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ARTIKEL/1380: Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein - Wachsen in der Bauphase (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 1/2015

UKSH
Wachsen in der Bauphase

Von Dirk Schnack


In diesem Jahr startet das Universitätsklinikum in den umfangreichsten Umbau seiner Geschichte.


In diesem Jahr fällt der Startschuss für eines der wichtigsten Bauvorhaben in der schleswig-holsteinischen Klinikgeschichte: der Neubau des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) in Kiel und Lübeck. An beiden Standorten kommt es in den kommenden Jahren zu einschneidenden Veränderungen. Der Vorstand des UKSH rechnet trotz der damit verbundenen Belastungen auch in den kommenden Jahren mit einem wachsenden Patientenzuspruch. "Das UKSH ist in der Vergangenheit immer gewachsen", sagt Vorstandschef Prof. Jens Scholz. Das wird nach seiner Ansicht in den kommenden Jahren weiterhin der Fall sein, auch wenn Patienten und Mitarbeiter während der Umbauphase in beiden Städten erhöhten Belastungen ausgesetzt sein werden. Denn die Patienten kämen schließlich in erster Linie wegen der hochwertigen Medizin, und die, so Scholz, verschlechtere sich nicht in der Bauphase. Verringern will das UKSH die Belastungen für die Patienten durch ein Kommunikationskonzept und eine Ausschilderung, mit deren Hilfe alle Betroffenen ihr Ziel auf dem Gelände in den beiden Städten auch erreichen. Ohne Baulärm, mehrfache Umzüge und verlagerte Eingänge aber wird es nicht gehen, stellt Scholz klar.

Das fest eingeplante Wachstum ist auch Voraussetzung dafür, dass der Plan des seit Jahren defizitär arbeitenden UKSH in Sachen Effizienzrendite aufgeht. Diese Wortschöpfung umschreibt, womit der Maximalversorger das für den Neubau erforderliche Darlehen in Höhe von 520 Millionen Euro bedienen will: Der Neubau soll es ermöglichen, dass mehr Patienten in kürzerer Zeit von weniger Personal behandelt werden und damit für mehr Erlöse sorgen als in der Vergangenheit. Wobei Scholz betont, dass weniger Personal und mehr Patienten nicht das Ziel, sondern Folge der dringend erforderlichen baulichen Erneuerung seien. Beim Personal geht es um den Abbau von 390 Stellen, von denen nach Angaben von Scholz 130 aus dem Bereich Transport und Logistik und 260 aus der Krankenpflege kommen sollen. Diese Stellen sind nach Fertigstellung des Neubaus nach Ansicht des UKSH nicht mehr erforderlich, weil die kürzeren Wege Prozesse verschlanken sollen. Die Einspar- und Effizienzpotenziale wurden für sieben Schwerpunktbereiche ermittelt: die Zentrale Notaufnahme, das Ambulanzzentrum, den Normalpflegebereich, den Intensivpflegebereich, die OP-Bereiche, die Funktionsdiagnostik und den Transportbereich. Die Potenziale ergeben sich in diesen Bereichen u. a. durch neue Schichtbesetzungen und optimierte Raumausstattungen. Zu trennen von diesen Einsparpotenzialen ist die kürzlich erfolgte Kündigung eines Gestellungsvertrages mit Rotkreuz-Schwesternschaften. "Das hat damit nichts zu tun", versichert Scholz. Vielmehr gehe es dem UKSH darum, die Pflegekräfte im UKSH auf einen einheitlichen Tarif zu bekommen. Ohne den Umweg über einen Dienstleister könne man 650.000 Euro im Jahr sparen. Mit der Qualität der Arbeit der betroffenen Pflegekräfte habe dies nichts zu tun, im Gegenteil: "Wir sind mit den Arbeitskräften sehr zufrieden, und ich glaube, die auch mit uns", sagt Scholz. Er erwartet, dass sich viele der Betroffenen auf die auszuschreibenden UKSH-Stellen bewerben werden.

Zurück zum Neubau: Hinter Scholz und seinen Mitarbeitern liegen über 600 Diskussionsrunden mit einer vierstelligen Zahl an Beteiligten. Beschlossen ist eine öffentlich-private Partnerschaft zwischen dem Land und einem Konsortium großer Unternehmen. Insgesamt werden in den kommenden 30 Jahren 1,7 Milliarden Euro investiert, von denen 520 Millionen Euro auf die Neubauten und 160 Millionen Euro auf Forschung und Lehre zusätzlich entfallen. Der Rest der Summe wäre in diesem Zeitraum ohnehin investiert worden. Die halbe Milliarde für den Neubau klingt zwar gigantisch, doch Scholz ist sicher, dass diese Summe optimal verhandelt ist. Er verweist in diesem Zusammenhang auf die finanziellen Volumina an vereinzelten anderen deutschen Universitätsstandorten, während es in Schleswig-Holstein um zwei Standorte geht. Zur der oft geäußerten Befürchtung, dass die jetzt veröffentlichten Preise am Ende deutlich überschritten werden könnten, stellt Scholz klar: "Bei dem vereinbarten Volumen handelt es sich um einen Festpreis." Denn Planung, Bau und Betrieb kommen beim Neubau des UKSH aus einer Hand - damit gibt es auch nur einen Verantwortlichen. Preissteigerungen für den Auftraggeber sind ausgeschlossen, weil die Gewerke nicht einzeln ausgeschrieben wurden. Bei Einzelausschreibungen, die ja im Laufe mehrerer Jahre hätten erfolgen müssen, wären Preissteigerungen für einzelne Leistungen oder Rohstoffe die Folge gewesen. Diese Gefahr besteht für das UKSH nicht; das Risiko liegt bei den ausführenden Firmen.

Warum das UKSH eine so kostenaufwendige Sanierung benötigt, erschließt sich bei einem Rundgang über die Standorte. Die Bausubstanz ist an vielen Gebäuden veraltet. Die HNO-Klinik und die Augenklinik in Lübeck befinden sich in Lazarettbaracken aus dem Jahr 1936. Die Innere Medizin in Kiel ist im früheren Marinelazarett untergebracht, das ebenfalls vor dem Zweiten Weltkrieg erbaut wurde. Und auch in der Radiologie, der Augenklinik und der Alten Chirurgie in Kiel "gibt es Gebäude- und Technikkonfigurationen, die einen angemessenen Klinikbetrieb nicht mehr erlauben. Damit ist ein Großteil der Gebäude nicht mehr unter klinischen und wirtschaftlichen Aspekten zu betreiben", wie das UKSH feststellt. Zu den vergleichsweise neuen Gebäuden wie etwa dem in den 80er Jahren errichteten Lübecker Zentralklinikum ist festzustellen, dass die technische Gebäudeausrüstung alle 25 Jahre grundlegend sanierungsbedürftig ist. Ein Neubau auf der "grünen Wiese" wurde übrigens im Vorwege geprüft. Dies hätte laut UKSH zu erheblichen Mehrkosten geführt.


Randspalten

520 Mio. Euro beträgt das Darlehen für den UKSH-Neubau in Kiel und Lübeck.

390 Stellen sollen nach der baulichen Optimierung eingespart werden.

160 Mio. Euro fließen zusätzlich in die Forschung und Lehre.


Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 1/2015 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2015/201501/h15014a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de


Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:

- Prof. Jens Scholz, Vorstandsvorsitzender des UKSH

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
68. Jahrgang, Januar 2015, Seite 13
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
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Redaktion: Dirk Schnack (Ltg.)
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. April 2015

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