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POLITIK/2034: Blockade aufgebrochen - Ameos-Beschäftigte erzwingen Tarifverhandlungen (UZ)


UZ - Unsere Zeit, Nr. 8 vom 21. Februar 2020
Sozialistische Wochenzeitung - Zeitung der DKP

Blockade aufgebrochen
Ameos-Beschäftigte erzwingen Tarifverhandlungen

Von Werner Sarbok


Ver.di hat die Streiks an den Ameos-Kliniken an den Standorten Aschersleben-Staßfurt, Bernburg, Haldensleben und Schönebeck für vier Wochen ausgesetzt. Diese Vereinbarung ist das Ergebnis des dreistündigen Sondierungsgespräches zwischen der Konzernspitze und ver.di in der vergangenen Woche.

Am 27. Januar waren die Beschäftigten der Ameos-Kliniken in einen unbefristeten Erzwingungsstreik getreten. Grund dafür war die Weigerung der Ameos-Geschäftsleitung, mit ver.di überhaupt in Tarifverhandlungen einzutreten. Darüber hinaus hatte Ameos mindestens 14 Beschäftigte, die sich im Dezember an Warnstreiks beteiligt hatten, fristlos gekündigt und öffentlich mit dem Abbau von 800 Arbeitsplätzen gedroht.

"In einem konstruktiven und von gegenseitigem Respekt geprägten Gespräch haben wir uns darauf verständigt, am 20. Februar in Tarifverhandlungen einzutreten, die den Abschluss eines Tarifvertrages zum Ziel haben", sagte der Landesbezirksleiter Oliver Greie. Die ver.di-Tarifkommission begrüßte das weitere Vorgehen und stimmte der Streikunterbrechung zu.

Damit ist die Blockadepolitik der Ameos-Geschäftsleitung gescheitert. Silvia Bühler vom ver.di-Bundesvorstand erwartet, dass Ameos nun zügig ein verhandlungsfähiges Angebot auf den Tisch legt. Die Benachteiligung der Kolleginnen und Kollegen gegenüber anderen Klinik-Beschäftigten müsse nun rasch ein Ende haben. Klar sei auch, dass die Kündigungen unverzüglich zurückgenommen werden müssen.

Die unbeugsame Haltung der Beschäftigten zeigt also Wirkung. Über zweieinhalb Wochen hatten sie gestreikt, täglich - bei häufig widrigem Wetter - Aktionen vor den Betrieben durchführt. Auch die beeindruckende Solidarität aus anderen Betrieben hat zu diesem Erfolg beigetragen und Druck auf die Geschäftsleitung aufgebaut. So hieß es in einem Schreiben des Betriebsrates der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Tübingen an den Geschäftsführer von Ameos Ost: "Im Namen von 1.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Tübingen fordern wir Sie dringend auf, Ihren Widerstand und Repressalien gegen Ihre Belegschaft und deren Interessenvertretungen einzustellen und unverzüglich Tarifverhandlungen mit den zuständigen Gewerkschaften aufzunehmen." Am 29. Januar hatten sich Kolleginnen und Kollegen mit dem Lastwagen aus dem niedersächsischen Osnabrück nach Aschersleben in Sachsen-Anhalt auf den Weg gemacht. Auf der Ladefläche befand sich eine vier Meter lange Heuschrecke, Baujahr 2016, gefertigt von Streikenden während des zwölfwöchigen Arbeitskampfs in den Ameos-Kliniken Hildesheim und Osnabrück. Die Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter aus Niedersachsen hatten das überdimensionierte Insekt nach Sachsen-Anhalt gebracht, um den Ameos-Beschäftigten dort Mut zu machen. Aus eigener Erfahrung wussten sie zu berichten, wie gut es tut, die Solidarität von anderen zu spüren.

Für Irritationen sorgte ein Bericht in der lokalen "Volksstimme" am vergangenen Samstag, der besagt, dass Ameos beim Treffen am 20. Februar in Aschersleben keineswegs Tarifverhandlungen aufnehmen werde. Basis der Gespräche sei weiterhin ein von Ameos vorgelegtes Sozial- und Beschäftigungspaket. ver.di unterstrich daraufhin, dass ein Gesprächstermin fixiert wurde, "in dem wir Verhandlungen über einen neuen Tarif aufnehmen werden", so ver.di-Bezirksleiter Oliver Greie. "Sollte der Arbeitgeber sich nicht an die Verabredungen halten, werden wir mit der Tarifkommission unverzüglich über das weitere Vorgehen beraten, dazu gehört auch die Wiederaufnahme der Streiks", heißt es in einer Stellungnahme des zuständigen ver.di-Landesbezirks und verweist auf den ver.di-Organisationsgrad an den betroffenen Kliniken: Aschersleben-Straßfurt 46 Prozent, Bernburg: 49 Prozent, Haldersleben: 22 Prozent und Schönebeck: 45 Prozent. "Verteilt über alle Standorte liegen wir bei 40,5 Prozent. Das ist erheblich und wir müssen uns über unsere gemeinsame Stärke sicher keine Gedanken machen." Thomas Mühlenberg von der ver.di-Verhandlungskommission betonte gegenüber der UZ, dass er davon ausgehe, dass sich Ameos an die bestehenden Absprachen mit ver.di halten werde.

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Quelle:
Unsere Zeit (UZ) - Zeitung der DKP, 52. Jahrgang,
Nr. 8 vom 21. Februar 2020, Seite 3
Herausgeber: Parteivorstand der DKP
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Februar 2020

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