Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FAKTEN

VORSORGE/629: Gestörte Immunabwehr - Neugeborenen-Screening rettet Kinderleben (idw)


Medizinische Hochschule Hannover - 04.09.2013

Neugeborenen-Screening rettet Kinderleben

Zusätzlicher Test soll angeborene Immundefekte aufdecken / MHH erstes Zentrum in Norddeutschland



In Deutschland werden Neugeborene seit mehr als 30 Jahren flächendeckend auf angeborene Stoffwechseldefekte untersucht. Nun soll die Suche auf angeborene Störungen der Immunabwehr ausgeweitet werden. Die betroffenen Kinder leiden durch ihre gestörte Immunabwehr an oft lebensbedrohlichen Infektionen, zum Beispiel der Lunge. In Berlin trafen sich Ende Juli 2013 Vertreter der großen Immundefekt-Zentren weltweit, um das in den USA mit großem Erfolg praktizierte neue Screening-Programm auch europaweit zu etablieren. Ein Pilotprojekt läuft bereits seit 2012 erfolgreich in Leipzig. Dort können Eltern ihre Neugeborenen kostenlos neben Stoffwechselstörungen auch auf angeborene Immundefekte untersuchen lassen. "Angeborene Immundefekte werden heutzutage immer noch nicht oder viel zu spät diagnostiziert, so dass die kleinen Kinder, die betroffen sind, schon früh unerkannt versterben. Die Einführung des Screenings in den USA hat bereits gezeigt, dass Immundefekte sehr häufig sind und diese Kinder mit frühzeitiger Stammzelltherapie gerettet werden können", betont Professor Dr. Reinhold E. Schmidt, Direktor der Klinik für Immunologie und Rheumatologie.

Die Idee hinter dem Screening für Immundefekte ist ähnlich der beim regulären Neugeborenen-Screening auf Stoffwechseldefekte: Nur wenn betroffene Kinder rechtzeitig entdeckt werden, bestehen bestmögliche Behandlungschancen. "Mit einem Screening müssten wir nicht warten, bis die Kinder schwer krank werden, um ihnen zu helfen. Ihnen und auch den Eltern könnte viel Leid erspart werden", erklärt Professor Dr. Ulrich Baumann, Geschäftsführender Oberarzt in der Klinik für Pädiatrische Pneumologie, Allergologie und Neonatologie. Da Neugeborene von der Mutter eine "Leihimmunität" während der Schwangerschaft übertragen bekommen, wirken die Kinder bei Geburt zunächst gesund. Weil erkrankte Kinder selbst aber kaum oder gar keine Krankheitserreger bekämpfen können, kommt es zu schwersten Infektionen, sobald diese Leihimmunität "aufgebraucht" ist. Durch das neue Screening-Programm bekommen die Kinder mit schweren angeborenen Immundefekten größere Überlebenschancen dank einer frühzeitigen Diagnose und einer optimal an ihre Erkrankung angepassten Behandlung. Auf diese Weise können für das Kind und die Eltern langwierige und psychisch belastende Krankenhausaufenthalte vermieden werden. Das Jeffrey Modell Zentrum der MHH möchte als größtes Norddeutsches Zentrum das neue Screening-Programm etablieren.


Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution121

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Medizinische Hochschule Hannover, Stefan Zorn, 04.09.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. September 2013