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GESUNDHEIT/825: Hitzewelle und wärmebedingte Erkrankungen - Hinweise und Empfehlungen (Stadt Magdeburg)


Magdeburg - Pressemitteilung von Dienstag, 13. Juli 2010

Hitzewelle und wärmebedingte Erkrankungen

Hinweise des Gesundheitsamtes


Ottostadt Magdeburg. Die hochsommerlichen Temperaturen bleiben uns noch einige Zeit erhalten. Insbesondere für Babies und Kleinkinder, für ältere Menschen und Menschen mit Kreislauferkrankungen sind die anhaltend hohen Temperaturen sehr belastend. Damit alle gut durch die Hitzeperiode kommen, hat das städtische Gesundheitsamt folgende Hinweise und Empfehlungen zusammengestellt.



Allgemeines

Hitzebelastung geht einher mit erhöhter Kreislaufbelastung (u. a. Anstieg der Herzfrequenz), erhöhter Schweißabgabe, möglicherweise erhöhter Körpertemperatur sowie geringerer körperlicher Leistungsfähigkeit.

Unter körperlicher Anstrengung sinkt die Hitzetoleranz, wobei der körperliche Trainingszustand eine Rolle spielt.

Der Zeitbedarf für eine ausreichende Akklimatisation, das heißt die Anpassung der körperlichen und nervösen Funktionen an die neuen Umweltbedingungen ist von Person zu Person unterschiedlich.

Die Thermoregulation, das heißt die Wärmeabgabe des Körpers in der Hitze, geschieht durch Schwitzen und die dabei entstehende Verdunstungskälte.

Mit dem Schweiß verliert der Körper Flüssigkeit und Salz Bei schwerer Arbeit kann der Wasserverlust teilweise bis zu 10 Liter pro Tag betragen, ausreichend Flüssigkeit und Elektrolyte müssen dann zugeführt werden.

Als Faustregel bezüglich der zu ersetzenden Flüssigkeitsmenge kann man sich an der Urinausscheidung orientieren. Sie soll mindestens 1 Liter pro Tag betragen. Die Farbe des Urins sollte dabei hell sein; konzentrierter Urin ist dunkelgelb gefärbt und zeigt bereits einen Wassermangel des Körpers an.

Pro Liter Schweiß verliert der Körper 1 bis 4 Gramm Kochsalz, die einheimische Nahrung gleicht dies in der Regel aus.

Die Kleidung sollte luft- und feuchtigkeitsdurchlässig sein Der Mensch fühlt sich bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 30 bis 60 % am wohlsten. Zu hohe Luftfeuchte behindert die Verdunstung des Körpers und stört so die Thermoregulation. Als Schwüle bezeichnet man die Empfindung unangenehm feuchter Wärme, bei der die Wärmeregulation sich nicht mehr ausreichend dem Klima anpassen kann. Bei höheren Lufttemperaturen wird die Schwülegrenze schon bei geringeren Luftfeuchten erreicht.

Ein erhöhtes Erkrankungsrisiko bei Hitzewellen besteht für Säuglinge, kleine Kinder, Personen mit einer psychischen Krankheit, behinderte Menschen, chronisch kranke Personen, besonders bei Herzkrankheit oder Bluthochdruck, und vor allem für ältere, pflegebedürftige Menschen. Im Alter nimmt das Durstgefühl ab. Auch nimmt die Fähigkeit zu schwitzen im Alter ab. Grunderkrankungen können zu eingeschränkter Beweglichkeit und mangelnder Wärmeabgabe führen.

Passen Sie den Tagesablauf an: Vermeiden Sie nach Möglichkeit die Mittagshitze und verschieben Sie Tätigkeiten im Freien auf die Morgen- und Abendstunden.

Vermeiden Sie körperliche Belastungen, auch sportliche Betätigungen Wenn Sie körperlich arbeiten müssen, trinken Sie pro Stunde zwei bis vier Glas eines kühlen, alkoholfreien Getränks.

Halten Sie sich draußen möglichst nur im Schatten auf.

Tragen Sie eine Kopfbedeckung und eine Sonnenbrille.

Benutzen Sie Sonnenschutzmittel mit Lichtschutzfaktor 15 oder höher Lassen Sie niemals Kinder, gesundheitlich geschwächte Personen oder Tiere in einem geparkten Fahrzeug zurück, auch nicht für kurze Zeit.

