Schattenblick → INFOPOOL → MEDIZIN → GESUNDHEITSWESEN


STELLUNGNAHME/178: Zur Organspende-Debatte - "Doppelte Widerspruchslösung" keine Lösung ... (Ärzte für das Leben)


Ärzte für das Leben e.V. (ÄfdL) - 4. September 2018

Organspende-Debatte

Ärzte für das Leben e.V.:
"Doppelte Widerspruchslösung" von Bundesgesundheitsminister Spahn ist keine Lösung für Krise der Transplantationsmedizin


Münster - Am 31. August hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ein "Gesetz für bessere Zusammenarbeit und bessere Strukturen bei der Organspende (GZSO)" als Referentenentwurf vorgestellt. Dieser Entwurf wurde am 3. September von einem Interview auf der ersten Seite der "Bild Zeitung" flankiert, in dem Herr Spahn sich für eine "doppelte Widerspruchslösung" ausspricht. Hierbei soll jeder als Organspender in Betracht kommen, der selbst oder dessen Angehörige einer Organspende nicht ausdrücklich widersprochen hat bzw. haben. Folgerichtig verpflichtet das neue GZSO alle Krankenhäuser dazu, Hirntote "nach ärztlicher Beurteilung" und "unverzüglich" auch dann als potentielle Organspender zu melden, wenn keine Einwilligung des Spenders oder seiner Angehörigen vorliegt.

Minister Spahn ist es klar, dass "der Staat hier in die Freiheit des Einzelnen ein[greift]", möchte aber den Bürgern ihre "Ängste" durch "gute Argumente" und "Aufklärung über die Hirntod-Diagnostik" nehmen.

Wie bereits mehrfach erläutert, halten die Ärzte für das Leben e.V. eine wie auch immer geartete Widerspruchslösung für äußerst bedenklich. Denn die sinkende Bereitschaft zur Organspende ist nicht nur das Ergebnis mangelnder Organisation in den Entnahmezentren sondern auch Ausdruck einer tiefsitzenden Skepsis in der Bevölkerung gegenüber der Gleichsetzung des Hirntods mit dem Tod eines Menschen, wie durch die "Göttinger Organspende-Survey" klar belegt wurde. Explizit haben die Autoren dieser Studie darauf hingewiesen, dass "Verweise auf sachgerechte Abläufe", wie etwa die von Spahn vorgeschlagene "Aufklärung über die Hirntod-Diagnostik", die Spendebereitschaft bei Skeptikern kaum beeinflussen werden, da sie "an grundlegenden Haltungen wenig verändern."

"Was wir brauchen ist nicht die Erhöhung der Organspenderate mit der Brechstange, sondern eine fundierte gesellschaftliche Diskussion über das, wie Dr. Michael de Ridder sagt, "notorisch umstrittene" Hirntodkonzept", erklärte Prof. Dr. Paul Cullen, Vorsitzender der Ärzte für das Leben e.V. "Im Übrigen macht sich der Bundesgesundheitsminister möglicherweise was vor, wenn er sein Heil in der Widerspruchslösung sucht, Denn ihre Einführung hat die Spenderate in Schweden und Singapur nicht verändert, währende in Brasilien, Lettland und Dänemark die Organspendebereitschaft nach Etablierung einer Widerspruchslösung sogar gesunken ist", so Cullen.


Über Ärzte für das Leben e.V.:

Ärzte für das Leben e.V. ist eine seit 1991 bestehende nicht-konfessionelle und unabhängige Gemeinschaft von Ärzten unterschiedlicher Fachrichtungen, die sich für das Leben von der Befruchtung bis zum natürlichen Tod einsetzt und für die bedrohte Freiheit des Arztberufs, damit Ärzte sich unbeeinflusst von den Interessen Dritter für das Heil ihrer Patienten in hippokratischer Tradition einsetzen können.
Der Themenkreis umfasst dabei die Embryologie, Schwangerschaft ('Spätschwangerschaft'), die sogenannte Präimplantationsdiagnostik, Pränataldiagnostik, eugenische Selektion, gefällige Genmanipulation i. S. von 'enhancement', adulte Stammzelltherapie gegen Embryonenverbrauch, Hilfen bei Behinderung sowie Hirntod und Organspende. Ärzte für das Leben e.V. sind für Sterbebegleitung, Palliativmedizin und Hospizarbeit, jedoch gegen assistierten Suizid und Sterbehilfe im Sinne von Euthanasie. Zu allen Themen ist ein Austausch mit anderen Fachdisziplinen (Philosophie, Psychologie, Soziologie, Jura, Theologie) erwünscht.

Ärzte für das Leben e.V. wird ausschließlich durch Spenden und die Beiträge seiner Mitglieder unterstützt.

*

Quelle:
Ärzte für das Leben e.V.
Pressemitteilung vom 4. September 2018
Dr. med. Dr. theol. h.c. Maria Overdick-Gulden
Markusberg 24e, 54293 Trier
Telefon: 0651 / 8200724
E-Mail: m.overdick-gulden@aerzte-fuer-das-leben.de
Internet: www.aerzte-fuer-das-leben.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. September 2018

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang