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GESUNDHEIT/877: Deutsche Gesundheits-Korrespondenz Nr. 11 - November 2010 (DGK)


DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e.V. - informationsdienst

dgk - Deutsche Gesundheits-Korrespondenz Nr. 11 - November 2010



So kommen Sie mit Kontaktlinsen entspannt durch den Winter
Vorsicht bei Husten, Schnupfen und Co.
Mehr Deutsche überleben den Kollaps des Herzens
"Zwei Drittel aller Herz-Operationen werden an Männern vorgenommen"
Der Liebe bei Diabetes auf die Sprünge helfen
Schwierigkeiten beim Sex können überwunden werden
KIND UND GESUNDHEIT
Winterschuhe: Besser größere Schuhe für kleine Füße
Kinderfüße wachsen schneller, als Eltern denken
Jeder vierte Mann bekommt den Babyblues
AUS WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG
Windpockenerkrankungen gehen zurück, beobachtet die Arbeitsgemeinschaft Masern und Varizellen (AGMV)
MELDUNGEN
Rauchen macht Jugendliche depressiv
Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz: eine Aufgabe für alle
SERVICE

Raute

So kommen Sie mit Kontaktlinsen entspannt durch den Winter

Vorsicht bei Husten, Schnupfen und Co.

(dgk) Beschlagene Brillen beim Betreten von warmen Räumen in der kalten Jahreszeit gehören für viele der Vergangenheit an. Im Winter werden Kontaktlinsen besonders gern getragen, weil sich die Sicht nach dem Spaziergang in der Kälte nicht trübt. Auch beim Wintersport zeigen die Linsen gegenüber der Brille einen gravierenden Vorteil: Sie passen problemlos unter die Skibrille. Dennoch sollten Kontaktlinsenträger im Winter einige Besonderheiten beachten.

Besonders wichtig ist, laut Dr. Gerald Böhme, Leiter des Ressorts Kontaktlinsen beim Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V., dass Kontaktlinsen bei Schnupfen, Husten und Fieber nicht getragen werden dürfen: "Über die Hände oder den Tränenkanal können Keime ins Auge gelangen. Dadurch kann es zu Hornhautentzündungen kommen, die schwerwiegende Folgen haben können." Dieses Risiko ist übrigens bei weichen Linsen größer als bei formstabilen.

Bei Linsenträgern mit Beschwerden durch trockene Augen könnten sich die Probleme durch die trocken-warme Heizungsluft verschärfen. Vor allem, wenn die warme Luft genau ins Auge bläst, wie es beispielsweise bei einer Autoheizung der Fall ist. "So etwas tritt beim Tragen weicher Linsen schneller auf, da diese vermehrt Tränenflüssigkeit an sich binden und das Auge schon dadurch trocken wird", erklärt Böhme. "Der Luftstrom sollte also nicht auf das Gesicht gerichtet werden. Besser ist es, den Fußraum zu beheizen. Bei den Heizungen moderner Autos spielt das aber eher eine untergeordnete Rolle."

Kontaktlinsen ersetzen übrigens nie die Sonnenbrille, obwohl mittlerweile einige Hersteller der beliebten Sehhilfen damit werben, dass die Linsen vor UV-Strahlung schützen würden. Dies muss vor allem auch beim Wintersport bedacht werden, da die UV-Strahlung in den Bergen besonders hoch ist. "Tragen Sie bei Bedarf bitte immer eine gute Sonnenbrille und beim Wintersport eine Skibrille, weil die Kontaktlinsen nur einen Teil des Auges abdecken", rät Böhme. Wen es nach einem Aufenthalt in eisiger Kälte nach der Wärme einer Sauna gelüstet, der braucht sich als Linsenträger keine Gedanken zu machen. Böhme: "Mit jeder Art Linse kann man ohne Probleme in die Sauna gehen".

Raute

Mehr Deutsche überleben den Kollaps des Herzens

"Zwei Drittel aller Herz-Operationen werden an Männern vorgenommen"

(dgk) Immer weniger Menschen sterben an einem akuten Herzinfarkt. Laut Herzbericht 2009, der auf der Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie vorgestellt wurde, ist die Zahl der Herzinfarkt-Toten seit dem Jahr 2000 um etwa 15 Prozent gesunken. Diese positive Entwicklung wird unter anderem auf eine bessere Diagnose und Behandlung zurückgeführt. Männer sind etwas häufiger von einem Infarkt betroffen als Frauen. "Pro 100.000 Einwohner und Jahr sterben in Deutschland 76 Männer und 63 Frauen an einem Herzinfarkt", sagt der Autor der Studie Dr. Ernst Bruckenberger, Hannover.