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Praktische Hinweise bei einer Hitzewelle - Schutz vor der Hitze

Trinken und Essen

Trinken Sie reichlich alkoholfreie Getränke (Wasser, Fruchtsaft, Früchte-/Kräutertees) auch ohne Durst. Durst zeigt einen bereits bestehenden Flüssigkeitsmangel an.
Meiden Sie Getränke mit Alkohol oder viel Zucker, sie können den Körper austrocknen.
Meiden Sie sehr kalte Getränke, sie können zu Magenbeschwerden führen, am besten eignen sich lauwarme Getränke zwischen 15-20 °C.
Essen Sie möglichst mehrere kleine, leicht verdauliche Mahlzeiten verteilt auf den Tag.
Obst enthält Wasser und wichtige Mineralien.
Empfehlenswert ist auch eine kohlenhydratreiche Kost (Hülsenfrüchte, Nudeln, Kartoffeln), fettreiche Mahlzeiten (Fleisch, fetthaltige Wurst) wirken ermüdend.
Wer mehr als 4 Liter am Tag trinkt, sollte in seine Getränke eine Prise Kochsalz geben.


Weiteres

Bleiben Sie in einem möglichst kühlen Raum.
Lüften Sie nachts und morgens, dunkeln Sie die Räume tagsüber mit Rollläden und Vorhängen ab.
Für Abkühlung sorgen auch eine kühle Dusche oder ein kühles Bad sowie kalte Fußbäder.
Tragen Sie leichte, nicht einengende Bekleidung in hellen Farben (möglichst aus Baumwolle).


Wärmebedingte Erkrankungen

Hitzepickel

Sie entstehen bei einer Reizung der Haut durch Schweiß, der bei noch nicht akklimatisierten Personen sehr große Mengen Salz enthält. Neben einer Hautrötung erscheinen stecknadelkopfgroße Pickelchen, gelegentlich auch juckende, nässende Bläschen.
Abhilfe erfolgt durch häufiges Abwaschen der Haut mit kaltem Wasser ohne Seife und Behandlung mit Pudern. Vorbeugend sollte leichte, nicht anliegende Kleidung aus Naturfasern getragen werden.



Hitzekrämpfe

Sie sind bedingt durch Kochsalzverlust infolge starken Schwitzens. Abhilfe: Neben ausreichender Flüssigkeitszufuhr müssen auch die Verluste von Mineralien und Salzen ausgeglichen werden.



Hitzekollaps

Er wird verursacht durch Versagen der peripheren Kreislaufregulation mit mangelndem venösen Rückfluss, kann in Hitzschlag übergehen.



Hitzschlag

Das ist ein Wärmestau, bei dem die Hitze des Körpers nicht abgeführt wird. Es besteht Fieber bei trockener und heißer Haut, außerdem Benommenheit, schneller Puls, rasche Atmung, manchmal auch Erbrechen mit Krampfanfällen, im Extremfall Bewusstlosigkeit.
Abhilfe durch sofortige Kühlung, z. B. durch kaltes Wasser oder Eisbeutel. Kalte Getränke können Personen gegeben werden, die bei Bewusstsein sind. Der Betroffene muss in ärztliche Behandlung.
Hitzschlag kann verhindert werden durch ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Sonnenschutz.



Sonnenstich

Ist eine gefährliche Schwellung des Gehirns und wird ausgelöst durch direkte Sonnenbestrahlung des Kopfes (z. B. bei fehlender Kopfbedeckung).
Als Erstmaßnahme empfiehlt sich die flache Lagerung mit leicht erhöhtem Oberkörper im Schatten, kühlende Umschläge auf den Kopf, bei Bewusstsein schluckweise kalte Getränke.
Ärztliche Hilfe erforderlich.



