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KASSEN/825: Kurznachrichten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vom 10.08.2011 (KBV)


KBV-Kompakt - Kurznachrichten aus der KBV vom 10. August 2011


→  Lob und Kritik für Versorgungsstrukturgesetz
→  Arbeitsgemeinschaft LAVA warnt vor Problemen bei medizinischer Versorgung
→  Medizinermangel: Ärzteverbände bewertet Gesetzentwurf positiv - Kassen kritisieren
→  Montgomery: Priorisierung medizinischer Leistungen ist "unvermeidbar"
→  Neue Patienteninformationen zum Thema Brustkrebs erschienen
→  EU verstärkt Erforschung neuartiger Krankheiten
→  Zustimmung für eGK wächst

Raute

___Aus KBV und KVen___

Lob und Kritik für Versorgungsstrukturgesetz

Den Kabinettsbeschluss zum Versorgungsstrukturgesetz (VstG) bewertet die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Baden-Württemberg und die KV Berlin als überwiegend positiv. Die KVen wehren sich gegen Versuche, vor allem von Seiten des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen (GKV), die Ziele des Gesetzes zu torpedieren. Die KVen fordern daher die Bundesregierung auf, das bisherige Vorhaben, die Zuständigkeit für die Honorarpolitik wieder auf die Verhandlungspartner in den Regionen zu verlagern, weiter fortzuführen. Den Abbau von Arztsitzen, wie vom GKV-Spitzenverband gefordert, kritisieren sie ebenso wie die Forderung nach einer Umverteilung von Ärztehonorar, um die Bekämpfung des Ärztemangels auf dem Land zu finanzieren. Die KV Sachsen kritisiert zusätzlich das Fehlen einer Regelung zur Angleichung der Vergütung der Ärzte im Freistaat an den Bundesdurchschnitt. Die beiden Nord-KVen Hamburg und Schleswig-Holstein weisen darauf hin, dass die bisherige Bedarfsplanung als Planungsgrundlage ungeeignet ist und zu Recht durch das VstG abgelöst wird. Die Kritik von Kassenseite an der höheren Facharztdichte in Städten ist nach Ansicht der KVen nicht nachvollziehbar, weil das ländliche Umland bereits mitversorgt wird.

(Pressemitteilung der KV Berlin, 9. August; Gemeinsame Pressemitteilung der KV Hamburg und KV Schleswig-Holstein, 5. August; Pressemitteilung der KV Baden-Württemberg, 4. August; Pressemitteilung der KV Sachsen, 3. August)


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Arbeitsgemeinschaft LAVA warnt vor Problemen bei medizinischer Versorgung

Acht zusammengeschlossene Kassenärztliche Vereinigungen (KVen) haben vor zu erwartenden Problemen bei der medizinischen Versorgung in den nächsten 15 Jahren gewarnt. Die neu gegründete Arbeitsgemeinschaft LAVA (Länderübergreifender Angemessener Versorgungsanspruch) mit den KVen Brandenburg, Nordrhein, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Schleswig-Holstein und Westfalen-Lippe verweist auf die zukünftigen Herausforderungen durch eine immer älter werdende Bevölkerung. Die damit verbundene steigende Morbidität bedeutet einen überdurchschnittlichen Versorgungsbedarf, der laut LAVA entsprechend finanziert werden muss. Die Arbeitsgemeinschaft fordert daher, dass die Finanzmittel strikt auf Grundlage der regionalen Morbidität zugewiesen werden.

(Gemeinsame Pressemitteilung der Arbeitsgemeinschaft LAVA, 10. August)

Raute

___Aus den Verbänden___

Medizinermangel - Ärzteverbände bewertet Gesetzentwurf positiv, Kassen kritisieren

Als positiv bewerteten der Hartmannbund und die Bundesärztekammer (BÄK) den Entwurf zum Versorgungsstrukturgesetz, dem das Kabinett am Mittwoch zugestimmt hat. "Erstmals erkennt die Politik faktisch Ärztemangel in Deutschland als Problem an und bietet Lösungsansätze. Das ist ein nahezu historischer Durchbruch", sagte Prof. Kuno Winn, Vorsitzender der Verbandes.

Das Gesetz werde dazu beitragen, dass Ärzte dorthin kommen, wo die Menschen sie dringend brauchen, so BÄK-Präsident Dr. Frank Ulrich Montgomery.

Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und der Verband der Ersatzkassen (Vdek) sehen aber auch Kritikpunkte. Sie mahnen an, dass eine angebliche Überversorgung in bestimmten Regionen Deutschlands nicht angegangen werde. Es fehle an Maßnahmen, diese abzubauen, erklärte Johann-Magnus von Stackelberg, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des GKV-Spitzenverbandes.

