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AUSLAND/2027: Uganda - Importierte HIV/Aids-Medikamente unterlaufen Preise einheimischer Produkte (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 23. Dezember 2013

Uganda: Importierte HIV/Aids-Medikamente unterlaufen Preise einheimischer Produkte

von Wambi Michael



Kampala, 23. Dezember (IPS) - Die Regierung in Uganda arbeitet derzeit an der Umsetzung ihres Versprechens, die lokale Produktion von Antiretroviralen (ARVs) und Malariamedikamenten vor der Konkurrenz aus dem Ausland zu schützen.

Nach dem Abschluss eines Abkommens 2009 mit dem indischen Generikahersteller 'Cipla Limited' hatte das ugandische Unternehmen 'Quality Chemicals Limited' (QCIL) mit der Herstellung der ARVs gegen HIV/Aids und den Artemesinin-Präparaten gegen Malaria begonnen. Doch die Arzneien sind teurer als die in Indien, China und Pakistan und sogar im Westen produzierten Generika.

Der Ugandische Verband der Arzneihersteller schätzt den ugandischen Pharmamarkt auf 276 Millionen Dollar. 90 Prozent der dort gehandelten Medikamente werden importiert. Nach Ansicht von Paul Asiimwe, einem auf Patentrecht spezialisierten Anwalt, genießen QCIL und andere lokale Hersteller nicht den Schutz, den sie brauchen, um gegenüber den ausländischen Generikaherstellern bestehen zu können.

Allerdings räumt er ein, dass die Möglichkeiten der Regierung, hier einzugreifen, begrenzt sind. "Das Problem ist, dass Uganda nicht auf ugandische Medikamente zurückgreifen kann, weil Geber und der Globale Fonds für Aids, Tuberkulose und Malaria vielfach für die Therapien aufkommen. Diese jedoch verlangen Ausschreibungen und erteilen den preiswertesten Anbietern den Auftrag."

Auf diese Weise konnten sich die großen Pharmakonzerne den Löwenanteil der fast 20 Milliarden Dollar sichern, die der Globale Fonds 2010 für Medikamente ausgegeben hat, die für 144 Länder bestimmt waren.

Denis Kibira, der Medikamentenberater der Koalition für Gesundheitsförderung und soziale Entwicklung (HEPS-Uganda), fürchtet, dass die Preise für lokal produzierte ARVs in Uganda solange hoch bleiben, bis sich die Regierung und ihre Partner wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit den bislang vorgebrachten "pingeligen Einwänden" auseinandersetzen.


Einkauf der Wirkstoffe zu teuer

"Die Preise für örtlich hergestellte Arzneien werden erst dann sinken, wenn die Produktionskosten durch den Zugang zu einer bezahlbaren Finanzierung des Sektors, einer verbesserten Straßeninfrastruktur und der lokalen Produktion pharmazeutischer Inhaltsstoffe verringert werden können", so Kibira weiter. Bisher seien die Kosten für die Wirkstoffe viel zu hoch und würden durch die Nachfrage anderer Länder bestimmt.

QCIL-Geschäftsführer Emmanuel Katongole hat sich inzwischen mit der Bitte an die Regierung gewandt, seiner Firma bei der Beschaffung der Wirkstoffe zu helfen. "Es ist viel zu teuer, Rohstoffe aus Indien einzuführen", sagt Katongole. Die Kultivierung der Artemisia-Pflanze in Teilen Ugandas habe bisher nicht zur Reduzierung der Produktionskosten der Malariamittel geführt, weil ugandische Artemisia-Pflanzen noch nicht von der WHO zugelassen wurden, fügt er hinzu.

Diejenigen, die sich für einen besseren Zugang zu ARVs und anderen Medikamenten einsetzen, sind der Meinung, dass Uganda viel mehr als bisher von den Ausnahmebestimmungen der Welthandelsorganisation profitieren sollte, die kürzlich bis 2021 verlängert worden sind, und sich die Technologie zur Herstellung hochwertiger preiswerter Medikamente zunutze machen sollte.


TRIPS-Spielräume nutzen

Moses Mulumba, der Geschäftsführer vom 'Centre for Human Rights and Development' (CEHURD), das sich für die lokale Generika-Produktion einsetzt, meint dazu: "Wir sollten nicht ewig von Medikamentenimporten abhängen. Deshalb denke ich, dass wir eine Regelung brauchen, um mit den Herausforderungen fertig zu werden, die unsere ARVs so teuer machen." Seiner Meinung nach ist die Zeit gekommen, um den politischen Spielraum im Rahmen der 'Handelsbezogenen geistigen Eigentumsrechte' (TRIPS) auszureizen und nicht bis 2021 abzuwarten, wenn er nicht mehr gegeben sei.

Auch Ugandas Gesundheitsministerin Sarah Opendi räumt ein, dass der lokale Pharmasektor vor großen Herausforderungen steht. "Doch niemand kann sagen, dass wir Quality Chemicals Limited nicht unterstützt hätten, damit es zu dem Punkt kommt, wo es sich derzeit befindet. Es liegt in unserem unbedingten Interesse, unsere Medikamente selbst zu produzieren."

Gordon Sematiko, Leiter der Nationalen Medikamentenbehörde, kündigte an, dass die NDA in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium an einer neuen nationalen Pharmastrategie arbeite, die konkrete Maßnahmen zur Verringerung der Abhängigkeit von importierten Arzneien vorsieht. "Von dem Plan versprechen wir uns eine Verbesserung der Herstellungspraktiken und dadurch eine größere Wettbewerbsfähigkeit unserer Medikamente auf unserem Markt." (Ende/IPS/kb/2013)


Links:

http://www.cehurd.org/
http://www.ipsnews.net/2013/12/ugandan-arv-manufacturers-struggling-market-drugs/

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IPS-Tagesdienst vom 23. Dezember 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Dezember 2013