An einer ungleichen Behandlung kann die höhere Sterbeziffer der Männer eigentlich nicht liegen. "Zwei Drittel aller Herzoperationen werden an Männern vorgenommen und auch Herzkatheter-Untersuchungen und Ballondilatationen sind bei Männern häufiger als bei Frauen", wie Bruckenberger betont. Warum Männer häufiger an einem Herzinfarkt sterben als Frauen, kann der Herzbericht 2009 nicht erklären. "Ziel des Berichtes ist, solche Entwicklungen aufzuzeigen und dadurch eine Suche nach den Ursachen auszulösen." Möglicherweise spielen genetische Ursachen eine Rolle, ebenso wie eine ungesündere Lebensführung der Männer. Mit zunehmendem Alter verschwindet übrigens der Geschlechtsunterschied: "Bei über 90-Jährigen gibt es keinen Unterschied mehr bei der Sterbeziffer zwischen Männern und Frauen", so Bruckenberger.


Quellen:
Ernst Bruckenberger: Herzbericht 2009, 22. Bericht, Sektorenübergreifende Versorgungsanalyse zur Kardiologie und Herzchirurgie in Deutschland sowie vergleichende Daten aus Österreich und der Schweiz, Ärzteblatt.de vom 22.10.2010

Raute

Der Liebe bei Diabetes auf die Sprünge helfen

Schwierigkeiten beim Sex können überwunden werden

(RalA/dgk) Eine erfüllte Sexualität gehört zu einer glücklichen Partnerschaft. Doch die Zuckerkrankheit macht vor der Schlafzimmertür nicht Halt und ist häufig Ursache für Ebbe im Ehebett. So sind schätzungsweise 50 Prozent der Diabetiker nach dem 55. Lebensjahr von Erektionsstörungen betroffen. Leider werden Diabetespatienten von ihrem Arzt häufig nicht darüber aufgeklärt, welche Folgen ihre Erkrankung auf das Liebesleben haben kann. Lange Zeit galten diabetesbedingte sexuelle Störungen als reines Männerproblem. Mittlerweile ist jedoch bekannt, dass auch Diabetikerinnen betroffen sind - viele, ohne darüber zu sprechen. Frauen leiden vor allem unter mangelhafter Befeuchtung der Vagina, unter Müdigkeit, Depressionen und vermindertem sexuellen Verlangen. Da der Diabetes die Anfälligkeit für Infektionen erhöht, kann es bei ihnen nach dem Geschlechtsverkehr gehäuft zu Blaseninfektionen und Scheidenentzündungen kommen.

Warum Diabetiker oft unter sexuellen Störungen leiden, lässt sich leicht erklären: Zum einen kann die Zuckerkrankheit im Laufe der Zeit Nerven und Gefäße schädigen. Nervenschädigungen können beispielsweise die Schleimabsonderung der Scheidendrüsen hemmen, was Scheidentrockenheit und Schmerzen beim Sex zur Folge hat. Zum anderen können diabetische Folgeerkrankungen das sensible Gefäßsystem des Penis schädigen. Dessen Schwellkörper füllen sich dann nur noch unzureichend oder gar nicht mehr mit Blut, was die Erektionsfähigkeit beeinträchtigt. Schuld sind nicht selten auch Medikamente, auf die viele Diabetiker angewiesen sind. Diese Arzneimittel können sowohl das sexuelle Verlangen als auch die Erlebnisfähigkeit beeinträchtigen. Man sollte unbedingt das Gespräch mit dem behandelnden Arzt suchen und diese Problematik offen ansprechen. So kann z. B. auch ein Wechsel auf ein anderes Medikament in Erwägung gezogen werden, dass diese Nebenwirkungen nicht hat.

Diabetiker sollten daher sexuelle Störungen nicht verschweigen, sondern mit dem Arzt ihres Vertrauens darüber sprechen. Derartige Probleme können Frühwarnsymptome für diabetische Folgeerkrankungen wie Durchblutungsstörungen sein. Aber auch Nicht-Diabetiker sollten Schwierigkeiten nicht unter den Teppich kehren: Nicht selten ist es z. B. die Erektionsschwäche, die erstmals den Verdacht auf Diabetes aufkommen lässt. Für viele Schwierigkeiten beim Sex gibt es glücklicherweise Lösungen. Dabei richtet sich die Therapie nicht nur nach den Ursachen des Problems, sondern orientiert sich vor allem auch an den individuellen Bedürfnissen des Patienten.