(Pressemitteilung des GKV-Spitzenverbandes, 3. August; Pressemitteilung des Hartmannbundes, 3. August; Pressemitteilung des Vdek, 3. August; Pressemitteilung der BÄK, 3. August)


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Montgomery: Priorisierung medizinischer Leistungen ist "unvermeidbar"

Nach Ansicht des Präsidenten der Bundesärztekammer (BÄK), Dr. Frank Ulrich Montgomery, ist eine Priorisierung medizinischer Leistungen unvermeidbar. Sie sei der einzig gerechte und ethisch vertretbare Weg, allen Patienten auf Dauer notwendige Behandlungen in Zeiten begrenzter Finanzen, Kapazitäten und Zeitressourcen zukommen zu lassen, sagte Montgomery der Zeitschrift Forschung und Lehre. "Jeder wird behandelt, jeder wird versorgt in der Rangfolge der Dringlichkeit", erklärte der BÄK-Präsident. Ohne eine Priorisierung werde es zu weiteren Leistungseinschränkungen kommen. Schon heute würde im deutschen Gesundheitswesen heimlich rationiert, was das Arzt-Patient-Verhältnis "massiv" belaste.

(Pressemitteilung der BÄK, 1. August)


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Neue Patienteninformationen zum Thema Brustkrebs erschienen

Mit zwei neuen Flyern informiert das ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) über Brustkrebs. Der erste Flyer mit dem Titel "Brustkrebs - was ist das?" richtet sich an Frauen mit Brustkrebs im frühen Stadium. "Leben mit Brustkrebs" heißt der zweite Flyer, der Betroffene mit fortgeschrittener Erkrankung ansprechen soll. Beide Blätter bieten leicht verständlich und kompakt wichtige Informationen zum Krankheitsbild und geben in der Rubrik "Was Sie selbst tun können" hilfreiche Tipps.

Das ÄZQ hat die Kurzinformationen auf der Grundlage von Leitlinien und im Auftrag der KBV entwickelt. Die Informationsblätter stehen allen niedergelassenen Ärzten zum Ausdrucken zur Verfügung, damit diese sie bei Bedarf betroffenen Frauen persönlich aushändigen können. Die PDF-Dokumente sind online in der Arztbibliothek [*] und auf www.patienten-information.de erhältlich.

(Pressemitteilung des ÄZQ, 29. Juli)

Raute

___Aus der Welt___

EU verstärkt Erforschung neuartiger Krankheiten

12 Millionen Euro stellt die Europäische Union (EU) für die bessere Erforschung von neu auftretenden Epidemien bereit. Ein grenzübergreifend arbeitendes Konsortium aus mehreren Wissenschaftseinrichtungen, darunter das Universitätsklinikum Bonn, soll ein besseres Bild von neuartigen bedrohlichen Krankheitserregern erforschen. Von dem ANTIGONE genannten Projekt erhofft sich die EU auch umfassendere Erkenntnisse über den gefährlichen Darmkeim EHEC. Durch ein besseres Verständnis dieser Erreger sei es den Wissenschaftlern möglich, Verfahren zu ihrer Bekämpfung zu entwickeln. Die Forschung werde sich auf die Verhinderung künftiger Epidemien und zur Reaktion auf neue Ausbrüche konzentrieren, teilte die EU-Kommission mit. Ziel des Projekts sei es insbesondere, die Faktoren zu bestimmen, die Viren und bakterielle Erreger dazu befähigen, die Speziesbarriere zu überwinden und so von Tieren auf Menschen überzugehen.

(Pressemitteilung der EU-Kommission, 9. August)

Raute

___Außerdem___

Zustimmung für eGK wächst

Immer mehr Bürger begrüßen die geplante Einführung einer elektronischen Gesundheitskarte (eGK) in Deutschland. Das ergab eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Aris im Auftrag des IT-Verbands Bitkom. Demnach sind rund 70 Prozent der Bevölkerung mit der eGK einverstanden. Bei einer Erhebung im Jahr 2009 seien es 59 Prozent gewesen. "Die Bürger sehen die Vorteile der eGK offenbar sehr deutlich", sagte Bitkom-Präsident Dieter Kempf. Je jünger die Menschen sind, desto größer sei der Zuspruch. Während sich mehr als 80 Prozent der unter 30-Jährigen die Karte wünscht, sind es unter den Bürgern ab 65 Jahren 55 Prozent.

Zum Hintergrund: Die eGK sollte ursprünglich im Jahr 2006 die Krankenversichertenkarte ablösen. Technische und logistische Probleme sowie Datenschutzbedenken haben das Projekt jedoch verzögert. Ende dieses Jahres nun sollen die Krankenkassen mindestens zehn Prozent ihrer Versicherten mit der Karte ausgestattet haben. Auf dieser sollen anfangs ein Foto und die Stammdaten des Versicherten gespeichert sein. Zu einem späteren Zeitpunkt sollen Daten wie Krankheitsverlauf, Behandlung und Medikamentenvergabe hinzukommen.

(Pressemitteilung des Bitkom, 4. August; Ärzte Zeitung, 4. August)

[*] http://www.arztbibliothek.de/kollektionen/wartezimmerinformation


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Quelle:
Newsletter KBV-Kompakt vom 10. August 2011
Herausgeber: Kassenärztliche Bundesvereinigung
Impressum: http://www.kbv.de/8.html
Redaktion: Dezernat Kommunikation der KBV
Telefon: 030 / 4005 - 2203, Fax: 030 / 4005 - 27 2203
E-Mail: info@kbv.de
Internet: www.kbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. August 2011