Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FAKTEN

UMWELT/692: Kohlebedingte Luftverschmutzung ist gesundheitsgefährdend (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände
EU-Koordination

EU-News - Freitag, 08. März 2013 / Emissionen

Kohlebedingte Luftverschmutzung ist gesundheitsgefährdend



Luftverschmutzung durch Kohle kostet jährlich bis zu 43 Milliarden Euro. Das hat eine Studie der Umwelt- und Gesundheitsorganisation HEAL über die durch Krankheiten verursachten Kosten durch Luftschadstoffe ergeben. EU-weit gebe es durch die Stromerzeugung aus Kohlekraftwerken jährlich mehr als 18.200 vorzeitige Todesfälle, etwa 8.500 neue Fälle von chronischer Bronchitis und über vier Millionen durch Krankheiten verlorene Arbeitstage.

Der Bericht ist eine der ersten wirtschaftlichen Bewertungen der gesundheitlichen Kosten von Luftverschmutzung durch Kohlekraftwerke in Europa und enthält neben den ermittelten Zahlen auch Aussagen von Gesundheitsschützern, medizinischen Experten und politischen Entscheidungsträgern. HEAL gibt außerdem Empfehlungen für Politik und Medizin, wie das Problem der bisher unbezahlten Gesundheitskosten anzugehen ist, auch um sicherzustellen, dass diese in zukünftigen Entscheidungen für die Energieversorgung berücksichtigt wird.

Die Emissionen aus Kohlekraftwerken in Europa tragen wesentlich zur Krankheitslast durch Umweltverschmutzung bei, heißt es in dem Bericht von HEAL. Die wirtschaftlichen Kosten gesundheitlicher Auswirkungen der Kohleverbrennung in Europa werden auf 42,8 Mrd. Euro pro Jahr geschätzt. Ergänzt man bei diesen Berechnungen die Emissionen aus Kohlekraftwerken in Kroatien, Serbien und der Türkei, erhöhen sich die die Zahlen für die Mortalität auf 23.300 vorzeitige Todesfälle oder 250.600 verlorene Lebensjahre. Die Gesamtgesundheitskosten stiegen dann auf sogar 54,7 Mrd. Euro jährlich. Die verursachten Kosten seien vor allem auf chronische Atemwegs-und Herz-Kreislauf-Krankheiten zurückzuführen. Kohlekraftwerke in Polen, Rumänien und Deutschland seien für mehr als die Hälfte der gesamten Auswirkungen auf die Gesundheit verantwortlich.

Die Europäische Umweltagentur (EEA) schätzt, dass 80 bis 90 Prozent der StadtbewohnerInnen in Europa Feinstaub- und Ozonwerten ausgesetzt sind, die höher sind als die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Grenzwerte. Kohlekraftwerke seien die wichtigste Quelle der industriellen Luftverschmutzung. Ein großes Kohlekraftwerk emittiere mehrere Tausend Tonnen gefährliche Luftschadstoffe jedes Jahr und habe eine durchschnittliche Lebensdauer von mindestens 40 Jahren. Der Bau neuer Kohlekraftwerke würde bedeuten, dass der Ausstoß schädlicher Emissionen und deren Auswirkungen auf die Gesundheit für viele Jahre fortgesetzt würden. Damit würden Erfolge der Schadstoffreduktion in anderen Sektoren automatisch zunichte gemacht. Kohleverbrennung sei damit nicht nur ein Klima-, sondern auch ein Gesundheitsproblem.

Die langfristige Exposition von Luftschadstoffen wie Feinstaub, Schwefeldioxid und Stickoxide - sowie daraus entstehendes bodennahes Ozon - schädigten die Lunge und das Herz. Chronische Erkrankungen der Atemwege wie chronische Bronchitis, Lungenemphysem und Lungenkrebs sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt, Herzinsuffizienz, ischämischen Herzerkrankungen und Herzrhythmusstörungen seien die Folge.

Akute Wirkungen könnten respiratorische Symptome wie ein Engegefühl in der Brust, Husten sowie verschlimmerte Asthmaattacken sein. Kinder, ältere Menschen und Patienten mit einer zugrunde liegenden Erkrankung seien anfälliger für diese Effekte. Jüngere Untersuchungen zeigten zudem, dass die Luftverschmutzung auch zu einem niedrigeren Geburtsgewicht und Frühgeburten führen könne, wenn die werdenden Mütter in der Schwangerschaft erhöhten Schadstoffkonzentrationen ausgesetzt seien.

Andere gefährliche Stoffe aus den Schornsteinen von Kohlekraftwerken seien Schwermetalle wie Quecksilber und persistente organische Schadstoffe (POPs) wie Dioxine und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Diese können entweder über die Einatmung oder indirekt über Lebensmittel und Wasser in den menschlichen Organismus gelanden. Besonders Quecksilberemissionen sind schädlich. Sie können die kognitive Entwicklung von Kindern beeinträchtigen und irreversible Schäden lebenswichtiger Organe von Föten verursachen. [jg]

Pressemitteilung und Bericht von HEAL
http://www.env-health.org/news/latest-news/article/the-unpaid-health-bill-how-coal

*

Quelle:
EU-News, 08.03.2013
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. März 2013