Sonnenbrand

Ultraviolette Strahlen schädigen die Zellen, die Blutgefäße sowie die Elastizität der Haut und führen in Überdosis zu Hautverbrennungen. Jeder Sonnenbrand erhöht das Risiko, an einem Melanom (bösartiger Hautkrebs) zu erkranken.
Schutz: bedeckende Kleidung, Sonnencremes mit hohem Lichtschutzfaktor.
Auch Kleidung lässt UV-Strahlen hindurch, im Wasser ist in einer Tiefe von 50 cm noch über 60% der UV-Aktivität zu messen.
Behandlung: viel trinken, Auflage von kühlenden Kompressen oder feuchtigkeitsspendenden Lotionen.
Bei sehr schmerzhaftem, ausgeprägtem Sonnenbrand helfen cortison- oder antihistaminikahaltige Cremes oder Gels. Arzt aufsuchen.
Bei Blasenbildung ist die Haut stark geschädigt. Die Blasen nicht öffnen. Bei Trübung oder Gelblichfärbung des Blaseninhalts ist eine Infektion anzunehmen. Arzt aufsuchen.


Hinweise zur Pflege älterer Personen

Innenraum

Die Raumtemperatur sollte 26 °C nicht übersteigen, die Raumtemperatur regelmäßig kontrolliert werden.
Lüftung der Räume nachts und morgens.
Räume schattig halten: Abdunkeln tagsüber mit Rollläden und Vorhängen, Vorrichtungen gegen die Sonneneinstrahlung müssten von außen angebracht sein, um eine Erhitzung der Räume in Grenzen zu halten.
Künstliche Beleuchtung und Elektrogeräte als Wärmequellen reduzieren Feuchte Tücher können im Zimmer aufgehängt werden.
Vermeidung von Hitzestau durch Bekleidung und Bettwäsche. Verwenden Sie leichte Bettwäsche und so wenig Kissen wie möglich und nur Laken zum Zudecken.
Zur Süd- und Südwestseite gelegene Zimmer ohne äußere Sonnenschutzvorrichtungen sind besonders ungünstig.
Klimatisierte Räume sind empfehlenswert.


Trinken und Essen

Verschiedene kühle - nicht kalte - Getränke ständig bereit halten und anbieten: z. B. Kräuter- oder Früchtetees, Mineralwasser, Leitungswasser.
In jeder Stunde ein bis zwei Gläser trinken lassen. die tägliche Trinkmenge sollte wenigstens 1,5 bis 2 Liter betragen.
Bei Fieber erhöht sich der Flüssigkeitsbedarf um etwa einen halben Liter für jedes Grad, um das die Körpertemperatur 37 °C übersteigt (z.B. Körpertemperatur 38 °C bedeutet ein halber Liter zusätzliche Trinkmenge pro Tag), somit mehr zum Trinken geben.
Bei starkem Schwitzen sollte der Salzverlust ausgeglichen werden, z.B. durch Verzehr von natriumreichem Mineralwasser (> 20 mg/l) oder salzhaltigen Suppen.
Natriumarme Getränke wie Fruchtsäfte, Tee, Kaffe nur dann reichen, wenn eine ausreichende Kochsalzzufuhr auf anderem Weg gesichert ist (Nahrung).
Leichte Kost anbieten: Gemüse, Salate, wasserreiches Obst Vermeiden von schwer verdaulichen Speisen, z. B. gehaltvolle Wurstplatten.
Auf Lebensmittelhygiene achten: Kühlkette einhalten, angebrochene Packungen kühlen, schnell aufbrauchen.


Weiteres

Kühlende Körperlotionen, evtl. Thermalwassersprays, benutzen und kühle Fußbäder verabreichen.
Mehrmals täglich Körpertemperatur messen: 36,9 °C sollten nicht überschritten sein.
Bei folgenden Symptomen unbedingt den behandelnden Arzt verständigen: Unruhe, Verwirrtheit, Erbrechen, trockene und kühle Haut bei gleichzeitig hoher Körpertemperatur (dies können Hinweise auf einen Hitzschlag sein).
Regelmäßiges Wechseln der durchgeschwitzten Bettwäsche.
Statt Einwegwindeln mit Plastikfolie eher Netzhosen mit Einlagen benutzen.

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Quelle:
Pressemitteilung von Dienstag, 13. Juli 2010
Kontaktdaten:
Stadt Magdeburg, Öffentlichkeitsarbeit
Alter Markt 6, 39104 Magdeburg
Telefon: (03 91) 5 40 27 69, Fax: (03 91) 5 40 21 27
E-Mail: presse@magdeburg.de
Internet: www.magdeburg.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Juli 2010