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AUSLAND/1893: Ärzte ohne Grenzen bleibt Zugang zu von Gewalt betroffenen Gemeinden verwehrt (ÄoG)


Ärzte ohne Grenzen - 5. November 2012

Myanmar: Ärzte ohne Grenzen bleibt Zugang zu von Gewalt betroffenen Gemeinden verwehrt

Aufstockung der medizinischen Hilfe dringend nötig



In den vergangenen Tagen haben Teams von Ärzte ohne Grenzen gemeinsam mit der Regierung und anderen internationalen humanitären Organisationen die medizinischen Bedürfnisse von tausenden aktuell von der Gewalt vertriebenen Menschen in der Nähe der Stadt Sittwe und den umliegenden Gemeinden evaluiert. Sie haben Nahrung und Wasser bereitgestellt und eine medizinische Notfallversorgung eingerichtet. Da viele Menschen ihr gesamtes Hab und Gut verloren haben, sind sie sehr geschwächt und ihr Gesundheitszustand kann sich rasch verschlechtern.

Die herrschenden Feindseligkeiten, die sich teilweise gegen Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen richten, machen es zunehmend schwierig, das Gesundheitsministerium dabei zu unterstützen, bereits überfüllte Krankenhäuser zu betreiben und neue Vertriebene zu erreichen. "Es ist schockierend, dass unser Einsatz behindert wird und wir bedroht werden, weil wir medizinische Hilfe für Menschen in Not leisten wollen", sagt Joe Belliveau, bei Ärzte ohne Grenzen programmverantwortlich für Myanmar. "Dadurch bleiben Zehntausende ohne die medizinische Versorgung, die sie dringend bräuchten."

Auch langfristige Projekte von Ärzte ohne Grenzen sind von der Unterbrechung betroffen. Letzte Woche musste in Sittwe die geplante Eröffnung eines neuen Gesundheitszentrums wegen Protesten verschoben werden. Zudem wird die Zahl unbehandelter Malaria-Erkrankungen in der bevorstehenden Malaria-Hochsaison schnell steigen, wenn die Behandlungszentren von Ärzte ohne Grenzen in den Gemeinden Kyauk Taw, Minbya und Paletwa nicht schnellstmöglich wieder mit Medikamenten versorgt werden.

Ärzte ohne Grenzen betreibt in Rakhine seit fast 20 Jahren eines seiner größten Gesundheitsprogramme weltweit. Die Patienten stammen aus allen ethnischen und religiösen Gruppen in Rakhine. Seit dem Gewaltausbruch im Juni können die Teams jedoch nur noch einen Bruchteil ihrer Kapazitäten einsetzen, da der Zugang zu den Betroffenen aufgrund von Drohungen und Einschüchterungen stark eingeschränkt ist. Zehntausende Langzeitpatienten sind seit Monaten ohne Behandlung.

"Ärzte ohne Grenzen könnte für die kürzlich Vertriebenen, die Menschen in den bereits bestehenden Übergangslagern und die Langzeitpatienten, die schon viel zu lang ohne Behandlung sind, viel mehr tun, wenn die Feindseligkeit einiger Gruppen uns nicht daran hindern würde", sagt Belliveau. Die medizinische Hilfe für alle Betroffenen im Bundesstaat Rakhine muss dringend ausgeweitet werden. Ärzte ohne Grenzen fordert daher freien Zugang und Toleranz für die Bereitstellung medizinischer Versorgung.

Ärzte ohne Grenzen ist seit 1994 im Bundesstaat Rakhine in Myanmar im Einsatz. Die medizinischen Aktivitäten konzentrieren sich hauptsächlich auf die Basisversorgung, die Behandlung von Malaria, HIV und Tuberkulose. 2011 behandelte die Organisation 487.000 Menschen, darunter rund 75.000 Malaria-Patienten. 24.000 Behandlungen betrafen die Gesundheit von Müttern. Weiter versorgte Ärzte ohne Grenzen mehr als 600 Aids-Patienten.

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Quelle:
Ärzte ohne Grenzen
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Internet: www.aerzte-ohne-grenzen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. November 2012