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MELDUNG/741: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 30.01.14 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

→  Wirkstoffe gegen Tropenkrankheiten: EU fördert internationales Projekt mit sechs Millionen Euro
→  Universität Magdeburg ist Standort für innovative Medizintechnik
      in Sachsen-Anhalt und Deutschland



Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg - 29.01.2014

Wirkstoffe gegen Tropenkrankheiten: EU fördert internationales Projekt mit sechs Millionen Euro

Parasitologen, Strukturbiologen und Wirkstoffforscher aus fünf europäischen Staaten, Brasilien und Australien forschen in einem neuen Projekt gemeinsam an der Entwicklung neuer Arzneistoffe zur Therapie von Tropenkrankheiten. An dem internationalen Forschungsvorhaben "A-PARADDISE" ist auch das Institut für Pharmazie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) maßgeblich beteiligt. Das Projekt startet am 1. Februar und wird von der Europäischen Union mit sechs Millionen Euro gefördert.

Parasitäre Erreger der Arten Schistosoma, Leishmania, Trypanosoma und Plasmodium verursachen die Tropenkrankheiten Bilharziose, Leishmaniose, Chagas-Krankheit und Malaria. Weltweit sind Hunderte Millionen Menschen mit diesen Parasiten infiziert, jährlich gibt es Hunderttausende Todesfälle. Mit dem Ziel, neue Wirkstoffe für diese Tropenkrankheiten zu entwickeln, fördert die EU das Forschungsprojekt A-PARADDISE (Antiparasitic Drug Discovery in Epigenetics) mit insgesamt sechs Millionen Euro für drei Jahre. Koordiniert wird es von Dr. Ray Pierce, Institut Louis Pasteur, Lille (Frankreich). Beteiligt sind insgesamt 16 universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen sowie Industrieunternehmen. Von der Universität Halle ist die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Wolfgang Sippl, Institut für Pharmazie, beteiligt.

Die Arbeitsgruppe um Wolfgang Sippl befasst sich insbesondere mit der computer- und strukturbasierten Entwicklung und Synthese neuer Wirkstoffe für epigenetisch relevante Enzyme. "Die Epigenetik beschäftigt sich mit den Vorgängen, die dafür sorgen, dass aus dem genetischen Code nur bestimmte Informationen abgelesen werden. Denn jede Zelle eines Organismus enthält zwar die komplette genetische Information in Form der DNA, jedoch werden - je nach Funktion der Zelle - nur bestimmte Informationen abgerufen", erklärt Prof. Dr. Wolfgang Sippl. Die Epigenetik sorgt also dafür, dass diese Beschränkung bei der Zellteilung erhalten bleibt. So entstehen zum Beispiel aus einer Muskelzelle wieder neue Muskelzellen und keine Nervenzellen.

Durch eine selektive Hemmung der epigenetischen Prozesse eines Krankheitserregers könnten also Medizinerinnen und Mediziner diesen Erreger bekämpfen, ohne den Menschen selbst zu schädigen. "Das Projekt A-PARADDISE soll die epigenetischen Vorgänge in den parasitären Erregern aufklären und selektive Wirkstoffe finden, die als neue Medikamente geeignet wären", so Sippl.

Weitere Informationen zu A-PARADDISE und den teilnehmenden
Forschungseinrichtungen unter:
http://a-paraddise.cebio.org

Das Projekt ist ein Nachfolgeprojekt zum Projekt SEtTReND:
http://settrend.cebio.org

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution167

Quelle: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Manuela Bank-Zillmann, 29.01.2014

Raute

Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg - 29.01.2014

Universität Magdeburg ist Standort für innovative Medizintechnik in Sachsen-Anhalt und Deutschland

Forschungspreise und neuer Studiengang: Jahresbilanz des internationalen Leuchtturmprojekts "Forschungscampus STIMULATE"

Der Forschungscampus für minimalinvasive bildgeführte operative Eingriffe STIMULATE (Solution Centre for Image Guided Local Therapies) an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (OVGU) ist Entwicklungsmotor für innovative Medizintechnik in Sachsen-Anhalt und Deutschland. Diese Bilanz ziehen die Direktoren des internationalen Leuchtturmprojektes nach den ersten 12 Monaten seines Bestehens. "In den letzten zwölf Monaten sind wir dem Ziel, mit dem Forschungscampus STIMULATE die Universität Magdeburg zu einem führenden Standort für bildgeführte Verfahren zu entwickeln, ein gutes Stück nähergekommen", so der Rektor der Universität Magdeburg, Prof. Dr.-Ing. Jens Strackeljan.

Vor einem Jahr, am 30. Januar 2013, wurde im Beisein von Vertretern des Bundesforschungsministeriums, des Wissenschaftsministeriums des Landes Sachsen-Anhalt, des Rektors der Universität Magdeburg, der Siemens AG Healthcare sowie Vertretern der Landeshauptstadt an der Universität Magdeburg der Forschungscampus STIMULATE feierlich eröffnet.

Binnen Jahresfrist sind bereits 30 Wissenschaftler der natur- und ingenieurwissenschaftlichen sowie der medizinischen Fakultäten der Universität Magdeburg im Forschungscampus tätig, die gemeinsam mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Industriepartnern, wie der Siemens AG Healthcare und regionalen Wirtschaftsunternehmen Technologien für bildgeführte minimalinvasive Methoden in der Medizin entwickeln.

