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AUSLAND/1605: Weltbevölkerungsbericht - Jugendliche in Konfliktregionen (DSW)


DSW [news] - Oktober 2010
Deutsche Stiftung Weltbevölkerung

Aus dem Weltbevölkerungsbericht: Jugendliche in Konfliktregionen


In Entwicklungsländern generell und insbesondere in Ländern, die in ihrer jüngeren Vergangenheit Kriege und Konflikte überstanden haben, stellen junge Menschen einen großen Anteil der Gesamtbevölkerung. Oft haben sie Gewalt und Vertreibung erlebt, und häufig wurden sie selbst von der Armee oder von Rebellengruppen zwangsrekrutiert. Im aktuellen Weltbevölkerungsbericht geht es auch um das Schicksal dieser jungen Menschen.


Neben den unmittelbar mit Konflikten verbundenen körperlichen Gefahren sind junge Menschen in Konfliktsituationen auch einem hohen HIV-Infektionsrisiko ausgesetzt. Wenn die Familien- und Gemeinschaftsstrukturen, die normalerweise das Verhalten beeinflussen, in Notsituationen geschwächt werden, können Armut, soziale Instabilität und Machtlosigkeit junge Menschen dazu verleiten, Sex im Austausch für Nahrung, Schutz und andere Dienstleistungen anzubieten. Das HIV-Infektionsrisiko wird darüber hinaus durch den Mangel an Verhütungsmitteln und den fehlenden Zugang zur HIV/Aids-Prävention zusätzlich erhöht.

Auch für Jugendliche, die als Kämpfer zwangsrekrutiert wurden, ist die Gefahr groß, sich mit HIV anzustecken: sei es durch sexuelle Gewalt seitens älterer Soldaten oder durch explizite Befehle von Kommandeuren, sich an Vergewaltigungen zu beteiligen. Weltweit sind mindestens 15 Millionen junge Menschen in Konflikten und damit zusammenhängenden Notsituationen von HIV/Aids bedroht.

Probleme nach dem Konflikt

Nachdem die eigentlichen Auseinandersetzungen in ihrem Heimatland beendet sind, wenn die Phase des Wiederaufbaus beginnt, sind die Probleme für die jungen Menschen noch lange nicht vorbei. Oft gilt es, traumatische Erfahrungen im Zusammenhang mit Gewalt und Vertreibung zu verarbeiten. Nicht nur eigenes Erleben, sondern auch Traumata naher Verwandter können für junge Menschen belastend sein. Dubravka Slcic-Dizdaevic, Leiterin des Rehabilitationszentrums für Folteropfer in Sarajevo, beschreibt dieses Phänomen am Beispiel der Folterübertragung: "Opfer sind nicht nur die Menschen, die selbst im Krieg gefoltert wurden. Folter zielt auch darauf ab, die gesamte Familie des Gefolterten zu Opfern zu machen." 10.000 Menschen wurden in den vergangenen 13 Jahren in der Folge des Balkankriegs in ihrem Rehabilitationszentrum behandelt. Vielfach waren es auch Ehepartner oder Kinder der Folteropfer. Diese nehmen die professionelle Hilfe allerdings oft erst sehr spät in Anspruch.

Um mit traumatischen Erlebnissen umzugehen, gilt für Kinder und Jugendliche die Rückkehr in einen geordneten Alltag als zentral. In der Wiederaufbauphase ist es deshalb besonders wichtig, dass beispielsweise Schulen schnell wieder ihren Betrieb aufnehmen können, und für die Kinder und Jugendlichen so ein Stück Normalität zurückkehrt.

Quelle: Weltbevölkerungsbericht 2010.
Neue UN-Zahlen: Müttersterblichkeit geht weltweit zurück     


Die deutsche Kurzfassung des aktuellen Weltbevölkerungsberichts "Krise, Frieden, Wiederaufbau: Gesellschaften im Wandel", der sich unter anderem mit geschlechtsspezifischer Gewalt in Konfliktregionen beschäftigt, können Sie hier kostenlos herunterladen:
http://www.weltbevoelkerung.de/publikationen/weltbevoelkerungsbericht2010.shtml?navanchor=1010051

oder in gedruckter Form bestellen:
http://www.weltbevoelkerung.de/publikationen/bestellformular.php

Eine Zusammenfassung des Weltbevölkerungsberichts finden Sie hier:
http://www.weltbevoelkerung.de/pdf/Zusammenfassungwbb2010.pdf

Ein Infoblatt zu den Resolutionen des UN-Sicherheitsrates zu Frauen, Frieden und Sicherheit finden Sie hier:
http://www.weltbevoelkerung.de/pdf/Infoblatt_Resolutionen_Weltsicherheitsrat.pdf

Infoblätter zu weiteren Themen des Weltbevölkerungsberichts finden Sie hier
http://www.weltbevoelkerung.de/pdf/Grafiken_und_Infos_2010_final.pdf


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Die DSW [news] werden im Rahmen der europäischen Öffentlichkeitskampagne "Reproductive Health For All" herausgegeben. Die Kampagne wird von der Europäischen Union finanziell gefördert. Für den Inhalt der DSW [news] ist allein die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung verantwortlich; der Inhalt kann in keiner Weise als Standpunkt der Europäischen Union angesehen werden.

Internet: www.weltbevoelkerung.de/DSW_news/pdfs/DSW__news__Oktober_2010.pdf


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Quelle:
DSW [news] - Oktober 2010
Herausgeber: Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Oktober 2010