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MELDUNG/637: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 07.12.12 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

→ "Operation Team"
      Neues Programm für interprofessionelles Lernen in Gesundheitsberufen ausgeschrieben
→ Würzburger Forscher nehmen mit neuer Mikroskopietechnik das Immunsystem ins Visier
→ "Ich habe keine Minute bereut"
      Studierende der EAH Jena absolvierten Klinik-Praktikum in Nepal



Robert Bosch Stiftung - 06.12.2012

Operation Team

Neues Programm für interprofessionelles Lernen in Gesundheitsberufen ausgeschrieben

Mit "Operation Team" startet die Robert Bosch Stiftung ein neues Programm, um die interprofessionelle Ausbildung in Gesundheitsberufen zu stärken. Gesucht werden Kooperationen zwischen Universitäten, Hochschulen und nichtakademischen Ausbildungseinrichtungen, die Studien- oder Ausbildungsgänge wie Humanmedizin, Pflege, Ergo- und Physiotherapie, Hebammenkunde oder Logopädie anbieten. Die von den Partnern gemeinsam entwickelten Lehrformate werden mit insgesamt 700.000 € gefördert. Projektskizzen können bis zum 28. Februar 2013 eingereicht werden.

Durch den demographischen Wandel wird es künftig deutlich mehr multimorbide, chronisch erkrankte und pflegebedürftige Menschen geben. Daher hat sich der Wissenschaftsrat im Sommer 2012 dafür ausgesprochen, Fachkräfte in der Gesundheitsversorgung verstärkt akademisch auszubilden und die einzelnen Berufe enger zu vernetzen. Er empfiehlt einen Gesundheitscampus, an dem die neu zu schaffenden Studiengänge mit der medizinischen Fakultät zusammenarbeiten.

Mit dem Programm "Operation Team - Interprofessionelles Lernen in den Gesundheitsberufen" fördert die Robert Bosch Stiftung Projekte, in denen die Vernetzung der einzelnen Berufe bereits in der Ausbildung umgesetzt wird. Das geplante Lehrangebot muss von mindestens zwei Berufsgruppen entwickelt und umgesetzt werden. Die Beteiligung einer medizinischen Fakultät bzw. des Studiengangs Humanmedizin wird vorausgesetzt. Die Projekte werden mit der Unterstützung eines unabhängigen Expertenbeirats in einem zweistufigen Auswahlverfahren ermittelt. Ein Auftaktworkshop findet im Frühjahr 2013 statt, die Teilnehmer können im Anschluss einen Antrag auf Förderung stellen.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.bosch-stiftung.de/operationteam

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution977

Quelle: Robert Bosch Stiftung, Michael Herm, 06.12.2012

Raute

Rudolf-Virchow-Zentrum / DFG, Forschungszentrum für Experimentelle Biomedizin - 06.12.2012

Würzburger Forscher nehmen mit neuer Mikroskopietechnik das Immunsystem ins Visier

WÜRZBURG. Würzburger Wissenschaftler haben zum ersten Mal Vorgänge der Immunabwehr in ganzen Gewebestücken sichtbar gemacht. Die Forscher um Dr. Andreas Beilhack stellen ihre 3D-Mikroskopietechnik in der aktuellen Ausgabe des angesehenen Fachmagazins The Journal of Clinical Investigation vor.

Die sogenannte Lichtblatt-Mikroskopie erlaubt es, vollständige Gewebeproben innerhalb weniger Minuten zu durchleuchten, ohne sie erst in Scheiben schneiden zu müssen. Ein Hochleistungsrechner setzt die Bilder sofort wieder in drei Dimensionen zusammen. Die Auflösung ist bei dieser neuen Methode so hoch, dass die Forscher einzelne Zellen in diesem Gesamtzusammenhang untersuchen können. Im konkreten Fall beobachteten sie die Wechselwirkung von Immunzellen mit Krebszellen, oder wie das Immunsystem nach einer Transplantation fremdes Gewebe abstößt.

"Wir können jetzt tief im Gewebe intakter Mausorgane oder in Gewebeproben von Krebspatienten Zellen und Moleküle mit Hilfe von Fluoreszenzfarbstoffen sichtbar machen", erzählt Christian Brede begeistert. Für ihn ist dieses Projekt ein wichtiger Bestandteil seiner Doktorarbeit in der Arbeitsgruppe von Dr. Andreas Beilhack am Universitätsklinikum.

Der Mediziner und Leiter der Studie ist von der neuen Mikroskopietechnik fasziniert. "Das Prinzip dahinter ist eigentlich schon lange bekannt: Sie kennen das vielleicht, wenn am späten Nachmittag das Licht seitlich durch das Fenster fällt, dass plötzlich die feinsten Staubpartikel im Zimmer sichtbar werden." Vor mehr als 100 Jahren bauten Henry Siedentopf und Richard Zsigmondy zum ersten Mal ein Mikroskop, das diesen Effekt nutzt. Sie konnten so Teilchen sichtbar machen, die kleiner sind als ein 20.000stel Millimeter. Zsigmondy wurde für seine Beobachtungen mit diesem Mikroskop 1925 mit dem Nobelpreis für Chemie geehrt.

Die Arbeitsgruppen von Prof. Dr. Gregory Harms und Dr. Katrin Heinze am Rudolf-Virchow-Zentrum haben diese Technik nun zusammen mit Dr. Beilhack entscheidend weiterentwickelt. "Die moderne Laser- und die Computertechnik eröffneten uns ganz neue technische Möglichkeiten ", erklärt Dr. Katrin Heinze. In der Kombination dieser Techniken sieht Beilhack ein fantastisches Potenzial für die biomedizinische Forschung und in Zukunft auch für die klinische Diagnostik. Und so sind die nächsten Projekte schon geplant. Die Forscher wollen im nächsten Schritt Entzündungen und Infektionen genauer untersuchen. Mikroskoptechniker Mike Friedrich schraubt schon wieder an dem Gerät, um es noch weiter zu verbessern.

