchsförderung, aber auch lebenswichtige Mittel, zum Beispiel gegen Krebs, Aids oder Herzkrankheiten. Nach Schätzungen werden jährlich rund 2,8 Milliarden Euro für gefälschte Arzneimittel ausgegeben. ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf betonte: "Wer sich vor gefälschten Arzneimitteln schützen will, sollte nicht bei dubiosen Internetversendern bestellen." Er wies darauf hin, dass in Apotheken zwischen 1996 und 2008 lediglich in 40 Fällen Plagiate entdeckt wurden. "Fälschungen in einer wohnortnahen Apotheke sind die absolute Ausnahme", stellte Wolf klar.

(Pressemitteilung der ABDA, 9. August)

Raute

___Aus der Welt___

EU fördert neue Methoden zur Brustkrebsdiagnose

Der Prototyp einer Brustkrebsdiagnose-Workstation ist das Ziel des Projektes HAMAM, in das die EU 3,1 Millionen Euro investiert. Brustkrebs soll hierbei künftig besserer und schneller diagnostiziert werden, indem multimodale Bilder aus der Mammografie, der Magnetresonanzbildgebung und anderen Techniken mit Patientinneninformationen zusammengeführt werden. Diese multimodalen Bilder kann der Arzt miteinander vergleichen und zusammen mit der Krankengeschichte der Patientinnen und den Ergebnissen sonstiger medizinischer Untersuchungen sichern. Ausgewählte Krankenhäuser in Deutschland, dem Vereinigten Königreich und den Niederlanden erproben die Workstation bereits. In Europa werden jährlich rund 350.000 neue Brustkrebsfälle festgestellt. Der Schwerpunkt bei der Brustkrebsbekämpfung liegt derzeit auf der Früherkennung. Mit HAMAM wird Europa seine Führungsposition im Bereich der bildbasierten Brustkrebsdiagnose weiter stärken, berichtet die EU-Kommission.

(Pressemitteilung der EU-Kommission, 10. August)

Raute

___Außerdem___

Hohe Kosten durch psychische Erkrankungen

Die Krankheitskosten durch psychische und Verhaltensstörungen betrugen im Jahr 2008 nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) knapp 28,7 Milliarden Euro. Für gut die Hälfte dieser Kosten waren nur zwei Diagnosen verantwortlich: 9,4 Milliarden Euro wurden für Demenzerkrankungen und 5,2 Milliarden Euro für Depressionen ausgegeben. Das geht aus der neuen Krankheitskostenrechnung des Destatis hervor. Die Kosten durch psychische Erkrankungen sind von 2002 bis 2008 besonders stark gestiegen: Mit 5,3 Milliarden Euro war das Plus hier höher als bei allen anderen Krankheitsarten. Allein bei Demenz und Depressionen erhöhten sich die Kosten in diesem Zeitraum um zusammen 3,5 Milliarden Euro beziehungsweise 32 Prozent. Insgesamt sind die Krankheitskosten seit 2002 um 35,5 Milliarden angestiegen (plus 16 Prozent) und lagen im Jahr 2008 bei 254,3 Milliarden Euro.

(Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes, 11. August)

Raute

Quelle:
Newsletter KBV-Kompakt vom 12. August 2010
Herausgeber: Kassenärztliche Bundesvereinigung
Dr. Andreas Köhler (1. Vorsitzender der KBV, v.i.S.d.P.)
Redaktion:
Dezernat Kommunikation der KBV
Tel: 030 / 4005 - 2203
Fax: 030 / 4005 - 27 2203
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. August 2010