Mehr zu diesem Thema erfahren Sie im kommenden "Ratgeber aus Ihrer Apotheke"/Ausgabe 11B/2010 (15. November).

Raute

KIND UND GESUNDHEIT

Winterschuhe: Besser größere Schuhe für kleine Füße

Kinderfüße wachsen schneller, als Eltern denken

(dgk) Bei jedem Wechsel der Jahreszeiten durchforsten Eltern die Bekleidungsbestände ihrer Sprösslinge: Was passt noch, was muss neu angeschafft werden? Bei vielen steht nun der Kauf von Winterschuhen an. Kein leichtes Unterfangen, denn die richtige Schuhgröße lässt sich bei Kindern mit der gewohnten "Daumenprobe" nicht sicher ermitteln. Die Gründe: Kinder ziehen meist reflexartig die Zehen ein, außerdem sind die Schuhkappen vor allem der Winterschuhe so fest, dass man die Zehen nicht ertasten kann. Und: Kinder bis zum Alter von zehn Jahren spüren oft nicht, ob der Schuh passt. Klar ist jedoch, dass Kinder bei zu kurzen Schuhen häufiger Fußfehlstellungen entwickeln als Altersgenossen mit passenden Schuhen.

"Eine Lösung für dieses Problem ist, dass die Eltern vor dem Schuhkauf eine Schablone vom Fuß anfertigen", rät Ursula Wappelhorst, Physiotherapeutin in Marburg. Dazu muss man den Fuß auf eine Pappe stellen und umranden, am großen Zeh noch 12 mm zugeben und die Schablone ausschneiden. "Lässt sich die Schablone gut in den Schuh legen, passt er. Bei Winterschuhen dürfen bis zu 17 mm zugegeben werden, damit die Kinder auch mal dicke Socken anziehen können", so Wappelhorst. Die Größe der vorhandenen Schuhe sollte alle drei bis vier Monate überprüft werden, denn Kinderfüße wachsen ziemlich schnell: Im Alter von drei bis sechs Jahren durchschnittlich 1 mm pro Monat, das entspricht etwa drei Schuhgrößen im Jahr. "Optimal ist es natürlich, wenn Sie die Innensohle der Schuhe rausnehmen können. Stellen Sie den Fuß Ihres Kindes auf die Sohle: So können Sie genau sehen, ob der Schuh noch passt."

Viele Eltern achten nicht auf die Beschaffenheit der Sohle. Das sollten sie aber tun, denn gerade bei Kinderschuhen ist es sehr wichtig, dass die Sohle weich ist und der Fuß gut abrollen kann. "Die Sohle soll aber nicht nur in Längsrichtung, sondern auch in Querrichtung flexibel sein, damit Vorfuß und Ferse gegeneinander verdreht werden können - wie es dem natürlichen Bewegungsablauf des menschlichen Fußes beim Gehen entspricht", erklärt die Physiotherapeutin. Die natürliche Bewegung verhilft zu einer gesunden Entwicklung der Fußwölbungen. Doch leider sind die Schuhsohlen gerade von Winterschuhen oft zu hart.


Buchtipp:
Wieland Kinz: Kinderfüße-Kinderschuhe; Alles Wissenswerte rund um kleine Füße und Schuhe.
ISBN 3-00-005879-6, 54 Seiten, gebunden

Raute

Jeder vierte Mann bekommt den Babyblues

(dgk) Jeder zehnte Mann durchleidet im ersten Jahr nach der Geburt seines Kindes eine Depression. Am schlimmsten scheint die Zeit drei bis sechs Monate nach der Geburt zu sein: In dieser Phase macht jeder vierte Mann ein schweres Stimmungstief durch. Dies ergab die Auswertung mehrerer Studien mit insgesamt 28.000 Teilnehmern, deren Stimmungslage vom Beginn der Schwangerschaft bis zum 1. Geburtstag des Nachwuchses untersucht wurde.

Dass Mütter nach der Geburt ihres Kindes nicht immer nur glücklich sind, sondern einige wochen- oder monatelang auch unter depressiven Stimmungen leiden, ist bekannt. Ob "Heultage" oder "Postpartale Depression": Verantwortlich sind unter anderem die starken Hormonveränderungen nach der Geburt. Wie man jetzt weiß, können aber auch frischgebackene Väter vom heulenden Elend ergriffen werden. Professor James F. Paulson und seine Kollegen von der Eastern Virginia Medical School in Norfolk, USA, werteten 43 Studien aus den vergangenen dreißig Jahren aus. Diese Metaanalyse zeigte, dass Väter etwas stärker zum Babyblues neigen, wenn die Mutter des Kindes ebenfalls unter einem Stimmungstief leidet.


