Schattenblick → INFOPOOL → MEDIZIN → GESUNDHEITSWESEN


AUSLAND/2400: Syrien / Ost-Aleppo - Zwei Kliniken bei Luftangriffen getroffen (Ärzte ohne Grenzen)


Ärzte ohne Grenzen - 17. November 2016

Syrien / Ost-Aleppo: Zwei Kliniken bei Luftangriffen getroffen - 1.500

Kinder benötigen spezialisierte medizinische Behandlung


Am Mittwoch (16.11.) wurden erneut zwei von Ärzte ohne Grenzen unterstützte Kliniken im belagerten Osten Aleppos bei Luftangriffen getroffen. Eines der beiden Krankenhäuser ist die letzte verbliebene Kinderklinik. In der Umgebung gab es am Mittwochmorgen mehr als 50 Einschläge. Das Personal der Klinik konnte die Kinder, darunter Frühchen in Inkubatoren, in den Keller des Gebäudes bringen, wo sie etwas sicherer sind. Das zweite Krankenhaus ist eine chirurgische Klinik.

Unter den etwa 250.000 Menschen, die noch in Ost-Aleppo leben, sind auch viele Kinder. Für sie sind der Belagerungszustand und die wochenlangen Kämpfe und Bombardements besonders verheerend. In der einzigen auf Kinder spezialisierten Klinik arbeiten noch zwei ausgebildete Kinderärzte und zwei Medizinstudenten im letzten Ausbildungsjahr. Einen Kinderchirurgen gibt es nicht mehr. Rund 1.500 Kinder in Ost-Aleppo benötigen derzeit spezialisierte medizinische Versorgung. Diese ist nicht verfügbar.

Allein vom 22. September bis zum 19. Oktober wurden mehr als 130 Kinder bei Luftangriffen getötet und mindestens 468 verletzt. Viele Kinder sterben aber auch, weil keine Medikamente für sie da sind, weil es an Platz auf den Intensivstationen und spezialisiertem Personal fehlt oder weil die Menschen wegen der Luftangriffe und Kämpfe mit den kranken Kindern zuhause warten müssen, bis es ruhiger ist. Dann ist es aber für die Kinder häufig zu spät. Mangelernährung und Impflücken machen die Kinder zudem empfänglich für vermeidbare Krankheiten wie Masern, Meningitis und Polio.

Krankenhäuser in Ost-Aleppo unter Beschuss

Alle acht verbliebenen Kliniken im belagerten Ostteil Aleppos sind in den vergangenen vier Monaten beschossen worden, eine sogar sechsmal. Insgesamt wurden sie 29 Mal angegriffen. Auch sechs Krankenwagen wurden getroffen. Höchstens 32 Ärzte befinden sich noch in den verbliebenen Kliniken. Durch die hohe Zahl an Verletzten im September und Oktober (mehr als 2.100 in den acht Kliniken vom 22.9.-19.10.) sind die Medikamentenvorräte beinahe aufgebraucht. Auch Treibstoff für die Generatoren ist kaum mehr vorhanden, Trinkwasser ist ebenso knapp. Ärzte ohne Grenzen hat die acht Kliniken bis zum Beginn der Belagerung im Sommer mit Medikamenten sowie medizinischer und logistischer Ausrüstung unterstützt und ist noch immer mit den verbliebenen Ärzten in Kontakt.

*

Quelle:
Ärzte ohne Grenzen e. V. / Medecins Sans Frontieres
Pressemitteilung vom 17. November 2016
Am Koellnischen Park 1 - 10179 Berlin - Germany
Pressestelle: Telefon: + 49 (30) 700 130 - 230
Fax: + 49 (30) 700 130 - 340
E-Mail: office@berlin.msf.org
Internet: www.aerzte-ohne-grenzen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. November 2016

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang