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MELDUNG/904: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 30.04.16 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

→  Tiefer Blick ins Herz - Neuer 7-Tesla-Magnetresonanztomograph in Würzburg
→  Millionen für neues Graduiertenkolleg - Lungenforschung zwischen Biomedizin und Sensortechnik
→  Dialysezugang per Katheter: Dresdner Uniklinikum nutzt minimalinvasives Verfahren
→  Uni Kiel erhält neuen Sonderforschungsbereich -
      Erforschung von Magnetfeldsensoren für die medizinische Diagnostik


Universitätsklinikum Würzburg - 25.05.2016

Tiefer Blick ins Herz: Neuer 7-Tesla-Magnetresonanztomograph in Würzburg

Mit der Einbringung eines vollständig neu entwickelten Magneten in den Ende November zu eröffnenden Forschungs- und Behandlungsneubau des Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) fällt der Startschuss für eine neue Ära der Bildgebung in Würzburg. Dann beginnt die letzte Installationsphase des 7-Tesla Magnetresonanztomographen (7T-MRT) - einem an nur sehr wenigen Forschungsstandorten verfügbaren, bildgebenden Verfahren dieser Dimension. Im Würzburger DZHI wird mit dem Gerät erstmals die Pathophysiologie kardiovaskulärer Erkrankungen auf molekularer und zellulärer Ebene sichtbar gemacht. Die ersten Testbilder werden Ende 2016 erwartet.

7-Tesla-MRT-Systeme, sogenannte Ultrahochfeld-MRTs, sind nicht gänzlich neu in der medizinischen Anwendung, zumindest nicht an forschungsintensiven Standorten der Medizin. Bislang wurden sie primär für Untersuchungen am Gehirn und weiteren neuroradiologischen Fragestellungen eingesetzt. Das soll sich jetzt ändern: In der Geburtsstadt der medizinischen Bildgebung, in der Wilhelm Conrad Röntgen vor rund 120 Jahren die nach ihm benannten Röntgenstrahlen entdeckte und damit erstmals Einblick in den Körper ohne Berührung ermöglichte, wird jetzt ein Ultrahochfeld-Tomograph für kardiologische, also das Herz betreffende, klinische Bildgebung eingesetzt. Das 25 Tonnen schwere Gerät wurde von Siemens Healthcare entwickelt und gefertigt.

Mit starken Magneten und Radiowellen werden Bilder des Inneren erzeugt

In dem Gerät wird ein Magnetfeld mit der Stärke 7 Tesla (7 T) erzeugt, was deutlich mehr ist als der derzeitige klinische Standard von 1,5 T oder 3 T. Das besonders starke Magnetfeld soll eine viel bessere Bildqualität und insbesondere auch neuartige Bildkontraste ermöglichen, weshalb es für die diffizilen Strukturen der Herzanatomie und zugehörigen Gefäße vielversprechend ist. Bilder entstehen in einem MRT durch die Reaktion körpereigener Wasserstoffatome mit dem Magnetfeld. Die Atome besitzen einen sogenannten Spin, d.h. sie verhalten sich ähnlich wie Kompassnadeln: Im Tomographen richten sie sich entlang des Magnetfeldes aus. Werden sie durch Radiowellen - ebenfalls vom Tomographen erzeugt - abgelenkt, so kehren sie wieder in die Ausgangsorientierung zurück. Dieses Zurückkehren kann gemessen werden, wobei unterschiedliche Gewebe und Zellen, aber auch krankhafte Veränderungen, verschieden reagieren.

Derzeit ist es bei 7 T noch schwierig, die erwarteten besseren MRT-Bilder auch tatsächlich zu bekommen, da viele physikalische und technische Probleme auftreten. Obwohl es sich um den modernsten 7T-Magneten handelt, den der Hersteller Siemens installieren wird, sind die physikalischen Feldverhältnisse im Körper sehr komplex und müssen durch spezielle, teils noch zu entwickelnde Methoden in den Griff bekommen werden, um eine gute Bildqualität zu erreichen. Das tief im Körper liegende, sich ständig bewegende Herz, das von Organen mit anderen physikalischen Eigenschaften umgeben ist, stellt hier besonders hohe Anforderungen. Gleich mehrere Arbeitsgruppen werden daher gemeinsam mit Siemens an dem Gerät forschen.