Quelle: Paulson JF et al., JAMA 2010 ; 303: 1961-1969

Raute

AUS WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG

Windpockenerkrankungen gehen zurück, beobachtet die Arbeitsgemeinschaft Masern und Varizellen (AGMV)

(dgk/agmv) Windpocken (Varizellen) werden durch das Varizella-Zoster-Virus (VZV) hervorgerufen. Das Virus bleibt lebenslang in Nervenzellen des Körpers und kann als Gürtelrose (Herpes zoster) reaktiviert werden.

Beide Krankheiten sind nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) nicht meldepflichtig. Informationen über die Erkrankungshäufigkeit sind natürlich dennoch von Bedeutung und Interesse, vor allem seit 2004 die Varizellen-Impfung von der Ständigen Impfkommission (STIKO) für alle Kinder ab 11 Monaten als Standardimpfung empfohlen wurde.

Aus diesem Grund wurde das seit 1999 bestehende Überwachungssystem (Sentinelsystem) der Arbeitsgemeinschaft Masern um die Erfassung der Varizellen erweitert. Seit April 2005 melden bundesweit pädiatrische und allgemeinmedizinische Praxen monatlich neu auftretende Varizellen-Erkrankungen an das Studienbüro beim Deutschen Grünen Kreuz (DGK). Die wissenschaftliche Leitung des Sentinels liegt beim Robert Koch-Institut (RKI).

Wichtige Ziele des Sentinels sind, die Häufigkeit der Varizellen-Erkrankungen und ihre Komplikationen in allen Altersgruppen zu erfassen. Daneben soll das Auftreten von Erkrankungen nach Varizellen-Impfung, die Häufigkeit von Herpeszoster-Erkrankungen sowie die Anzahl der Varizellen- und Masern-Impfungen registriert werden.

Weniger Neuerkrankungen gemeldet
Seit Einführung und Umsetzung der Impfempfehlung sind die Meldezahlen für Varizellen-Neuerkrankungen deutlich gesunken. Während im März 2006 pro Meldepraxis 6,1 Erkrankungsfälle gemeldet wurden, waren es im März 2009 nur noch 2,3 Neuerkrankungen pro Meldepraxis. Der Rückgang war in allen Altersgruppen zu beobachten, am stärksten jedoch bei 1- und 2-jährigen Kindern.

Die Zahl der pro Monat und Meldepraxis verabreichten Varizellen-Impfungen hat sich demgegenüber im Beobachtungszeitraum von 7,6 Varizellen-Impfungen pro Meldepraxis und Monat im 1. Beobachtungsjahr auf durchschnittlich 20,3 Varizellen-Impfungen pro Praxis und Monat im Jahr 2010 erhöht.

Das Überwachungssystem der AGMV konnte somit erste Effekte der Impfung auf die Erkrankungshäufigkeit an Windpocken beobachten. Auch zeichneten sich Trends bei der Umsetzung der Impfempfehlung ab. Bereits 2 Jahre nach der Varizellen-Impfempfehlung wurden Impfzahlen gegen Varizellen gemeldet, die denen der Masern-Impfung entsprachen. Anders als bei den Masern wurden Kinder zwischen 11 Monaten und 12 Jahren zunächst nur einmal gegen Varizellen geimpft. Es kam allerdings zu einigen Durchbruchserkrankungen, weshalb die STIKO im Juli 2009 nun auch eine 2. Varizellen-Impfung für alle bereits einmal Geimpften empfohlen hat. Seither gehen die Zahlen der Varizellen-Erkrankungen nach Impfung (Durchbruchserkrankungen) wieder zurück.

DGK und RKI suchen weitere Teilnehmerpraxen
Diese Beobachtungen sind nur mit Unterstützung der Ärztinnen und Ärzte in den allgemeinmedizinischen und kinderärztlichen Praxen möglich.

Wenn Sie Interesse an der Mitarbeit haben, melden Sie sich bitte bei

Arbeitsgemeinschaft Masern und Varizellen
Frau Dr. Andrea Grüber
Nikolaistraße 3
35037 Marburg
andrea.grueber@kilian.de

Weitere Informationen unter www.agmv.de

Quellen: Epid. Bull. 36/2005; 36/2006 und 8/2008

Raute

MELDUNGEN

Rauchen macht Jugendliche depressiv

(dgk) Die Gefahr, depressiv zu werden, ist bei jugendlichen Rauchern größer als bei Nichtrauchern. Dies ergab eine kanadische Studie mit 662 Jugendlichen. Depressiv werden demnach vor allem diejenigen, die glauben mit Zigaretten ihre Stimmung zu verbessern.

