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RAUCHEN/495: Pazifik - Erschreckend viele Raucher, Tabakkonsum soll stärker kontrolliert werden (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 21. August 2013

Pazifik: Erschreckend viele Raucher - Tabakkonsum soll stärker kontrolliert werden

von Catherine Wilson


Bild: © Catherine Wilson/IPS

Zigaretten sind nicht nur in Port Moresby in Papua-Neuguinea begehrt
Bild: © Catherine Wilson/IPS

Sydney, 21. August (IPS) - Die Inselstaaten im westlichen Pazifik haben nicht-übertragbaren Krankheiten, die unter anderem durch einen hohen Nikotinkonsum ausgelöst werden und für 75 Prozent aller Todesfälle in der Region verantwortlich sind, den Kampf angesagt. In der Region lebt etwa ein Drittel aller Raucher auf der Welt.

In Kiribati und auf den Marshall-Inseln wurde mit jeweils 25,7 Prozent und 22,2 Prozent die höchste globale Diabetes-Rate ermittelt. Die Fidschi-Inseln liegen bei der Anzahl der Todesfälle durch nicht-übertragbare Krankheiten - 501 pro 100.000 Einwohner - weltweit an der Spitze. Neben übermäßigem Zigarettenkonsum gehören auch Alkoholmissbrauch, schlechte Ernährung und körperliche Inaktivität zu den auslösenden Faktoren. Die Probleme verschärfen sich durch die rasche Verstädterung und den zunehmenden Konsum der Menschen.

2011 rückten die pazifischen Inselstaaten die nicht-übertragbaren Krankheiten in das Zentrum einer Gesundheits- und Entwicklungsstrategie. Dass die Gesundheitsbehörden finanziell und kapazitätsmäßig überfordert sind, bietet zunehmend Anlass zur Sorge. Der Großteil der Kosten wird von den Regierungen getragen, und es gibt wenig Potenzial, die Budgets weiter zu erhöhen.

Wendy Snowdon vom Pazifischen Forschungszentrum für die Prävention von Fettleibigkeit und nicht-übertragbaren Krankheiten der Medizinischen Fakultät in Fidschi ist aber davon überzeugt, dass selbst Länder mit hohen Einkommen das Problem der nicht-übertragbaren Krankheiten kaum in den Griff bekommen. "Die Behandlung dieser Krankheiten ist teuer. Statt die Finanzmittel für die Behandlung zu erhöhen, sollte die Prävention effizient vorangetrieben werden", meinte sie.

Die Abkehr von eingefahrenen Gewohnheiten und Kontrollen beim Zugang zu Tabak sind unabdingbar, um gegen Bluthochdruck, Diabetes, Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen anzugehen. Letztere führen in den meisten Fällen zum Tod. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO ist Tabak der zweithöchste Risikofaktor bei den Todesfällen durch nicht-übertragbare Krankheiten, von denen 80 Prozent in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen verzeichnet werden.


Auch Frauen greifen zunehmend zur Zigarette

Der Anteil der männlichen Raucher macht in Kiribati 74 Prozent, in Papua-Neuguinea 60 Prozent, in Tuvalu 55 Prozent und auf den Cook-Inseln 47 Prozent aus. Frauen greifen weniger als Männer zum Glimmstängel, doch die Zahl der Raucherinnen steigt. In Kiribati sind es derzeit 43 Prozent, auf den Cook-Inseln 41 Prozent und 27 Prozent in Papua-Neuguinea.

Stephanie Erick von der Initiative 'Tala Pasifika' aus Neuseeland, die die Einwohner des Pazifikraums über die Gefahren von Tabak aufklären soll, sieht das Rauchen tief in den kulturellen Gewohnheiten verwurzelt. Besucher aus Übersee brächten stets zollfrei eingeführte Zigaretten als Geschenk mit.