Das DZHI ist hierfür ein besonders geeigneter Platz, da es modernste Bildgebungslabore haben wird und Wissenschaftler unterschiedlicher naturwissenschaftich-technischer (Physik, Chemie, Biologie) und medizinischer (Kardiologie, Radiologie, Pharmazie, Chirurgie, Psychiatrie und Psychologie) Fachrichtungen für ein gemeinsames Ziel forschen: Die Prävention von Herzschwäche und ihren Begleiterkrankungen.

Mit dem Kopf durch die Wand, um schwachen Herzen zu helfen

Das Würzburger 7-Tesla MRT-System für den Einsatz am Menschen soll in dem neu errichteten Bildgebungszentrum des DZHI gleichermaßen für Forschung und Behandlung dienen. Um das Gerät zu installieren, wird die Wand des Gebäudes demnächst wieder geöffnet, so dass der 17 Tonnen schwere Magnet, nachdem er mit einem Kran über das Gebäude gehoben und mit höchster Präzision, an Glasfenstern und Wänden vorbei, in den Lichthof abgesenkt wird anschließend seinen endgültigen Platz im Sockel des Gebäudes findet.

Datum: 7. Juni 2016 - Einbringen des 7T-MRT

7.30 Uhr: Aufbau des großen Krans
8.00 Uhr: Anlieferung des Magneten mittels LKW
bis 12 Uhr: Anlage steht im Lichtschacht
bis 15 Uhr: Anlage steht im zukünftigen Untersuchungsraum

Forschung und Behandlung unter einem Dach

Um die bereits seit fünf Jahren erfolgreiche Forschungs- und Behandlungsarbeit im DZHI weiter zu perfektionieren, ist die Anschaffung des HighTech Gerätes ein wichtiger Meilenstein. Denn das Würzburger Gerät wird in Zukunft nicht nur wie an anderen Standorten den Forschungsbetrieb erlauben, sondern auch einen besonderen klinischen Betriebsmodus für Patienten ermöglichen. Auch damit sind die Grundlagen für den breiten Einsatz der Ultrahochfeld-MRT für Patienten gelegt. "Eine weltweite Innovation ist, dass das Gerät mit bis zu acht Sendern die Radiowellen simultan einstrahlt. Diese Methode lässt uns hoffen, dass wir dadurch die Bildgebung des Herzens verbessern werden, da bei dieser Feldstärke bislang noch sehr ungleichmäßige Bilder entstehen und medizinisch relevante Details verborgen bleiben können: die Wellenlänge der Radiowellen liegt in der Größenordnung der Körperdimensionen. Die dadurch entstehenden Interferenzeffekte wollen wir durch das simultane Einstrahlen mit mehreren Radiosendern in den Griff bekommen. Unsere Forschungs- und Entwicklungsarbeiten werden hier ansetzen und wegweisende Ergebnisse für die Kardiologie und auch andere klinische Disziplinen erzielen", so Prof. Laura Schreiber, die am DZHI die Abteilung für kardiale Bildgebung leitet und das neue 7T-MRT ab 2017 für Forschung und Behandlung von Herzschwäche und ihren Komplikationen betreiben wird.

• Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.dzhi.de
http://www.herzschwaeche-info.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1764

Raute

Universität Ulm - 25.05.2016

Millionen für neues Graduiertenkolleg: Lungenforschung zwischen Biomedizin und Sensortechnik

Die Universität Ulm erhält ein interdisziplinäres Graduiertenkolleg zur Erforschung der Lunge. Neben der Ausbildung von Nachwuchswissenschaftlern wollen beteiligte Forscher aus den Ingenieur-, Natur- und Lebenswissenschaften biomedizinischen Fragestellungen mit innovativen Sensorsystemen nachgehen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das Kolleg "Mikro- und nanoskalige Sensorik für die Lunge - PULMOSENS" mit vier Millionen Euro. Die lebenswissenschaftlichen Forschungsprojekte dienen nicht nur der Grundlagenforschung, sondern sollen auch Ansätze für neue Therapien liefern.

Die Lunge ist eines der wichtigsten Organe des Menschen: Sie versorgt unseren Körper mit Sauerstoff und ist für den Abtransport von Kohlendioxid verantwortlich. An der Universität Ulm wird nun ein Graduiertenkolleg zur weiteren Erforschung des Atemorgans eingerichtet. Neben der interdisziplinären Ausbildung von Nachwuchswissenschaftlern wollen die Forscher aus den Ingenieur-, Natur- und Lebenswissenschaften biomedizinischen Fragestellungen mit neuartigen Sensorsystemen nachgehen. Das Graduiertenkolleg "Mikro- und nanoskalige Sensorik für die Lunge - PULMOSENS" wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für zunächst viereinhalb Jahre mit vier Millionen Euro gefördert.

Chronische Lungenerkrankungen wie COPD oder Lungenfibrose, angeborene Defekte wie Mukoviszidose oder Lungenverletzungen durch Unfälle - Leiden des Atemorgans werden mit rund einem Sechstel der Todesfälle weltweit in Verbindung gebracht. Bei der Krankheitsentstehung scheint das Lungenepithel - das ist die Zellschicht, die das Organ umgibt - eine wichtige Rolle zu spielen. Doch welche Mechanismen an dieser Barriere zwischen Luft und Gewebe im Detail ablaufen und wie sich krankhafte Veränderungen verhindern lassen, ist noch nicht hinreichend verstanden. Im neuen Graduiertenkolleg entwickeln bis zu 25 junge Forscher mit verschiedenen fachlichen Hintergründen innovative sensorische, analytische und bildgebende Methoden zur Darstellung der Funktion des Lungenepithels - zwölf Doktoranden und eine Postdoc-Stelle werden direkt über das Kolleg finanziert.

Die wissenschaftliche Betreuung übernehmen zwölf Projektleiter und fünf assoziierte Forscher, darunter Elektrotechniker, Materialwissenschaftler, Biologen sowie Forscher aus der analytischen Chemie und Medizin. "Diese Interdisziplinarität macht PULMOSENS weltweit einmalig. Die Erforschung von nano- und mikroskalierten Sensoren, deren Überführung in Systeme, die speziell auf die Lungenforschung zugeschnitten sind, sowie die direkte Nutzung dieser neuartigen Sensorsysteme durch die Lungenexperten besitzt ein extrem hohes Potential. Neben ihrer wissenschaftlichen Arbeit auf molekularer und zellulärer Ebene sowie auf Organniveau haben die Forscher des Graduiertenkollegs die therapeutische Anwendung stets im Blick", sagt Professor Maurits Ortmanns, Sprecher des Kollegs und Leiter des Instituts für Mikroelektronik. Aufgrund der hohen Interdisziplinarität gelte es allerdings auch, Barrieren zwischen den Fachbereichen zu überwinden.

Koordinatoren des Kollegs sind Professor Ortmanns, der sein Knowhow zu integrierten Sensorschaltungen beisteuert, sowie der Physiologe Professor Paul Dietl und PD Dr. Christine Kranz, die auf dem Gebiet miniaturisierter Sensoren forscht. "Am Institut für Analytische und Bioanalytische Chemie kooperieren wir bereits seit Jahren mit der Gruppe Dietl und auch den Ingenieurwissenschaften. Deshalb ist es für uns besonders spannend, nun gemeinsam neue Sensortechnologien und -verfahren zu entwickeln, die unmittelbar Anwendungen im Rahmen lungenphysiologischer Fragestellungen finden", so Christine Kranz.

Die menschliche Lunge verfügt über eine einzigartige Struktur mit engen anatomischen Verflechtungen und einer Luft-Flüssigkeitsgrenze, die aufgefaltet 130 Quadratmeter groß wäre! Das Organ stellt also hohe Anforderungen an Mess- und Analysesysteme: Lungenbläschen können zum Beispiel gar nicht instrumentell über die Atemwege erreicht werden. Die Entwicklung fortgeschrittener Epithel-Zellkulturen sowie eines künstlichen Lungenbläschensystems ("Lung on a chip") sind deshalb neben einer hochauflösenden Sensorik Forschungsziele von PULMOSENS.

Im Zuge des Graduiertenkollegs sollen insgesamt lebenswissenschaftliche Projekte zur Sekretion und zu transepithelialen Transportprozessen - vor allem in Hinblick auf die Barrierefunktion des Epithels - durchgeführt werden. Dazu kommen Untersuchungen im beschriebenen künstlichen Alveolensystem und in anderen Modellen. "Eine verbesserte Diagnostik und ein tieferes Verständnis der mikro- und makroskopischen Funktionalität der Lunge dient der Grundlagenforschung und sollte neue Ansätze für Therapien liefern", betont Paul Dietl als Vertreter der Medizinischen Fakultät.

