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ARTIKEL/1117: Honorarangebot der Kassen für Palliative Care Teams "desaströs" (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 2/2010

Honorarangebot der Kassen für Palliative Care Teams "desaströs"

Von Dr. Hans-Bernd Sittig


Spezialisierte ambulante Palliativ-Versorgung im Kreis Herzogtum Lauenburg was aus Sicht der Ärzte wirklich läuft.

Die Bedeutung der spezialisierten ambulanten Palliativ-Versorgung (SAPV) steht schon lange außer Frage - spätestens seit April 2007, als die Bundesregierung die gesetzlichen Krankenversicherungen per Gesetz verpflichtete, diese Art der Versorgung schwer kranker Patienten in ihr Angebot zu integrieren und Verträge mit vorhandenen Organisationsstrukturen abzuschließen, die personell und strukturell das geforderte Versorgungsspektrum anbieten. Eine schleppende Entwicklung in der Vertragslandschaft begann. Seit Juli 2006 fand sich in Geesthacht im Kreis Herzogtum Lauenburg eine aktive Gruppe zusammen, die in ihren Reihen alle für die SAPV notwendigen Versorgungsstrukturen entwickelt hatte und vorhielt. Das Palliative Care Team Geesthacht/Hzgt. Lauenburg/Süd Stormarn (PCT-GLS) organisierte sich ohne Anschubfinanzierung des Sozialministeriums aus den Reihen der Mitarbeiter des damaligen "Fontiva Hospiz", jetzt "Auxilium Hospiz", und der Schmerz- & Palliativpraxis Geesthacht unter meiner Leitung als Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung Schleswig-Holstein, ASPVSH. In kurzer Zeit stießen die ehrenamtliche Hospizgruppe Ratzeburg/Mölln, der Freundeskreis Hospiz Geesthacht, diverse palliativmedizinisch geschulte Pflegedienste aus dem Landkreis, seelsorgerisches Personal, Sozialarbeiter, eine Psychologin, eine Versorgungsapotheke, ein Heil- und Hilfsmittelversorger und vor allem Palliativmediziner aus dem Landkreis, aber auch aus Süd-Stormarn und Bergedorf zu dem Kreis. Neben monatlichen Qualitätszirkelsitzungen zu Schulungszwecken begann sofort die praktische Tätigkeit, die SAPV-Versorgung der Patienten. Das PCT-GLS hat bis dato über 150 Patienten im Rahmen der spezialisierten ambulanten palliativmedizinischen Versorgungen betreut - kostengünstig ambulant zuhause, aufgrund eines fehlenden kostendeckenden Versorgungsvertrags mit den Kassen aber weitgehend ehrenamtlich.

Zur Versorgungsstruktur gehört u. a. ein Bereitschaftsdienst rund um die Uhr - auch Sonn- und Feiertags, eine palliativmedizinisch geschulte Pflegekraft und ein SAPV-Arzt sind ständig erreichbar. Alle Mitarbeiter des PCT-GLS erfüllen die hohen gesetzlichen Anforderungen, die an einen Leistungserbringer gestellt werden.

Die Vertragsverhandlungen der ASPVSH mit den Kassen zogen sich endlos in die Länge, weil das angebotene Honorar nicht kostendeckend und somit finanziell für die Palliative Care Teams desaströs war. Der SAPV-Leistungserbringer muss letztlich seine Ursprungstätigkeit, also die allgemeine und die allgemeinpalliative Pflege und Patientenversorgung, ruhen lassen, um speziell palliativmedizinisch/pflegerisch tätig sein zu können. Diesem Umstand muss die Honorarhöhe für die in der SAPV tätigen Ärzte, Pflegenden und Koordinatoren Rechnung tragen. Das ist bei den aktuellen Verträgen, die in Schleswig-Holstein von den Kassen angeboten werden, nicht gewährleistet. Im Rahmen einer mehrjährigen Anschubfinanzierung vom Sozialministerium wurde von den Wohlfahrtsverbänden in Ratzeburg unter der Geschäftsführung von Pastor Jürgen Hensel das "Netzwerk Palliative Care im Kreis Herzogtum Lauenburg e.V." gegründet. Dieses Netzwerk hat einen Vertrag mit den Kassen abgeschlossen. Somit bleibt festzuhalten, dass es im Norden des Kreises Herzogtum Lauenburg als Vertragspartner der Krankenkassen ein "Netzwerk Palliative Care im Kreis Herzogtum Lauenburg e. V." gibt, das "Interesse an der Versorgung schwerstkranker Patienten" hat. Im Süden des Kreises gibt es das Palliative Care Team Geesthacht/Hzgt. Lauenburg/Süd Stormarn (PCT-GLS), das im Bereich Herzogtum Lauenburg und Süd Stormarn zurzeit noch weitgehend ehrenamtlich, aber auch im Einzelantragsverfahren und aus Interesse an der spezialisierten palliativmedizinischen Versorgung als kompetenter SAPV-Leistungserbringer schwerstkranke Patienten umfassend behandelt und die behandelnden Hausärzte und Pflegedienste, soweit von diesen gewünscht, mit Rat und Tat 24 Stunden täglich unterstützt.

Dr. Hans-Bernd Sittig et al. für das PCT-Geesthacht

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Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 2/2010 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2010/201002/h10024a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Februar 2010
63. Jahrgang, Seite 14
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
Redaktion: Dr. Franz Bartmann (V.i.S.d.P.)
Bismarckallee 8-12, 23795 Bad Segeberg
Telefon: 04551/803-119, -127, Fax: -188
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. April 2010

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