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AUSLAND/1492: Bessere Chancen für Mütter und Neugeborene in der Dritten Welt (idw)


Universitätsklinikum Heidelberg - 19.10.2009

Bessere Chancen für Mütter und Neugeborene in der Dritten Welt

EU unterstützt Kooperationsprojekt unter Federführung des Universitätsklinikums Heidelberg mit insgesamt 3 Millionen Euro


Täglich sterben durchschnittlich 1.500 Frauen bei der Geburt ihres Kindes - eine halbe Million Mütter jedes Jahr. Besonders in den Ländern der Dritten Welt ist die Geburt des Kindes eines der größten Gesundheitsrisiken für Frauen: Ihr Risiko, bei der Geburt zu sterben, ist mehr als 200 Mal höher als in den Industrienationen. Jährlich sterben zudem rund vier Millionen Kinder während oder unmittelbar nach der Geburt.

Wie die medizinische Versorgung von Mutter und Kind vor und nach der Geburt in afrikanischen Ländern flächendeckend sichergestellt und verbessert werden kann, prüft nun eine neue Studie unter Federführung des Universitätsklinikums Heidelberg. Die EU unterstützt das Kooperationsprojekt, das im Juni 2009 in Burkina Faso, Ghana und Tansania gestartet wurde, mit insgesamt 3 Millionen Euro. Kooperationspartner sind neben Heidelberg das Karolinska Institut in Schweden, die Universität Gent in Belgien, Forschungszentren in Burkina Faso und Ghana und die Muhimbili Universität in Tansania.

Hauptziel der Studie QUALMAT (Quality of prenatal and maternal care) ist es, medizinische Fachkenntnisse in der Betreuung Schwangerer sowie Mütter und Neugeborener auch außerhalb großer Krankenhäuser verfügbar zu machen und zur Anwendung zu bringen. "Die Förderung erlaubt es uns, in den Studienbezirken der beteiligten Länder eine flächendeckende Versorgung von Müttern und Neugeborenen durch engagiertes medizinisches Personal einzurichten", sagt Professor Dr. Rainer Sauerborn, Projektkoordinator und Direktor des Instituts für Tropenhygiene und öffentliches Gesundheitswesen am Universitätsklinikum Heidelberg. Neben dem Institut für Tropenhygiene ist außerdem das Team um Professor Dr. Walter Haefeli, Direktor der Abteilung für Klinische Pharmakologie der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg, an der Studie maßgeblich beteiligt.


Computerprogramm erleichtert Behandlung nach medizinischen Standarts

Verschiedene technologische Innovationen sollen den Zugang zu aktuellem medizinischem Wissen erleichtern: Die Projektpartner wollen ein sogenanntes computer-gestütztes "Clinical Decision Support System" (CDSS) entwickeln, einrichten und testen, das klinische Entscheidungen erleichtert. Das System gleicht die Beschwerden der Patienten und ihre Beurteilung durch den Behandelnden mit einer klinischen Datenbank ab und schlägt darauf basierend Behandlungen und Medikationen nach dem aktuellen medizinischen Standard vor. Ähnliche Systeme, wie der von Professor Haefeli mitentwickelte Elektronische Arzneimittelberater AidKlinik, finden inzwischen europaweit Anwendung. Außerdem sollen Mobiltelefone systematisch zur Fortbildung, Supervision und klinischen Beratung von Hebammen sowie zur Notfallkommunikation mit den Referenzkrankenhäusern genutzt werden.


Schlechte Bezahlung und Arbeitsbedingungen demotivieren

Ein weiterer wichtiger Aspekt für eine gute medizinische Versorgung ist eine hohe Motivation der Hebammen und Pflegekräfte. In vielen ländlichen Gebieten südlich der Sahara demotivieren schlechte Bezahlung, schwierige Arbeitsbedingungen und fehlende Karrierechancen; darunter leidet die Qualität der medizinischen Versorgung. Die Projektpartner von QUALMAT wollen daher gezielt neue Ansätze erarbeiten, um Motivation und Beziehung zu den Patientinnen nachhaltig zu stärken. Denkbar sind z.B. bessere Aufstiegsmöglichkeiten, spezielle Verträge, leistungsabhängige Bezahlung und Anreize in Form von Prämien. Alle Maßnahmen werden in enger Zusammenarbeit mit den örtlichen Gesundheitsdiensten erarbeitet und in Abstimmung mit der jeweiligen Landesregierung durchgeführt.

"Alle Maßnahmen im Rahmen dieser Studie greifen nahtlos ineinander und sollen dafür sorgen, dass medizinisches Wissen leichter erreichbar und auch umgesetzt wird", so Professor Sauerborn. Allein durch die Anwendung bekannter Behandlungen wäre die Mehrzahl der Todesfälle rund um die Geburt vermeidbar.


Ansprechpartner:
Professor Dr. Rainer Sauerborn
Direktor des Instituts für Tropenhygiene und öffentliches Gesundheitswesen
(Institute of Public Health)
Universitätsklinikum Heidelberg
E-Mail: sauerborn.office(at)uni-heidelberg.de

Dr. Svetla Loukanova
QUALMAT Project Management
Institut für Tropenhygiene und öffentliches Gesundheitswesen
(Institute of Public Health)
Universitätsklinikum Heidelberg
E-Mail: svetla.loukanova(at)urz.uni-heidelberg.de

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang

Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 7.000 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 40 Kliniken und Fachabteilungen mit 1.600 Betten werden jährlich rund 500.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.100 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. (Stand 12/2008)
www.klinikum.uni-heidelberg.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution665


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universitätsklinikum Heidelberg, Dr. Annette Tuffs, 19.10.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Oktober 2009