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INTERNATIONAL/049: WHO-Jahresversammlung - Zugang zu Covid-19-Mitteln nicht der Willkür von Staaten und Firmen überlassen (ÄoG)


Ärzte ohne Grenzen - 19. Mai 2020

Weltgesundheitsversammlung: Zugang zu Covid-19-Mitteln darf nicht der Willkür von Staaten und Firmen überlassen werden

Wir setzen uns dafür ein, dass alle Menschen die Versorgung bekommen, die sie benötigen


Auf der 73. Weltgesundheitsversammlung wollen sich die Mitgliedsstaaten der WHO heute auf eine Resolution zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie einigen.

Dazu sagt Marco Alves von der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen in Berlin:

"Ärzte ohne Grenzen begrüßt zwar prinzipiell die Resolution der Generalversammlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit ihrem Ziel, Forschung und Entwicklung voranzubringen sowie einen weltweit gerechten Zugang zu Mitteln gegen Covid-19 zu gewährleisten. Uns sorgt allerdings, dass es an verbindlichen Regeln und durchsetzbaren Verpflichtungen fehlt. Die Frage, wer wann Zugang zu dringend benötigten Impfstoffen, Medikamenten oder Diagnostika hat, darf in einer globalen Pandemie nicht der Freiwilligkeit und der Willkür einzelner Firmen oder Länder überlassen werden. Der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn hat zurecht die wichtige koordinierende Rolle der WHO unterstrichen und bekräftigt, dass ein Impfstoff ein globales öffentliches Gut sein muss.

Die WHO und ihre Mitgliedsstaaten müssen dringend einen klaren Prinzipienkatalog erstellen und verbindliche Maßnahmen definieren, damit relevante Technologien, Daten und Know-how offen ausgetauscht werden. Das ist ein wichtiger Faktor, um eine ausreichende Produktion zur Deckung des globalen Bedarfs zu beschleunigen. Ebenso müssen für alle bezahlbare Preise garantiert sowie ein gerechter Verteilungsschlüssel organisiert werden. Dazu gehört auch die vollständige Transparenz über alle öffentlich finanzierten Forschungsvorhaben und Forschungskosten. Daran müssen strikte Bedingungen geknüpft werden, die Verfügbarkeit und Zugang unmissverständlich regeln."


Ärzte ohne Grenzen leistet als medizinische Hilfsorganisation Nothilfe, wenn in Kriegsgebieten oder nach Naturkatastrophen das Leben vieler Menschen bedroht ist. Zu den Prinzipien gehört, allen Opfern Hilfe zu gewähren, ungeachtet ihrer ethnischen Herkunft oder ihrer politischen und religiösen Überzeugungen. 2018 umfasste unsere medizinische Nothilfe beispielswiese mehr als 11,2 Millionen ambulante Konsultationen, über 758.000 Patienten und Patientinnen wurden stationär aufgenommen und 309.500 Frauen bei der Geburt unterstützt. Wir haben im Jahr 2018 u.a. mehr als 74.000 schwer mangelernährte Kinder behandelt und 404.000 psychologische Einzelkonsultationen abgehalten. Ärzte ohne Grenzen ist eine unabhängige, neutrale und unparteiliche Hilfsorganisation und arbeitet frei von bürokratischen Zwängen. Um die Unabhängigkeit unserer medizinischen Nothilfe zu bewahren, finanziert sich Ärzte ohne Grenzen überwiegend aus privaten Spenden. Zu unseren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen gehören Ärzte und Pflegekräfte, aber auch Vertreter zahlreicher anderer Berufe. Als medizinische Hilfsorganisation leisten wir in rund 70 Ländern Nothilfe.

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Quelle:
Ärzte ohne Grenzen e. V. / Medecins Sans Frontieres
Pressemitteilung vom 19. Mai 2020
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Mai 2020

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