Bei der Langzeitstudie wurden zwölfjährige kanadische Schüler aus allen Gesellschaftsschichten zu ihrer Stimmungslage und zu ihrem Nikotinkonsum befragt. Die gleichen Fragen wurden diesen Schülern von da an alle drei Monate gestellt - über einen Zeitraum von fünf Jahren. Zu Beginn der Studie beantworteten die Schüler die Fragen zur Stimmung alle etwa gleich. Nach fünf Jahren gab es hier deutliche Unterschiede.

Die Forscher teilten die Jugendlichen in drei Gruppen ein: Nichtraucher, Raucher, die rauchen, um sich besser zu fühlen und Raucher, die aus anderen Gründen rauchen. Dabei zeigte sich, dass die Teilnehmer der Gruppe, die Zigaretten als Stimmungsaufheller benutzten, deutlich häufiger depressiver Stimmung waren, als die der anderen beiden Gruppen. Wer denkt, dass Nikotin über unangenehme Phasen hinweg helfen kann und deshalb raucht, hat ein deutlich höheres Risiko depressiv zu werden, als Teenager, die noch nie geraucht haben. Der Studienleiter, Dr. Michael Chaiton von der University of Toronto, Kanada, betont, dass die Depressionssymptome bei diesen Teenagern erst stärker wurden, nachdem sie angefangen hatten, zu rauchen.


Quelle: Chaiton M, Cohen J, O'Loughlin, J, Rehm J, Addictive Behaviors 2010; 1045-1060

Raute

Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz: eine Aufgabe für alle

(dgk) Psychische Probleme gehören heute in Europa zu den häufigsten Ursachen für Fehlzeiten am Arbeitsplatz und vorzeitigen Ruhestand. Allein in Deutschland werden die Kosten für diese Arbeitsausfälle auf rund 25 Milliarden Euro geschätzt. Seelische Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz sind damit nicht nur für den Einzelnen wichtig, sondern auch für die gesamte Gesellschaft, die sich den damit verbundenen Herausforderungen stellen muss. Die soeben erschienene Veröffentlichung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu diesem Thema ist daher laut WHO "eine Pflichtlektüre für Arbeitgeber und politische Entscheidungsträger".

So geht es beispielsweise darum, psychische Probleme nicht zu tabuisieren - eine Diskussion, die in Deutschland durch den Suizid des Torwarts Robert Enke vor einem Jahr stärker in Gang kam. Andererseits sollen Arbeitnehmer und deren Vorgesetzte erkennen, dass Wohlbefinden am Arbeitsplatz von großer Bedeutung ist - für die Gesundheit des Einzelnen und damit auch für die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens.

Erhebungen der Barmer Ersatzkasse GEK machen die Problematik deutlich: Psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen machten im vergangenen Jahr 17,6 Prozent des gesamten Krankenstandes bei den Versicherten der Barmer aus. Lediglich Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems (23 Prozent) traten häufiger auf. Doch während Bandscheibe und Co. nur durchschnittlich 21,9 Tage arbeitsunfähig machen, sind es bei den psychischen Problemen 40,5 Tage. Sowohl die Häufigkeit als auch die Anzahl der Fehltage bei psychischen Störungen steigt seit Jahren kontinuierlich.

Die zunehmende Bedeutung der psychischen Gesundheitsprobleme führte zu einem Aktionsplan der WHO (2005) und zum Europäischen Pakt für psychische Gesundheit und Wohlbefinden der Europäischen Union (2008). Bei der Konferenz "Psychische Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz - Schutz und Aufnahme in schwierigen Zeiten" wurden Vorschläge entwickelt, wie die moderne Arbeitswelt auf diese Herausforderung reagieren kann.


Die englische Veröffentlichung ist im Internet kostenlos verfügbar unter:
http://www.euro.who.int/en/what-we-publish/abstracts/mental-health-and-well-being-at-the-workplace-protection-and-inclusion-in-challenging-times

Quellen:
- Mental health and well-being at the workplace - protection and inclusion in challenging times,
- Baumann A, Muijen M, Gaebel W, WHO 2010
- Barmer GEK, Gesundheitsreport 2010, Teil 1

Raute

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Quelle:
dgk - Deutsche Gesundheits-Korrespondenz - informationsdienst
51. Jahrgang, Nr. 11 - November 2010
Herausgeber: DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e.V.
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Redaktion dgk: Dr. med. Sigrid Ley-Köllstadt
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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. November 2010