Schattenblick → INFOPOOL → MEDIZIN → GESUNDHEITSWESEN


MELDUNG/750: 17. Norddeutsche Gesundheitstage der Landeskrankenhauskonferenz in Lübeck (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 5/2016

Landeskrankenhauskonferenz
Fragen Sie doch mal ... uns

Von Dirk Schnack


17. Norddeutsche Gesundheitstage der Landeskrankenhauskonferenz in Lübeck. Ärzte, Pflege- und Verwaltungskräfte diskutieren auf dem zweitägigen Branchentreff über das Gesundheitssystem.


Schleswig-Holsteins Krankenhäusern steht eine zunehmende Differenzierung bevor, in deren Verlauf kleinere Häuser in der Fläche ihr Spektrum wohl einschränken müssen. Darauf deuten zumindest Aussagen von Gesundheitsministerin Kristin Alheit (SPD) auf den Norddeutschen Gesundheitstagen in Lübeck hin. Vor leitenden Ärzten, Pflegemitarbeitern und Verwaltungskräften sagte Alheit: "Es muss eine sinnvolle Arbeitsteilung zwischen wohnortnaher Grund- und Regelversorgung und hochspezialisierter Qualität und Erfahrung geben. Es kann nicht alles überall in gleicher Weise geleistet werden. Vor allem nicht in gleicher Qualität."

Die Krankenhausgesellschaft erwartet nach Angaben ihres Geschäftsführers Bernd Krämer deshalb zwar keine Standortschließungen, aber Verlagerungen von Abteilungen. In der Fläche wird es voraussichtlich immer mehr Häuser geben, die sich ausschließlich auf die Grund- und Regelversorgung konzentrieren, spezialisierte Leistungen werden zunehmend in Zentren verlagert.

Neben den Zentren wünscht sich Alheit "kooperativ abgestimmte Versorgungsnetze", die auch sektorenübergreifend arbeiten, mit "individuell passgenauen Behandlungs- und Heilungspfaden". Ihr Ministerium arbeitet derzeit am Krankenhausplan 2017 für Schleswig-Holstein. Dabei steht die Behörde vor dem Problem, dass der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) bis zur Vorlage des Plans noch nicht alle Kriterien für die Qualitätsanforderungen festgelegt haben wird. "Bei Unverträglichkeiten mit Strukturen in Schleswig-Holstein kann hier das Land auch abweichende gesetzliche Grundlagen schaffen. Und diese Möglichkeit behalten wir uns selbstverständlich vor", sagte Alheit.

Auch für die Entscheidung über einen Sicherstellungszuschlag für das Krankenhaus in Niebüll wartet das Kieler Ministerium auf eine GBA-Regelung. Die Ministerin bezeichnete den Standort als "für die Versorgung unverzichtbar". Um Klarheit für den Träger, den Kreis Nordfriesland, zu schaffen, wartet die Ministerin "mit einer gewissen Ungeduld darauf, dass der GBA seine Aufgabe erledigt". Alheit nannte als Zeitrahmen "bis spätestens Ende des Jahres". Vorher seien belastbare Aussagen zur Zukunft des Klinikums nicht möglich. Alheit: "Es muss aber eben auch im GBA allen klar sein, dass sich draußen die Welt weiterdreht."

Die Initiatoren der Norddeutschen Gesundheitstage hatten die Veranstaltung unter den Titel "Frag doch mal ... uns" gestellt. Zur Erinnerung: Im Rahmen der Aktion "Frag doch mal den Gröhe" hatten zwar viele Menschen Fragen zur stationären Versorgung an den Bundesgesundheitsminister gestellt, dieser war für die Antworten aber nicht in den Norden gekommen. Kerstin Ganskopf, Landesvorsitzende des Verbandes der Krankenhausdirektoren, will den Spieß nun umdrehen, denn die Klinikverantwortlichen hätten Antworten auf viele Fragen parat. Etwa auf die Frage, was sie denn benötigen, um als Impulsgeber für Innovationen aufzutreten oder um die von der Politik immer wieder thematisierte Qualität liefern zu können. Sie brauchen finanzielle Rahmenbedingungen, die ihnen das Erreichen dieser Ziele gestatten. Nur: "Immer wenn wir darauf aufmerksam machen, wird uns Profitgier vorgeworfen", sagte Ganskopf. Zumindest unter den wichtigsten Berufen im Krankenhaus sollte damit aus ihrer Sicht Schluss sein. Immer häufiger erkennen Ärzte, Pflegekräfte und Verwaltung nach ihrer Wahrnehmung, dass sie keine Lösung durch gegenseitige Vorwürfe finden, sondern dass die finanziellen Rahmenbedingungen für die Krankenhäuser attraktiver werden müssen.

Dafür haben die Krankenhäuser nach Ansicht von Ganskopf auch gute Argumente, weil ihre Arbeit auf werteorientierten Eckpfeilern beruht. Werte wie Gerechtigkeit und Vertrauen müssten sich aber immer mehr dem wirtschaftlichen Diktat und einer mangelhaften Finanzierung unterordnen und werden damit aufs Spiel gesetzt. Dazu trägt nach Wahrnehmung der Verwaltungschefin auch die immer höhere Fluktuation in ihrem Berufsstand bei. Geschäftsführer werden von vielen Trägern nicht mehr für den langfristigen Erfolg, sondern für die kurzfristige Sanierung ausgewählt. "Folge: Das Karussell der Geschäftsführer dreht sich immer schneller."

Alheit sieht trotz dieser Bedenken dennoch bereits "die Grundlagen für eine gute Weiterentwicklung qualitativ hochwertiger Krankenhausversorgung" gelegt, und zwar durch das jüngst verabschiedete Krankenhausstrukturgesetz. Sie räumte aber auch ein, dass gute Versorgung von ausreichend gutem und qualifiziertem Personal in Ärzteschaft und Pflege sowie von einer ausreichenden Finanzierung abhängt.


Kerstin Ganskopf, Geschäftsführerin des St. Elisabeth-Krankenhauses in Eutin und Landesvorsitzende des Verbandes der Krankenhausdirektoren, appellierte an die drei Berufsgruppen im Krankenhaus, sich nicht auseinanderdividieren zu lassen.

Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 5/2016 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2016/201605/h16054a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de

*

Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
69. Jahrgang, Mai 2016, Seite 16
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
Redaktion: Dirk Schnack (Ltg.)
Bismarckallee 8-12, 23795 Bad Segeberg
Telefon: 04551/803-127, -119, Fax: -188
E-Mail: aerzteblatt@aeksh.de
www.aeksh.de
www.arztfindex.de
www.aerzteblatt-sh.de
 
Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Juni 2016

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang