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RAUCHEN/570: Chancen und Risiken der E-Zigarette (umg)


umwelt • medizin • gesellschaft - Ausgabe 2/2022
Humanökologie - soziale Verantwortung - globales Überleben

TAGUNGSBERICHT

Chancen und Risiken der E-Zigarette
22. BfR-Forum Verbraucherschutz, 28. und 29. April 2022 (Berlin)

von Erik Petersen


In unregelmäßigen Abständen versammelt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) seit dem Start 2005 Expert*innen und Angehörige der Zivilgesellschaft zum gemeinsamen Austausch und zur Diskussion aktueller Fragestellungen bei verbrauchernahen Produkten, die erst seit kurzer Zeit auf dem Markt sind oder aktuell Anlass zu Besorgnis liefern. So ging es bisher unter anderem um Nahrungsergänzungsmittel, Aluminium im Alltag, Pflanzenschutzmittel und Mikroplastik - jetzt also widmete sich die zweitägige 22. Veranstaltung den "Chancen und Risiken der E-Zigarette". Aufgrund der Coronalage fand das Forum als hybride Konferenz statt.

Einleitung

Die E-Zigaretten sind seit rund 15 Jahren auf dem Markt und werden in der öffentlichen Darstellung als zumindest weniger schädliche Alternative zur Tabakzigarette vermarktet. Die große Mehrheit der Bevölkerung hält die E-Zigarette allerdings ebenfalls für gesundheitsschädlich, wie eine repräsentative Umfrage des BfR vom Dezember 2019 ergeben hat. Es ist heute allgemein akzeptiert, dass Tabakrauch die Hauptursache für vermeidbare Todesfälle und zahlreiche Krankheiten ist. Allein für Deutschland wird mit jährlich ca. 120.000 vorzeitigen Todesfällen durch Tabakrauchen gerechnet. Die Hersteller von E-Zigaretten werben damit, dass der Gehalt gesundheitsschädlicher Substanzen in den Emissionen der E-Zigaretten deutlich geringer ist als bei der Tabakzigarette. Jedoch werden auch bei den E-Zigaretten gesundheitsschädliche Substanzen eingeatmet. Zur belastbaren Einschätzung des Gesundheitsrisikos fehlen allerdings Langzeitdaten. Aufgrund der bislang vorliegenden Daten wird aber im Allgemeinen davon ausgegangen, dass bei optimalen Geräteeinstellungen und Flüssigkeitsformulierungen das Gesundheitsrisiko von E-Zigaretten deutlich geringer ist als bei Tabakwaren. Allerdings haben in den letzten Monaten Vergiftungsfälle für Schlagzeilen gesorgt, die auf (verbotene) psychoaktive Substanzen plus Verunreinigungen zurückzuführen waren.

Aktueller Forschungsstand

Im Vorfeld des Forums positionierte sich der Herstellerverband Independent European Vape Alliance (IEVA) mit einer Kampagne zur "Aufklärung von Rauchern über das schadensminimierende Potenzial der E-Zigarette im Vergleich zur Tabakzigarette. Zu wenige Raucher würden die wissenschaftlichen Fakten zur E-Zigarette kennen und dadurch vom Umstieg auf die weniger schädliche Alternative abgehalten".(1) Des Weiteren wird mitgeteilt, dass unabhängige Untersuchungen ergeben hätten, dass die E-Zigarette die erfolgversprechendste Möglichkeit sei, den Tabakkonsum komplett einzustellen. Die Hersteller sind überzeugt "Dampfen ist nicht Rauchen" und verwahren sich gegen die Gleichsetzung.(1) In diesem Zusammenhang werden auch Vorwürfe laut, negative Behauptungen über E-Zigaretten könnten Raucher*innen verunsichern und davon abhalten, auf die weniger schädliche Alternative umzusteigen, und träfen quasi eine Mitschuld an den nicht verhinderten vorzeitigen Todesfällen.

Generell muss festgehalten werden, dass es mittlerweile eine Vielzahl von E-Zigaretten-Typen gibt mit einer noch größeren Anzahl von Substanzen, die in den zu verdampfenden Liquids enthalten sind. Nicht immer gehört Nikotin dazu, aber gerade für umstiegswillige nikotinsüchtige Raucher*innen ist der Nikotingehalt natürlich eine Notwendigkeit zur Suchtbefriedigung ohne Tabakrauch. Inwieweit E-Zigaretten demnach als weniger schädliche Ersatzdroge dienen könnten, wird kontrovers diskutiert - auch ob sie wirklich die beste Möglichkeit für einen Rauchstopp bieten. Oder können sie nicht vielmehr auch als Einstiegsdroge gelten? Gerade die vielen beigefügten Aromastoffe scheinen eher auf junge Verbraucher*innen zugeschnitten als auf ausstiegswillige Raucher*innen.

Ein großes Problem bei den Inhaltstoffen liegt in der großen Vielfalt und der Unkenntnis von deren Verhalten bei höheren Temperaturen und im Zusammenspiel mit weiteren Inhaltsstoffen. Welche Effekte dann in Atemwegen und Lunge auftreten könnten, ist weitgehend unbekannt. Eine Liste der Inhaltsstoffe reicht eigentlich auch dann nicht mehr aus, wenn diese miteinander zu neuen Substanzen reagieren. So können sich aus dem bekannten Aromastoff Vanillin Azetale bilden, die sicher andere Eigenschaften als die Ursprungsstoffe haben und zum Beispiel Reizstoff-Rezeptoren aktivieren können.

Nur wenn tatsächlich alle Stoffe bekannt sind, denen die Nutzer ausgesetzt sind und weiterhin deren inhalative Toxizität bekannt ist, könnten Gefahr und Risiko abgewogen werden, konstatierte Dr. Hanno Erythropel (Yale School of Medicine, New Haven, Connecticut, USA). Auch das altbekannte Menthol - mittlerweile in Tabak verboten - taucht in den E-Zigaretten wieder auf, weil es auch dort den gleichen (erwünschten) kühlenden Effekt hat. Darüber hinaus steigert der Zusatzstoff die Bioverfügbarkeit von Nikotin. Auch deshalb ist Menthol bereits in einigen Staaten als Zusatzstoff in E-Zigaretten verboten. Allerdings hat die Industrie hier bereits synthetische Ersatzstoffe im Angebot, die zumindest die gleiche kühlende Wirkung entfalten (ohne den typischen Geruch/Geschmack). Über die physiologischen Eigenschaften liegen keine Daten vor. Diese sind in Deutschland in Tabakzigaretten ebenfalls verboten. Um der Regulierung durch die FDA zu entgehen, wurde in den USA das bis vor kurzem noch vollkommen ungeregelte synthetische Nikotin eingesetzt, nun wird dies oftmals in Mischungen mit aus Tabak gewonnenem Nikotin verwendet. Über die physiologischen Eigenschaften dieser Mixtur ist nichts bekannt. Dr. Erythropel empfahl, dass Stoffe und Stoffkombinationen, über deren inhalatives toxisches Potenzial nichts bekannt ist, nicht verwendet werden sollten.

Rauchentwöhnung

Einen großen Raum nahm die Diskussion über die Möglichkeiten der Rauchentwöhnung ein.

Beeindruckende Zahlen nannte Prof. Martin Storck (Städtisches Klinikum Karlsruhe) zur gefäßmedizinischen Relevanz der Rauchentwöhnung. Rund 96 Mrd. Euro direkten und indirekten Kosten des Tabakrauchens stehen bescheidene Erfolge bei der Rauchentwöhnung gegenüber. Lediglich ein Drittel der Gefäßpatienten, die bereits deutlich an Atherosklerose erkrankt sind, schafft den Entzug im Selbstversuch oder durch strukturierte Programme. Seiner Ansicht nach kann die E-Zigarette ein probates Mittel zur Rauchentwöhnung sein, zumal es deutliche Hinweise darauf gibt, dass eine kardiovaskuläre Erholung stattfindet, sobald der Tabakrauch entfällt. Prof. Andreas Daiber (Universitätsmedizin Mainz) konnte dies unter anderem aus eigenen Untersuchungen bestätigen. Er wies darauf hin, dass in Deutschland zurzeit zwar die E-Zigarette zu 98 % von Rauchern bzw. Ex-Rauchern genutzt wird, die Situation in den USA aber bereits eine andere ist. Dort sind offenbar aufgrund der vielen Aromazusätze insbesondere jüngere Menschen Nutzer. Auch er mahnte vor den unabsehbaren Effekten der neuentstehenden Substanzen, die zumindest im Zellversuch inflammatorische Wirkungen zeigten. In Mainz sollen jetzt mithilfe von Tierversuchen die Ergebnisse überprüft werden. Für ihn steht der Schutz der Jugend im Vordergrund. Weiterrauchen sei auf jeden Fall das Gefährlichere, so das allgemeine Fazit, dem sich auch der niedergelassene Pneumologe Dr. Thomas Hering (Berlin) anschloss. Als Voraussetzungen für eine Empfehlung der E-Zigarette nannten die Spezialisten unter anderem eine schwerwiegende Grunderkrankung und wenn eine Tabakentwöhnung mit evidenzbasierten Methoden bzw. den S-3-Empfehlungen nicht realistisch ist. Dabei sollte der Tabakentzug 100%ig erfolgen, denn ein sogenannter Dual-Use, das heißt E-Zigarette plus Tabakrauchen, wäre nicht hilfreich, sondern sogar schädlich, da zusätzliche ungewisse Risiken hinzukommen würden. Außerdem sollten so wenige Zusatzstoffe wie nötig in den E-Zigaretten sein, ein entsprechender Nikotingehalt wäre allerdings Grundvoraussetzung für die Substitution. Und der Konsum einer E-Zigarette sollte nur als Durchgangsstadium zur Suchtfreiheit gesehen werden - auch wenn dies für stark nikotinabhängige Personen sicher schwer möglich sein dürfte.

Die Auswirkungen der E-Zigarette auf die Lunge beleuchtete Dr. Klaas F. Franzen (Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Lübeck) etwas genauer. Aus der Literatur stellte er sein Fazit zusammen, dass es keine von der Industrie unabhängigen Studien mit günstigen Auswirkungen gibt. Im Gegenteil würden unabhängige Studien eine Reihe von negativen Auswirkungen belegen wie Inflammation, Zelltod und DNA-Schäden, eine steigernde Wirkung auf die Morbidität und Mortalität bei Lungeninfektionen bis hin zu einem Zusammenhang zwischen E-Zigaretten-Konsum und Asthma und/oder COPD.

PD Dr. Tobias Rüther (Tabakambulanz am LMU Klinikum München) startete seine Exkursion bezüglich seines Vortrags zur provokanten Frage "E-Zigarette: Krimi mit Happy End oder Tragödie?" ebenfalls mit Zahlen unter anderem bezüglich des Rauchstopps. Die Erfolgsquoten nach einem Jahr sind desillusionierend: 5 % bei freiwilligem Verzicht, 10 % bei einfacher ärztlicher Betreuung, 15 - 20 % bei Medikamenteneinsatz und immerhin ca. 50 % bei professioneller Tabakentwöhnung. Nur auch diese 50 % betreffen leider nur 2 - 5 % der Gesamtzahl an Raucher*innen ... Wie kann das Dilemma gelöst werden? Rüther verdeutlichte, dass Raucher*innen wegen des Nikotins rauchen und an den Verbrennungsprodukten erkranken und sterben. Nikotin ist zwar in hohen Dosen akut toxisch, in niedrigen chronischen Dosen allerdings eher nicht als toxisch zu bezeichnen. Eine Abtrennung des Nikotins vom Tabak scheint demnach eine folgerichtige Strategie zur Verringerung der Tabakrauchfolgelasten zu sein. In der Suchtmedizin bei harten Drogen ist die Substitution eine Erfolgsstrategie, warum nicht auch hier? Eine Aufnahme der E-Zigarette in die Raucherentwöhnungsleitlinien sei bislang nicht erfolgt, einfach weil zu viele offene Fragen eine abschließende Beurteilung zurzeit nicht möglich machten. Hier könnten gezielte Studiendesigns die offenen Fragen beantworten. Unzweifelhaft sei ein Entwöhnungspotenzial inklusive einer deutlich geringeren Belastung durch Schadstoffe vorhanden. Die Eingangsfrage konnte also noch nicht beantwortet werden!

Aus aktuellen Ergebnissen der Deutschen Befragung zum Rauchverhalten (DEBRA) lässt sich entnehmen, dass die Raucherquote im Grunde seit Jahren auf einem im Vergleich zu anderen Ländern deutlich zu hohem Niveau stagniert. So sind die Werte in England seit 2007 von 30 auf 15 % gesunken, während in Deutschland die Werte um die 30 % pendeln und 2021 sogar wieder leicht gestiegen sind. Der Rückgang in England wird zu einem hohen Prozentsatz auf die E-Zigarette zurückgeführt, die stark als Alternative propagiert wird (auch vom National Health System). In Deutschland haben ca. 9 % der umstiegswilligen Raucher*innen die E-Zigarette als Ausstiegsmethode genutzt. Es ist nicht verwunderlich, dass der Umstieg mit nikotinhaltigen E-Zigaretten leichter fiel als mit nikotinfreien. Leider waren auch hier Rückfälle zu verzeichnen, besonders bemerkenswert ist ein größerer Teil, der neben der E-Zigarette auch wieder zum Tabakrauchen zurückgekehrt ist (sog. Dual Use). Prof. Dr. Daniel Kotz (Universitätsklinikum Düsseldorf), fasste als einer der verantwortlichen Studienleiter seine Implikationen wie folgt zusammen: Aufgrund des vorhandenen Schädigungspotenzials sollten E-Zigaretten für Jugendliche generell wie für alle Nichtraucher*innen tabu sein. Die E-Zigarette kann allerdings durchaus zur Unterstützung der Tabakabstinenz angeboten werden unter Aufklärung über mögliche Risiken und wenn andere evidenzbasierte Entwöhnungsmaßnahmen entweder nicht erfolgreich oder von Raucher*innen nicht gewollt sind.

Prof. Dr. Reiner Hanewinkel (Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung, Kiel) und auch Prof. Dr. Ute Mons (Universitätsklinikum Köln) befassten sich mit der sogenannten Gateway-Hypothese, also der Frage, ob der E-Zigaretten-Konsum als Einstieg zum Tabakrauchen angesehen werden kann. Hier gibt es zwar einige wenige Studien, deren Mängel allerdings die Ergebnisse verfälschten. Nach Einbeziehung der Störfaktoren liegen nur noch schwache Assoziationen vor, sodass offenbar andere Risikofaktoren bedeutender für den Beginn des Tabakkonsums sind. Erfahrungen aus den USA zeigen, dass trotz Anstieg des Konsums von E-Zigaretten unter Jugendlichen die Raucherquote nahezu unverändert geblieben ist. In den USA werden auch vermehrt nikotinfreie Liquids genutzt, sodass die körperliche Suchtgefahr nicht gegeben ist und auch kein Anreiz zum Wechsel des Nikotinträgers geboten wird.

Das BfR selbst hatte im Übrigen ebenfalls eine Umfrage zur Wahrnehmung der Risiken durch E-Zigaretten in Auftrag gegeben. Dr. Mark Lohmann (BfR) berichtete die wichtigsten Erkenntnisse. Noch ist die E-Zigarette ein Nischenprodukt und wird von gerade einmal 6 % der Bevölkerung genutzt, von denen auch noch 2/3 gleichzeitig Tabakrauchen (sog. Dual Use). Für 90 % der Nichtraucher*innen sind E-Zigaretten nicht attraktiv, darüber hinaus stellen diese für 49 % der Befragten keine gesündere Alternative zu Tabakzigaretten dar, 37 % sehen sogar diesbezüglich keinen Unterschied zwischen Tabak- und E-Zigaretten.

Schlussfolgerungen

Während der Veranstaltung ist es gelungen, alle wichtigen Aspekte zur Sprache zu bringen und mit dem entsprechenden wissenschaftlichen Hintergrund darzustellen. Auf der abschließenden Podiumsdiskussion stellte Prof. Dr. Andreas Luch vom Veranstalter sein Dilemma dar. Das BfR sieht durchaus das Entwöhnungspotenzial der E-Zigarette, das BfR sei aber beim Verbraucherschutz der gesamten Bevölkerung gegenüber verpflichtet und könne nicht ein Produkt nur für einen sehr kleinen Teil der Bevölkerung empfehlen, das für den Großteil der Bevölkerung aufgrund des Schädigungspotenzials nicht empfohlen werden kann. Er appellierte an die Hersteller, sich um eine Medizinzulassung zu bemühen. Dadurch könnten viele Probleme in der Zukunft erspart bleiben, zum Beispiel was die Vielfalt an Aromastoffen anbelangt. Solange die Produkte aber frei verfügbar bleiben, müssten auch Verbote bestimmter Substanzen mit hohem Schädigungspotenzial in Betracht gezogen werden. Er machte auch deutlich, dass das BfR natürlich nur Vorschläge machen könnte, aber sie wollten gerade bei neuartigen Produkten lieber früher als zu spät handeln - auch wenn etwaige Schädigungen (noch) nicht hieb- und stichfest bewiesen sind, hier müssten belastbare Hinweise reichen.