"Dass wir uns einem wissenschaftlich, medizinisch und volkswirtschaftlich extrem relevanten Bereich widmen und tatsächlich das Potential haben, die Vision des Deutschen Zentrums für bildgestützte Medizin umzusetzen, belegt das große Interesse von Universitäten und insbesondere Unternehmen, an dem Forschungscampus mitwirken zu können", so der Sprecher des Vorstandes des Forschungscampus STIMULATE, Prof. Georg Rose.

13 regionale und überregionale Firmen gehören inzwischen zum engen Netzwerk von universitärer Forschung und wirtschaftlicher Anwendung, darunter Primed GmbH aus Halberstadt oder Acandis aus Pforzheim. Zudem sind erste Unternehmensausgründungen aus dem Bereich der Medizintechnik der Universität Magdeburg in Vorbereitung.

"Der Forschungscampus ist eine grundlegende Voraussetzung zum Aufbau einer leistungsfähigen Medizintechnikbranche auf der Basis bildverarbeitender Technologien. Er leistet einen nachhaltigen und bedeutenden Beitrag zur Stärkung der mittelständischen Wirtschaft in Sachsen-Anhalt und darüber hinaus. Durch die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft wird die Innovationsfähigkeit vor allem von klein- und mittelständigen Unternehmen und deren Wettbewerbsfähigkeit gestärkt", so der Vorstandsvorsitzende des STIMUATE-Vereins, Dr. Jörg Bode von der Primed GmbH.

Über eine Laufzeit von bis zu 15 Jahren wird in dieses Public-Privat-Partership-Projekt eine Summe von bis zu 30 Millionen Euro fließen. STIMULATE ist damit eines der größten Forschungsprojekte, das der Bund in Sachsen-Anhalt fördert.

Ziel des Verbundes aus Wissenschaft und Wirtschaft ist zum einen, medizinische Eingriffe zu entwickeln, die neue, wenig belastende Behandlungsmöglichkeiten für Patienten eröffnen. Zum anderen ist es erklärtes Ziel, durch diese neuen Methoden, die Kostenexplosion im Gesundheitswesen drastisch einzudämmen. Im Fokus stehen dabei wichtige Volkskrankheiten aus den Bereichen Onkologie, Neurologie sowie Gefäßerkrankungen. Langfristig soll sich das Vorhaben STIMULATE zum "Deutschen Zentrum für bildgestützte Medizin" mit einer internationalen Sichtbarkeit entwickeln.

Um die strategische Aufstellung der Universität Magdeburg in ihrem wichtigen anwendungsorientierten Forschungsschwerpunkt Medizintechnik für die Zukunft weiter zu verbessern, sind in diesem Bereich weitere Professuren geschaffen worden, die neue technische Lösungen für die medizinischen Herausforderungen erforschen. Zudem ist in der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik ein Institut für Medizintechnik gegründet worden, um diesen Forschungsbereich weiter zu stärken. Ein Bachelorstudiengang Medizintechnik an der Uni Magdeburg wird im kommenden Wintersemester angeboten werden.

Ferner wurde in STIMULATE ein Weiterbildungsprogramm etabliert, innerhalb dessen Mitarbeiter von Unternehmen im Bereich Medizintechnik fortgebildet werden und gleichzeitig in klinischen Hospitationen den Einsatz der Technologien praktisch kennenlernen. In Kooperation mit der deutschen Akademie für Mikrotherapie konnte bereits ein erster Kurs für Siemens-Mitarbeiter durchgeführt werden, welcher sich einer sehr positiven Resonanz erfreute.

Der Forschungscampus STIMULATE hat bereits auch hohe internationale Sichtbarkeit erlangt durch erfolgreiche Messeauftritte auf der weltweit größten Medizintechnikmesse MEDICA in Düsseldorf sowie dem größten Kongress der Radiologie (RSNA) in Chicago.

Das STIMULATE-Team erreichte bereits in der einjährigen Vorphase auch beachtliche wissenschaftliche Ergebnisse und Erfolge. Es entstanden ca. 20 wissenschaftliche Publikationen, STIMULATE-Akteure wurden mit dem Otto-von-Guericke-Forschungspreis geehrt und gewannen den 1. Platz im Hugo-Junkers-Preis für Forschung und Innovation 2013 in der Kategorie "Sonderpreis Gesundheit und Medizin aus Sachsen-Anhalt".

In der Landeshauptstadt Magdeburg wird der Forschungscampus STIMULATE durch anschauliche multimediale Exponate im Jahrtausendturm einer breiteren Öffentlichkeit nahe gebracht.

Mehr Informationen unter
www.stimulate.ovgu.de/

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Georg Rose
Institut für Informations- und Kommunikationstechnik (IIKT)
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
E-Mail: Georg.Rose@ovgu.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.stimulate.ovgu.de/

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:

http://idw-online.de/de/image225356
Planung einer minimalinvasiven Operation unter MRT-Kontrolle

http://idw-online.de/de/image225357
Test eines neuartigen Instruments für eine minimalinvasive Operation unter MRT-Kontrolle

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution116

Quelle: Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Katharina Vorwerk, 29.01.2014

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Januar 2014