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AUSLAND/1647: Côte d'Ivoire - Politisches Patt lähmt Gesundheitsprojekte (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 25. Januar 2011

Côte d'Ivoire - Politisches Patt lähmt Gesundheitsprojekte

Von Fulgence Zamblé


Abidjan, 25. Januar (IPS) - Das politische Patt zwischen Alassane Ouattara, der von den UN als Gewinner der Wahlen vom 28. November anerkannt wurde, und dem amtierenden Präsident Laurent Gbagbo, der sein Amt nicht niederlegen will, birgt nicht nur politischen Sprengstoff. Befürchtet wird auch der Ausbruch schwerer Virusinfektionen, sollten sich die notwendigen Impfaktionen nicht ungehindert durchführen lassen. Zudem gehen vielen Krankenhäusern Personal und Medikamente aus.

Wie der Gesundheitsmitarbeiter Daouda Soro im IPS-Telefongespräch aus der nordivorischen Stadt Odienné berichtete, ist der Nachschub für die lokalen Kliniken seit zwei Monaten unterbrochen. "Kranke Menschen sind dazu übergegangen, sich selbst mit Medikamenten zu behandeln, die sie auf der Straße kaufen", erläuterte er.

Im Nordwesten des Landes verlassen Mitarbeiter der staatlichen Krankenhäuser aus Angst vor Übergriffen der ehemaligen Rebellen die Region. So sagte der Pfleger Aurélien Kouamé, der zusammen mit drei Kollegen aus Borotou zum Regierungssitz Abidjan gekommen ist, dass da, wo er herkomme, viele Gesundheitseinrichtungen inzwischen verwaist seien.


Impfungen stocken

Doch Mediziner sorgen sich vor allem um die Probleme bei der Durchführung mehrerer Impfkampagnen. So waren die Polioimpfungen von 6,8 Millionen Kindern unter fünf Jahren bereits vor dem ersten Wahlgang vom 31. Oktober ins Stocken geraten. Aus diesem Grund wird über eine Neuauflage der Impfaktion gegen die gefährliche Kinderlähmung nachgedacht.

"Wir können nicht mit Sicherheit sagen, ob wir mit unserer letzten Kampagne vom 26. bis 29. Oktober tatsächlich 90 Prozent des Landes abdecken konnten", gab die Krankenschwester Aurélien Kouamé zu bedenken. "Die Impfdosen waren vorrätig, aber erreichten aufgrund der politischen Situation die Zielgruppen nicht."

Wohl aber wird derzeit eine dringende Impfaktion, die bereits zweimal verschobenen wurde, durchgeführt. Seit dem 22. Januar immunisiert das Weltkinderhilfswerk UNICEF 830.000 Erwachsende und Kleinkinder in vier Bezirken gegen Gelbfieber. Mit der 100.000 US-Dollar teuren Kampagne reagiert die Hilfsorganisation auf die Epidemie, die vor drei Monaten aus dem Zentrum und Norden des Landes gemeldet wurde.

Gelbfieber ist eine von Stechmücken übertragene Virusinfektion, an der weltweit jedes Jahr 200.000 Menschen erkranken und 30.000 sterben. Gegen die Krankheit selbst gibt es kein Medikament, wohl Impfungen, die einen zehnjährigen Infektionsschutz bieten.

Die von der Weltgesundheitsorganisation vorgesehene Immunisierungskampagne gegen Meningitis (Hirnhautentzündung), die Impfungen in 25 Ländern des sogenannten 'Meningitisgürtels' mit einem neuen Vakzin vorsah, konnte gar nicht erst starten.

Die in Abidjan praktizierende Allgemeinmedizinerin Kadi Kamara befürchtet bereits einen Meningitis-Ausbruch wie Januar und Februar 2008. Damals starben 209 Menschen im Zentrum und im Norden des Landes. "Wir befinden uns quasi in der gleichen Jahreszeit. Zusammen mit einer Gelbfieberinfektion könnte der Ausbruch von Meningitis für die Menschen zur Katastrophe werden." (Ende/IPS/kb/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Januar 2011