Einige Diskutanten sahen andererseits auch eine Aufklärungslücke darin, dass die wesentlich geringere Schädlichkeit der E-Zigarette gegenüber dem Tabakrauchen offensichtlich in der Öffentlichkeit noch nicht angekommen ist und schleunigst behoben werden sollte. Dustin Dahlmann vom Herstellerverband Bündnis für Tabakfreien Genuss grenzte sich deutlich von der Tabakindustrie ab und pries die E-Zigarette als probates Mittel zur Rauchentwöhnung. Er sah keine Gefährdung der Jugend oder der Gesamtbevölkerung, da die Nutzer der E-Zigarette zu über 99 % Raucher*innen seien. Natürlich würde er nicht behaupten, dass die E-Zigarette unschädlich sei, man müsse aber doch sehen, dass sie deutlich weniger schädlich als Tabakzigaretten sei. Für Luch (BfR) war das allerdings kein Argument. Das BfR wolle und könne nicht die Schädlichkeit verschiedener Produkte vergleichen und dann das weniger schädliche positiv benennen. Das BfR würde generell die gesundheitlichen Risiken betrachten und mitteilen, ob diese vorhanden sind oder nicht, und könne keinesfalls ein nachgewiesenermaßen gesundheitsschädliches Produkt empfehlen. Um eine Attraktivität und dadurch mögliche negative Effekte der E-Zigarette auf die Gesamtbevölkerung und insbesondere die Jugend zu minimieren, sprachen sich mehrere Diskutanten sowohl für ein Werbeverbot als auch für eine Zulassung als Medizinprodukt aus. Dahlmann wies diesen Strategien zur Verhinderung der weiteren Verbreitung der E-Zigarette einen Hang zur Absurdität zu, solange die viel gesundheitsschädlicheren Tabakzigaretten für Erwachsene an vielen Orten problemlos zu kaufen sind. Er plädierte für den Erhalt der Attraktivität der E-Zigarette auch durch eine Aromenvielfalt jenseits der Tabakaromen, die die Raucher*innen zum Wechsel motivieren würden.

Fazit

Die Diskussion konnte nicht zu einem Ende geführt werden. Zu viele offene Fragen blieben übrig, die hoffentlich weiter diskutiert werden können. Alle Beteiligten bekannten sich zu einer Fortsetzung des Dialogs, um die Chancen und Risiken der E-Zigarette bewerten zu können und um letztlich zu praktikablen Handlungsmöglichkeiten zu gelangen. Das Gemengelage der Interessen und Ziele könnte nicht unterschiedlicher sein: Die Suchtmediziner streben eine suchtfreie Gesellschaft an, sehen aber auch ein Klientel, bei dem nur eine Substitution infrage käme, die Lungenfachleute möchten den kompletten Verzicht auf inhalative Fremdstoffe, die Industrie möchte ihre Produkte verbessern und verkaufen, das BfR muss auftragsgemäß Gefahren für die Gesundheit abwehren. Einigkeit herrschte auf der anderen Seite bei der Diagnose, dass die Tabakprävention in Deutschland weiterhin verbesserungsbedürftig sei.(2)

Autor:
Dipl.-Geol. Erik Petersen
Büro für Umweltmedizin
umweltmedizin@web.de
www.erik-petersen.de

Quellen
(1) IEVA: Fakten zur E-Zigarette - Europäische Kampagne gestartet, Pressemitteilung 26.04.2022,
https://www.presseportal.de/pm/149764/5205739.

(2) Programm, Vorträge und weitere Informationen unter
https://www.bfr-akademie.de/deutsch/archiv/2022/e-zigarette.html

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Quelle:
umwelt • medizin • gesellschaft, 35. Jahrgang, Heft 2/2022, Seite 48-50
Verlag: Forum Medizin Verlagsgesellschaft mbH
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veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick zum 13. August 2022

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