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AUSLAND/1810: Tansania - Kampf der Tsetsefliege, auch Antilope, Giraffe und Co. verbreiten Insekt (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 13. März 2012

Tansania: Kampf der Tsetsefliege - Auch Antilope, Giraffe und Co. verbreiten Insekt

von Grit Porsch


Berlin, 13. März (IPS) - Tansanias weiträumige Naturparks mit ihrer reichen Vielfalt an Großwildtieren wie Antilopen, Giraffen, Büffeln und Zebras lassen den Tourismus florieren. Mit Einnahmen von fast 1,8 Milliarden US-Dollar jährlich ist er ein wichtiges wirtschaftliches Standbein des ostafrikanischen Landes. Doch durch das fotogene Großwild breitet sich auch die Tsetsefliege aus und mit ihr die durch sie übertragene und in der Region endemische Schlafkrankheit (Trypanosomiasis).

Zum Schutz der in der Nähe von Wildparks lebenden Einheimischen fordern Gesundheitsexperten deshalb eine ausgewogene Parkpolitik. Viele ländliche Gemeinden geraten in Bedrängnis, weil ihnen die Nationalparks immer näher rücken. Eine nationale Strategie zur Bekämpfung der Schlafkrankheit müsse her, empfiehlt Imna Malele vom Forschungsinstitut für Tsetse und Trypanosomiasis (TTRI) in der Hafenstadt Tanga. So könnte etwa im Norden von Kigoma am Tanganyikasee bis Arusha die Einrichtung einer Pufferzone die Anrainer vor Stichen der Tsetsefliegen aus dem Parkgelände schützen und das Infektionsrisiko verringern.

Die Erreger der afrikanischen Schlafkrankheit sind Parasiten, die durch Tsetsefliegen übertragen werden. Die Anfangssymptome einer Infektion sind Fieber, Ödeme und Schüttelfrost. Es folgen Nervenschäden, Krampfanfälle und Koordinationsstörungen. Ohne eine medizinische Behandlung endet sie tödlich.

In einem Bericht des UN-Informationsdienstes IRIN schildert Furaha Mramba, Direktorin des TTRI, die zahlreichen Probleme, die in Tansania die Bekämpfung der Krankheit erschweren. Die unzureichende Finanzierung der Forschungslabors, die neue Lockfallen für Tsetsefliegen und andere Bekämpfungsmethoden entwickeln, gehört dazu wie die Wilderer, vor denen das Großwild über Parkgrenzen hinaus flieht und so die Mückenlarven weiter verbreitet.

Auch Tansanias wachsende Bevölkerung, die nach Berechnungen der Weltbank 2012 um zwei Prozent zunimmt, macht den Forschern zu schaffen. 75 Prozent der 37 Millionen Tansanier leben auf dem Land. "In der Nähe der Nationalparks stehen die Hütten praktisch Wand an Wand mit der Parkgrenze", berichtet Mramba.


Fehldiagnosen

Die Wissenschaftlerin betont, dass es trotz der Feststellung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), mit weniger als 100 neuen Fällen pro Jahr sei die Schlafkrankheit in Tansania auf dem Rückzug, schwierig sei, wirklich verlässliche Zahlen zu bekommen. Die Krankheit werde häufig nicht erkannt und wegen ähnlicher Symptome als Malaria oder HIV diagnostiziert. "Die meisten Menschen, die daran erkranken, leben in unzugänglichen Gebieten, in denen es keine Krankenhäuser gibt und lassen sich von traditionellen Heilern behandeln."

Über die Bekämpfung der Tsetsefliege in Tansanias großräumigen Nationalparks vertreten die Gesundheitsbehörden einerseits und die für die Nationalparks zuständige Behörde TANAPA und das Ministerium für Nationale Ressourcen und Tourismus andererseits kontroverse Ansichten. In einigen Regionen, etwa am nordwestlichen Manyara-See, habe man den Einsatz von Pestiziden getestet, berichtet Malele. Doch bei TANAPA und dem Tourismusministerium sei die Anwendung der chemischen Keule verpönt, kritisiert sie. "Sie halten Tsetsefliegen für einen wichtigen Teil der Ökologie." Somit bleibt nur der weniger umstrittene Versuch, der Tsetsefliegen Herr zu werden. Man lockt sie in so genannte Nze-Fallen, die mit tödlichen Pestiziden getränkt sind. (Ende/IPS/mp/2012)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. März 2012