Ein im vergangenen Jahr veröffentlichter gemeinsamer Bericht der US-Gesundheitsstiftung 'Legacy' und der 'Pacific Partnership for Tobacco Free Islands' (PPFTI) weist darauf hin, dass die Abhängigkeit von Nikotin in der Region bereits in jungen Jahren entsteht. 25 Prozent der Oberschüler auf den Nördlichen Marianen sind Raucher. Auch auf den Marshall-Inseln fängt die Gewohnheit bei fast 90 Prozent der Tabakkonsumenten bereits im Teenageralter an.

Experten warnen davor, dass diese Generation mit ernsthaften sozio-ökonomischen Folgen rechnen muss. Ohnehin verzeichnet die Region auf dem Weg zu den Millenniumsentwicklungszielen der Vereinten Nationen nur mäßige Erfolge.

In vielen Staaten zeigt sich deutlich, dass der Tabakkonsum zunehmend zu Schlaganfällen mit Lähmungen, Amputationen und Erblindung führt. Auf den Fidschi-Inseln ist Diabetes der Hauptgrund für Amputationen und der zweitgrößte Risikofaktor für den Verlust des Augenlichtes bei Erwachsenen.

Ein Bericht der Universität von Sydney in Australien stellte fest, dass Rauchen für bis zu 47 Prozent aller Fälle von Lungenkrebs bei männlichen Bewohnern der Pazifikinseln verantwortlich ist. Für die nächsten zwei Jahrzehnte wird ein Anstieg auf bis zu 84 Prozent vorhergesagt.


Ehrgeizige Zielvorgaben

Die Regierungen der Staaten bemühen sich um konkrete Maßnahmen gegen diese Gefahren. Bei einem Forum über nicht-übertragbare Krankheiten standen in vergangenen Jahren Kontrollen des Tabakkonsums und die Weiterbildung von Personal im Gesundheitsbereich im Vordergrund. Als Ziel wurde festlegt, den Anteil der Todesfälle durch nicht-übertragbare Krankheiten bei Personen im Alter zwischen 30 und 70 Jahren bis 2025 um ein Viertel zu senken. Viele Gesundheitsdienstleister sind allerdings unterfinanziert und schlecht ausgestattet.

Ein wichtiger Schritt war die Ratifizierung der Rahmenkonvention zur Tabakkontrolle (FCTC) der Weltgesundheitsorganisation WHO durch alle Staaten und Territorien im Pazifik. Die Konvention sieht unter anderem eine Anhebung der Zigarettenpreise und Steuern vor, außerdem ein Verbot für Tabakwerbung sowie Rauchverbote an öffentlichen Orten. Die WHO ist davon überzeugt, dass eine zehnprozentige Preiserhöhung für Tabakprodukte zu einer bis zu achtprozentigen Abnahme des Konsums in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen führt.

Auf den Salomon-Inseln sind der Verkauf einzelner Zigaretten und das Rauchen an öffentlichen Orten seit diesem Jahr verboten. Auf den Fidschi-Inseln traten neue Regelungen in Kraft, die großflächige Gesundheitswarnungen auf Zigarettenschachteln vorschreiben.

Den größten Erfolg konnte im Juli der Mini-Inselstaat Niue vermelden. Demnach haben die nachhaltige Kontrolle des Tabakkonsums und verbesserte Gesundheitsmaßnahmen in den vergangenen Jahrzehnten bewirkt, dass der Anteil der männlichen Raucher um mehr als die Hälfte auf 15,8 Prozent zurückging. Bei den Frauen verringerte sich der Anteil um 17 Prozent auf 7,6 Prozent. Damit ist der Staat bereits über seine Zielvorgaben für das Jahr 2021 hinausgekommen. (Ende/IPS/ck/2013)


Links:

http://www.who.int/mediacentre/factsheets/fs339/en/
http://www.talapasifika.org.nz/
http://www.legacyforhealth.org/
http://www.ipsnews.net/2013/08/killer-smoke-blows-through-pacific-islands/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 21. August 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. August 2013