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ARTIKEL/821: Regensburger Medizinethik-Tag - Spannungsbogen zwischen Medizin und Ökonomie (UKR)


Universitätsklinikum Regensburg - Pressemitteilung vom 27.10.2014

Der Spannungsbogen zwischen Medizin und Ökonomie


Ärzte aus ganz Bayern diskutierten am zweiten Regensburger Medizinethik-Tag im Universitätsklinikum Regensburg (UKR) mit Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml und weiteren Experten aus Ethik, Philosophie und Gesundheitswesen über die Rolle der Medizin zwischen Ökonomie und ethisch-sozialer Verantwortung.

Wie lässt sich die Notwendigkeit effizienten Wirtschaftens mit einem Höchstmaß an individuellem Patientenwohl vereinbaren? Dieser Frage kommt in Krankenhäusern besondere Bedeutung zu. Schließlich wollen sich Patienten sicher sein, dass sie nicht für die Statistik operiert werden oder gar eine bestimmte Therapieempfehlung bekommen, nur weil diese besser vergütet wird.

In den letzten Jahren ist eine öffentliche Diskussion darüber angestoßen worden, in welchem Ausmaß Medizin von marktwirtschaftlichen Gesetzen beeinflusst wird und wie weit eine solche Entwicklung sinnvoll und vertretbar ist. Dieser Spannungsbogen zwischen Medizin und Ökonomie war zentrales Thema des zweiten Regensburger Medizinethik-Tags, der am 25. Oktober 2014 im Universitätsklinikum Regensburg stattfand.

Ökonomische Fragestellungen gewinnen in der Medizin immer mehr an Bedeutung. Der rasante medizinisch-technische Fortschritt eröffnet neue hochwirksame, aber auch kostspielige Diagnose- und Therapiemöglichkeiten. In den letzten Jahrzehnten sind daher die Gesundheitsausgaben in den Industrienationen Europas überproportional gestiegen.

Die tiefgreifenden Veränderungen der Gesellschaftsstruktur mit steigender Lebenserwartung erfordern darüber hinaus eine zusätzliche Ausweitung medizinischer Maßnahmen und die Entwicklung neuer Schwerpunkte, zum Beispiel der Altersmedizin. Auf der anderen Seite stehen im Gesundheitswesen begrenzte finanzielle Mittel zur Verfügung. Krankenhäuser und Arztpraxen sind nicht nur 'Heilstätten', sondern auch Wirtschaftsbetriebe, die ihr Überleben sichern müssen. Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml unterstrich in ihrer Rede zum Medizinethik-Tag: "Als Ärztin und Gesundheitsministerin beschäftigt mich das Spannungsfeld aus Medizin und Ökonomie. Für mich steht der Mensch im Mittelpunkt. Deshalb setze ich mich für eine humane, hochwertige und bezahlbare Gesundheitsversorgung in ganz Bayern ein, heute und auch in Zukunft. Ich bin entschieden gegen eine Ökonomisierung der Medizin. Es muss ganz klar sein: Kostenbewusstsein ja - aber nicht auf Kosten der Patienten. Das ist unabdingbar!"

Veranstaltet wird der jährlich stattfindende Regensburger Medizinethik-Tag vom Klinischen Ethikkomitee des Universitätsklinikums Regensburg. Zum diesjährigen Schwerpunkt meint Professor Dr. Thomas Bein, Vorsitzender des Klinischen Ethikkomitees des UKR: "Im Universitätsklinikum Regensburg fühlen wir uns dazu verpflichtet, Hochleistungsmedizin anzubieten, die für die Patienten sinnvoll und gerecht ist. Die ärztliche Fürsorge und das vertrauensvolle Verhältnis zwischen Patient und Arzt darf von wirtschaftlichen Überlegungen und Zwängen nicht beeinträchtigt werden."


Hintergrund Klinisches Ethikkomitee

Das Ethikkomitee besteht aus einem Team mit bis zu 20 Vertretern aus Medizin, Pflege, Ethik, Theologie und Psychologie. Es bietet eine interdisziplinäre Plattform für die Auseinandersetzung mit ethischen Fragen im klinischen Alltag und soll dazu beitragen, dass Entscheidungen und der Umgang mit Patienten und Mitarbeitern von moralischen Werten wie Verantwortung, Selbstbestimmung, Vertrauen, Respekt, Rücksicht und Mitgefühl geprägt werden.
Das Ethikkomitee berät Ärzte und Pflegepersonal innerhalb einer ethischen Fallberatung. Diese kommt unter anderem zum Einsatz, wenn die Therapieoption maßgeblich vom Willen des Patienten abweicht oder der Patientenwille unklar ist.
Das Klinische Ethikkomitee bietet außerdem Fortbildungen für alle am UKR tätigen Berufsgruppen im Bereich der Medizin- und Gesundheitsethik an, damit bei allen wissenschaftlichen und technischen Fortschritten der Medizin die Menschlichkeit der wichtigste Bezugspunkt bleibt.

Das Universitätsklinikum Regensburg auf einen Blick
Das Universitätsklinikum Regensburg (UKR) ist deutschlandweit eines der modernsten und leistungsfähigsten Klinika. Jährlich werden hier etwa 31.500 stationäre sowie ca. 125.500 ambulante Patienten versorgt. Von insgesamt 1.087 universitär betriebenen Betten der Fakultät für Medizin der Universität Regensburg hält das UKR 833 Betten sowie 52 tagesklinische Behandlungsplätze bereit. In 26 human- und zahnmedizinischen Kliniken, Polikliniken, Instituten und Abteilungen beschäftigt das Universitätsklinikum Regensburg mehr als 4.100 Mitarbeiter. Neben der Krankenversorgung der höchsten Versorgungsstufe ist das UKR gemeinsam mit der Fakultät für Medizin für die Ausbildung der Studierenden und für die Forschung verantwortlich. Aktuell sind etwa 1.900 Studierende der Human- und Zahnmedizin immatrikuliert. Durch die enge Verbindung von international renommierter medizinischer und wissenschaftlicher Kompetenz garantiert das UKR den Patienten Versorgung auf höchstem Niveau.

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Quelle:
Universitätsklinikum Regensburg (UKR)
Franz-Josef-Strauß-Allee 11, 93053 Regensburg
Telefon: 0941 944-0, Fax: 0941 944-4488
E-Meil: presse@ukr.de
Internet: www.ukr.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Oktober 2014

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