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DROGEN/282: Drogenbeauftragte in Prag - Gemeinsam mit Tschechien die Drogenprävention stärken (BMG)


Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung - Berlin, 14. März 2014

Gemeinsam mit Tschechien die Drogenprävention stärken

Drogenbeauftragte beider Regierungen diskutierten in Prag Lösungsansätze



Die Droge Crystal Meth ist zu einem gesamtgesellschaftlichen Risiko geworden, stellte Mitte März die erste öffentlich geförderte Crystal-Meth-Studie in Deutschland fest. Vor allem im deutsch-tschechischen Grenzgebiet sind Handel und Konsum dieser Droge ein brennendes Problem.

Auf Einladung des Deutsch-Tschechischen Gesprächsforums und der Stiftung Forum 2000 diskutierten am Freitag hochkarätige Experten beider Länder im Prager Café Louvre. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Marlene Mortler und ihr Amtskollege, der Nationale Koordinator der tschechischen Regierung für Antidrogenpolitik, Jindřich Vobořil, erörterten gemeinsam die aktuelle Lage in beiden Ländern. Mortler und Vobořil waren sich einig, dass die dramatische Zunahme bei Handel und Konsum in den letzten beiden Jahren nur durch eine enge deutsch-tschechische Zusammenarbeit auf allen Ebenen eingedämmt werden kann.

Marlene Mortler: "Präventionsarbeit steht in unseren beiden Ländern auf der Tagesordnung. Dabei müssen wir uns vor allem auf die Jugendlichen als meistgefährdete Gruppe konzentrieren. Wir müssen sie in ihrem Selbstvertrauen stärken, so dass Drogen wie Crystal Meth keine gefährliche Versuchung mehr darstellen. Das sind wir unserer Jugend schuldig."

Jindřich Vobořil wies aber auch auf die Tatsache hin, dass sich die Situation auf dem Drogenmarkt in den letzten Jahren verändert habe. Die Produktion von Crystal Meth sei kein rein tschechisches Phänomen mehr. Dennoch begrüße er sehr die gemeinsamen Bemühungen auf der Suche nach Lösungen für dieses "ernste Problem". "Eine wirksame Anti-Drogen-Politik müsse besonders die Prävention und die Therapie stärken. In dieser Situation wäre eine gemeinsame internationale Plattform für den gegenseitigen Erfahrungsaustausch zwischen Tschechen und Deutschen, zwischen Experten und Organisationen aus beiden Ländern sicherlich hilfreich," forderte der Koordinator der tschechischen Regierung Vobořil.

Gemeinsam mit Thomas Hampel, Polizeiinspekteur vom bayerischen Innenministerium, und Markéta Černá, Geschäftsführerin der in Westböhmen tätigen gemeinnützigen Organisation Kotec, tauschten die Politiker Erfahrungen aus und diskutierten Lösungsansätze für ein grenzübergreifendes Vorgehen. Die tschechische und die bayerische Polizei hätten im vergangenen Jahr gemeinsam 220 Einsätze zur Bekämpfung der Drogenkriminalität durchgeführt und dabei 90 Personen aufgrund der Herstellung von Crystal Meth verhaftet, führte Thomas Hampel an. "Die Zusammenarbeit mit der tschechischen Seite ist ausgezeichnet", so Hampel.

Die Drogenszene in den Grenzgebieten sei keine in sich geschlossene Community mehr, die für sich selbst produziere, erklärte Markéta Černá. "In den letzten 3 Jahren können wir beobachten, wie der Drogenhandel zum florierenden Business wird, der sich zum organisierten Verbrechen auswächst", so Černá von der Organisation Kotec. Es sei höchste Zeit zu handeln.

Die Veranstaltung "Drogen in Tschechien und Deutschland - ein gemeinsames Problem, eine gemeinsame Lösung" wurde vom Bundeslandwirtschaftsminister und Beiratsvorsitzenden des Deutsch-Tschechischen Gesprächsforums, Christian Schmidt, eröffnet. "Es ist essentiell, den Kampf gegen das Drogenproblem gemeinsam, und zwar auf allen Ebenen, anzugehen", erklärte Schmidt.

Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds (DTZF), aus dessen Mitteln das Gesprächsforum finanziert wird, hat die Förderung der grenzüberschreitenden Drogenprävention zu seinem "Thema des Jahres 2014" erklärt. Der Zukunftsfonds bemüht sich vor allem, die Bürgergesellschaft stärker in die Drogenprävention einzubinden. "Wir sind froh, dass es heute zu diesem Austausch kommt, denn hier ist das gemeinsame Engagement von Politik und Bürgergesellschaft gefragt," hatte der tschechische Geschäftsführer des DTZF, Tomáš Jelínek, zuvor in seinem Grußwort erklärt.

Die Veranstaltung wurde ausgerichtet vom Deutsch-Tschechischen Gesprächsforum, dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und der Stiftung Forum 2000 im Rahmen einer langfristigen Kooperation an Projekten zur Entwicklung der deutsch-tschechischen Beziehungen und des gegenseitigen Dialogs.

Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds (DTZF) fördert gezielt Projekte, welche die Menschen beider Länder zusammenführen und Einblicke in die Lebenswelten, die gemeinsame Kultur und Geschichte ermöglichen und vertiefen. Jährlich können durch die Unterstützung des DTZF an die 650 Projekte verwirklicht werden mit einer Fördersumme von insgesamt über 3 Millionen Euro. Seine Arbeit nahm der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds 1998 auf. Die Regierungen beider Länder hatten seine Entstehung in der Deutsch-Tschechischen Erklärung vom Januar 1997 festgeschrieben. In den ersten zehn Jahren seiner Existenz hatte der DTZF auch die zentrale Rolle bei der Entschädigung tschechischer NS-Opfer inne.

Stiftung Forum 2000 erfüllt den Nachlass von Václav Havel durch Unterstützung der demokratischen Werte und Respektierung der Menschenrechte, Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft und Verbesserung der religiösen, kulturellen und ethnischen Toleranz. Sie bietet weltweit bedeutenden Persönlichkeiten, Denkern und mutigen Einzelpersonen aus allen Lebensbereichen eine Plattform, um diese grundsätzlichen Themen zur Sprache zu bringen und offen zu diskutieren. Forum 2000 wurde 1996 von Präsident Václav Havel gemeinsam mit dem japanischen Philanthropen Yohei Sasakawa und Nobelfriedenspreisträger Elie Wiesel gegründet.


Kontakt:

Eva Lacinová
Fórum 2000
eva.lacinova@forum2000.cz

Ilona Rozková
Česko-německé diskusní fórum
ilona.rozkova@fb.cz

Weitere Informationen im Internet unter:
www.drogenbeauftragte.de

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Quelle:
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung - 14.04.2014
Bundesministerium für Gesundheit
Friedrichstraße 108, 10117 Berlin
POSTANSCHRIFT: 11055 Berlin
Telefon: +49 (0)30 18441-4412, Fax: +49 (0)30 18441-4960
E-Mail: drogenbeauftragte@bmg.bund.de
Internet: www.drogenbeauftragte.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. April 2014