Die Startbedingungen an der Universität Ulm sind hervorragend: Synergien bestehen mit dem Boehringer Ingelheim Ulm University BioCenter (BIU), einem Verbund zwischen der Uni und dem Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim, in dem Lungenforschung wesentlicher Bestandteil ist. Außerdem gibt es Überschneidungen mit dem interdisziplinären "Trauma-Sonderforschungsbereich" und der Internationalen Graduiertenschule für Molekulare Medizin der Uni Ulm. Weiterhin soll PULMOSENS mit Studiengängen der beteiligten Fakultäten vernetzt werden.

"Das bewilligte Ulmer Graduiertenkolleg verbindet ein interdisziplinäres Ausbildungsprogramm mit neuartigen Projekten in der Lungenphysiologie sowie Biosensorik und bereichert so die Ulmer Forschung und Lehre gleichermaßen", sagt Professor Joachim Ankerhold, Vizepräsident für Forschung und Informationstechnologie.

Insgesamt hat die DFG Mitte Mai die Förderung von 18 Graduiertenkollegs in Höhe von 74 Millionen Euro bekannt gegeben.

• Weitere Informationen:

Prof. Dr.-Ing. Maurits Ortmanns
maurits.ortmanns@uni-ulm.de

PD Dr. Christine Kranz
christine.kranz@uni-ulm.de

Prof. Dr. Paul Dietl
paul.dietl@uni-ulm.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution22

Quelle: Universität Ulm, Annika Bingmann, 25.05.2016

Raute

Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden - 26.05.2016

Dialysezugang per Katheter: Dresdner Uniklinikum nutzt minimalinvasives Verfahren

Um die Versorgung von Dialysepatienten weiter zu verbessern, haben die Bereiche Interventionelle Radiologie sowie Angiologie am Universitäts GefäßCentrum des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden eine innovative Methode etabliert. Sie ist etwa für 40 Prozent der Patienten geeignet, die durch eine genaue präoperative Ultraschalldiagostik identifiziert werden können. Mit dem neuen, minimal-invasiven Eingriff wird ein Gefäßzugang zur Hämodialyse geschaffen, indem Arterie und Vene des Unterarms verbunden werden.

Um den gewünschten Kurzschluss - auch Dialyse-Fistel oder Shunt genannt - herzustellen, navigieren die Radiologen zwei spezielle Katheter unter Ultraschall- und Röntgenkontrolle über nadelstichgroße Punktionen am Oberarm zu dicht nebeneinander verlaufenden Blutgefäßen am Unterarm. Mit dem neuen Verfahren lässt sich eine offene Operation vermeiden.

Die meisten Dialysepatienten müssen sich drei Mal pro Woche einer Blutwäsche unterziehen. Dabei werden ihnen in der Regel zwei Kanülen in eine oberflächlich gelegene Armvene gestochen, über die das Blut zum Dialysegerät fließt, um dann gereinigt wieder zurück in den Körper zu gelangen. Das geht aber nur, wenn die Vene dazu groß genug ist und einen ausreichenden Blutfluss hat. Deshalb wenden die Ärzte einen Trick an: Sie verbinden im Unterarm eine oberflächliche Vene mit einer Arterie. Durch diesen Kurzschluss und den veränderten Blutfluss vergrößert sich das Gefäß deutlich. Mit einem Durchmesser von mehr als fünf Millimetern und über eine Länge von gut zehn Zentimetern ist es dann möglich, die Kanülen trotz häufiger Einstiche optimal zu platzieren.

Bisher legten Gefäßchirurgen diese Dialysefisteln im Rahmen einer offenen Operation an. Dies ist oft mit einem stationären Krankenhausaufenthalt verbunden. In den vergangenen Jahren wurde nun ein schonendes, minimal-invasives Verfahren entwickelt, das im vergangenen Jahr auch in Deutschland Einzug hielt. Prof. Ralf-Thorsten Hoffmann, Leiter des Bereichs Interventionelle Radiologie am Institut für Radiologie des Dresdner Uniklinikums, gehörte zu den ersten deutschen Spezialisten, die diesen Eingriff in die klinische Routine integrierte. Bei dem Verfahren, für das lediglich eine örtliche Betäubung notwendig ist, navigieren die Radiologen die beiden Katheter unter Ultraschall- und Röntgenkontrolle zu den beiden benachbarten Gefäßen des Unterarms. Voraussetzung ist, dass die ausgewählte Arterie und die ebenfalls benötigte Vene sehr nah nebeneinander verlaufen und eine Verbindung zu oberflächlichen Venen besteht. Dies wird im Rahmen der Voruntersuchungen in der Fistelsprechstunde der Gefäßambulanz des Universitäts GefäßCentrums von Angiologen mittels Ultraschall untersucht. Sind bei dem Eingriff beide Katheter optimal platziert, presst ein Magnet Arterie und Vene aneinander. Hochfrequenter Wechselstrom öffnet danach die Gefäßwände und schafft eine Verbindung zwischen den beiden tief liegenden Gefäßen. Durch diesen gerade einmal eine Sekunde dauernden Vorgang entsteht ein direkter arterio-venöser Shunt.

Bei vorbestehender Verbindung aus dem tiefen Venensystem am Unterarm zu oberflächlichen Venen kann dann das Blut durch den kurzen Verschluss einer tiefen Armvene an die Oberfläche umgeleitet werden. Unmittelbar nachdem diese Verbindung geschaffen wurde, ist die oberflächliche Vene mit zwei Millimetern noch sehr klein. Durch den Blutfluss und die Druckverhältnisse weitet sich dieses Gefäß jedoch langsam. Nach dieser von Experten "Reifung" genannten Phase nach durchschnittlich zwei Monaten ist die für die Dialyse benötigte Shuntvene gut zehn Zentimeter lang und hat einen Durchmesser von rund zehn Millimetern.

Erste klinische Daten belegen eine hohe Erfolgsrate des neuen Verfahrens mit niedriger Komplikationsrate. Die mit dem Kathetersystem vorgenommenen Shunt-Anlagen gelingen in 97 Prozent der Eingriffe. Davon sind nach sechs Monaten 96 Prozent offen. Im Gegensatz zu einer herkömmlichen Operation, bei dem die Wunden genäht und die Gefäße stärker verletzt werden müssen, dürfte das neue Katheterverfahren den Patienten deutlich schonen und auch dazu beitragen, funktionstüchtigere und auch langlebigere Shunts zu schaffen. Da jedoch für diese innovative, minimal-invasive Methode noch keine wissenschaftlichen Erkenntnisse zu den langfristigen Ergebnissen vorliegen, beteiligt sich das Universitäts GefäßCentrum des Dresdner Uniklinikums an der ersten europäischen Studie, ab der sich Kliniken aus Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien beteiligen.

• Kontakt für Patienten
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
Universitäts GefäßCentrum
Fistel-Sprechstunde des (mittwochs 14 bis 16.30 Uhr)
Anmeldung über 0351 458 22 36
E-Mail: ugc@uniklinikum-dresden.de
www.uniklinikum-dresden.de/ugc

• Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.uniklinikum-dresden.de/rad

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Pressemitteilung

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Quelle: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Holger Ostermeyer, 26.05.2016

Raute

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel - 27.05.2016

11 Millionen Euro für die Erforschung von Magnetfeldsensoren für die medizinische Diagnostik

Großer Erfolg für die Spitzenforschung: Uni Kiel erhält neuen Sonderforschungsbereich

Die Erforschung höchstempfindlicher Magnetfeldsensoren ist seit einigen Jahren ein thematischer Schwerpunkt der Nanoforschung an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). Am Mittwoch, 25. Mai, bewilligte die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) mit dem Sonderforschungsbereich (SFB) 1261 "Magnetoelectric Sensors: From Composite Materials to Biomagnetic Diagnostics" einen weiteren Meilenstein in dieser Entwicklung.

Für zunächst vier Jahre erhalten die Forscherinnen und Forscher in einer ersten Förderperiode rund 11 Millionen Euro, um Magnetfeldsensoren für den Einsatz bei biomagnetischen Diagnosen zu erforschen.

"Im neuen SFB versprechen wir uns durch die stark interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Physik, Materialwissenschaft, Elektrotechnik und Medizin die Erforschung ganz neuartiger Magnetfeldsensorkonzepte, die speziell auf wissenschaftliche und diagnostische Fragestellungen in Neurologie und Kardiologie ausgelegt sind", beschreibt der Sprecher des SFBs Professor Eckhard Quandt die inhaltliche Zielsetzung der Initiative. Dadurch werde auch der Wissenschaftsstandort Kiel insgesamt gestärkt: 26 neue Stellen für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden geschaffen. Zusätzlich werde die Forschungskooperation in der Region durch die Zusammenarbeit von Universität, Universitätsklinikum und Fraunhofer-Institut für Siliziumtechnologie in Itzehoe (ISIT) ausgebaut, so Quandt.

"Diese neue interdisziplinäre Initiative stärkt damit spürbar unseren Forschungsschwerpunkt Nanowissenschaften und Oberflächenforschung", betont CAU-Präsident Professor Lutz Kipp. "Ihre potenziellen Anwendungsbereiche in der medizinischen Diagnostik machen deutlich, wie lohnend die Investition in diese Forschung ist. Die erneute Millionen-Förderung ist dabei ein beeindruckender Beleg für die hervorragenden Voraussetzungen, die wir in den vergangenen Jahren in Kiel und an der CAU für die Erforschung nanotechnologischer und oberflächenwissenschaftlicher Fragestellungen geschaffen haben. Dieser Erfolg ist auch eine wichtige Grundlage für neue Ideen der Kieler Universität in der kommenden Exzellenzinitiative."

Konkret geht es den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im neuen SFB 1261 um die Aufzeichnung von Gehirn- und Herzströmen über deren Magnetfelder. Durch vorherige Forschungsarbeiten konnte die Detektionsgrenze bereits soweit verbessert werden, dass biomagnetische Signale des Gehirns oder des Herzens inzwischen im Bereich der Messbarkeit liegen. Als Ergänzung oder Alternative zu den etablierten elektrischen Messungen - zum Beispiel der Elektroenzephalographie (EEG) oder der Elektrokardiographie (EKG) - versprechen magnetische Messungen eine verbesserte Diagnose zum Beispiel in Bezug auf die räumliche Auflösung und/oder bei Langzeituntersuchungen.

Dies ist zwar bereits heute möglich, jedoch sind die Messungen bisher mit erheblichem Aufwand verbunden, so dass diese Techniken nahezu keinen Eingang in die medizinische Praxis gefunden haben. Um die Ergebnisse nicht zu verfälschen, müssen nämlich äußere Magnetfelder stark abgeschirmt und herkömmliche biomagnetische Schnittstellen extrem aufwändig auf zirka -270 Grad Celsius gekühlt werden. Die neuen Sensoren, die die Forschenden im SFB 1261 entwickeln wollen, sollen dagegen ohne aufwändige Kühlung und langfristig sogar ohne Abschirmung auskommen. Perspektivisch könnten diese Sensoren dann zum Beispiel eingesetzt werden, um pathologische Hirnaktivität zu entdecken und damit bedarfsgesteuert Hirnareale zur Behandlung epileptischer Anfälle oder Parkinson-Symptome zu stimulieren.

Voraussetzung hierfür sind neue Signalverarbeitungsstrategien und höchstempfindliche Sensoren für extrem kleine Magnetfelder. An deren Entwicklung, angefangen bei den physikalischen Grundlagen über die Herstellung und Charakterisierung bis hin zur Anwendbarkeit in Kardiologie, Neurologie, Neuropädiatrie und Medizinischer Psychologie, sind an der CAU die Technische, die Mathematisch-Naturwissenschaftliche und die Medizinische Fakultät beteiligt. Weitere Partner sind das UKSH und das Fraunhofer Institut für Siliziumtechnologie in Itzehoe.

• Kontakt:

Professor Dr.-Ing. Eckhard Quandt
Institut für Materialwissenschaft der CAU
Lehrstuhl für Anorganische Funktionsmaterialien
E-Mail: eq@tf.uni-kiel.de

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Presse, Kommunikation und Marketing
Dr. Boris Pawlowski
Postanschrift: D-24098 Kiel
E-Mail: presse@uv.uni-kiel.de, Internet:
www.uni-kiel.de
Twitter: www.twitter.com/kieluni
Facebook: www.facebook.com/kieluni

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.uni-kiel.de/pressemeldungen/index.php?pmid=2016-172-sfb1261

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution235

Quelle: Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Dr. Boris Pawlowski, 27.05.2016

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Mai 2016

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