Die Studie wurde gefördert durch die Deutsche José Carreras Leukämie Stiftung und den Sonderforschungsbereich der Deutschen Forschungsgemeinschaft Transregio 52 Würzburg-Mainz-Berlin.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.rudolf-virchow-zentrum.de
http://blog.jci.org/2012/637/111212
http://www.jci.org/articles/view/65100

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:

http://idw-online.de/de/image189596
Neue Einblicke in das Immunsystem. Am 3. Dezember erschien die Publikation von Christian Brede und Kollegen in The Journal of Clinical Investigation

http://idw-online.de/de/image189597
Mike Friedrich aus der Arbeitsgruppe Heinze am Rudolf-Virchow-Zentrum war entscheidend daran beteiligt, das Lichtblattmikroskop weiterzuentwickeln.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution800

Quelle: Rudolf-Virchow-Zentrum / DFG - Forschungszentrum für Experimentelle Biomedizin, Eva Eismann, 06.12.2012

Raute

Ernst-Abbe-Fachhochschule Jena - 06.12.2012

"Ich habe keine Minute bereut"

Studierende der EAH Jena absolvierten Klinik-Praktikum in Nepal

"Ich habe keine Minute bereut", so beschrieb Stephan Bauer, Student der Ernst-Abbe-Fachhochschule Jena seinen Aufenthalt in Kathmandu. Gemeinsam mit seinen Kommilitonen Nadja Loika und Robert Stolpmann absolvierte der 25-jährige im Frühjahr dieses Jahres ein Praktikum in der Chhatrapati Free Clinic der nepalesischen Hauptstadt.

Die Studierenden des Fachbereiches Medizintechnik und Biotechnologie (MT/BT) bildeten sich dabei nicht nur auf ihrem zukünftigen Berufsfeld weiter, sondern lernten auch die Menschen und die Kultur des Himalaya-Landes besser kennen. Etwa drei Monate waren die Studenten im Krankenhaus tätig und übernahmen verschiedene Aufgabenbereiche.

"Dazu zählten vor allem die Wartung und Reparatur der medizintechnischen Ausstattung, der Aufbau neuer medizinischer Geräte und die Einweisung des Klinikpersonals", berichtet Stephan. Der gebürtige Wittenberger beendete 2010 erfolgreich sein Bachelorstudium der Medizintechnik und vertieft sein Wissen seitdem mit dem gleichnamigen Masterstudiengang an der EAH Jena. Nadja absolvierte bereits zahlreiche Praktika in ihrer Heimat Bayern. Die 24-jährige arbeitet momentan, ebenso wie Stephan und Robert, an ihrer Abschlussarbeit für das Masterstudium der Medizintechnik. Der 28-jährige Robert war über die genannten Aufgaben hinaus am Empfang des Gerätetransports, speziell eines Augenoperationsmikroskops, gespendet vom Medizintechnikunternehmen Carl Zeiss Meditec, beteiligt. Der begeisterte Windsurfer aus Mecklenburg-Vorpommern blieb knapp zwei Monate länger in Nepal und erkundete nach Praktikumsende auch das angrenzende Indien.

Während der Arbeit in der Klinik waren die Studierenden mit Problemen, wie der schwierigen Beschaffung von Ersatzteilen ebenso konfrontiert, wie mit dem nepalesischen Gesundheitssystem generell. Die staatliche medizinische Versorgung in Nepal ist unzureichend. Nur wenige Menschen können sich eine Behandlung leisten. Die meisten sind auf eine kostenfreie bzw. günstige Behandlung angewiesen. Eine solche erhalten sie in der Chhatrapati Free Clinic - kurz CFC - in Kathmandu.

Nach dem Motto "For those people they can't afford" erhalten hier vor allem Menschen aus den unterprivilegierten Bevölkerungsschichten eine medizinische Basisversorgung, die sie sich sonst nicht leisten könnten. Gegründet wurde das gemeinnützige Hospital von Ärzten, die hier für einen Bruchteil ihres regulären Gehalts zusätzlich arbeiten. Da die CFC über keinen Medizintechniker verfügt, boten Robert, Stephan und Nadja tatkräftige und willkommene Unterstützung.

Der Einsatz von Studierenden der Ernst-Abbe-Fachhochschule Jena an der Poliklinik in Kathmandu hat eine lange Tradition: Seit 15 Jahren haben Studentinnen und Studenten die Möglichkeit, ein Praxissemester an dem nepalesischen Krankenhaus zu absolvieren. Insgesamt 19 Studenten des Fachbereichs MT/BT haben dieses Praktikum bisher absolviert. Darüber hinaus unterstützt der Förderkreis der Hochschule das Projekt finanziell. Bei der Vermittlung der Studierenden hilft die Gesellschaft für medizinisch-technische Zusammenarbeit e.V., Jena. Der Verein hilft der Klinik seit 20 Jahren durch Organisation und Sammlung von Krankenhaus- und Medizintechnikspenden.

Die drei Masterstudenten genossen in ihrer freien Zeit die beeindruckende Landschaft des asiatischen Staates. "Eine dreiwöchige Auszeit haben wir genutzt, um eine andere Seite von Nepal kennen zu lernen", so Stephan. Dabei ging es mit dem Bus von Kathmandu nach Pokhara, um von hier aus zu einer 11-tägigen Trekkingtour ins Himalaya-Gebirge aufzubrechen. Der Ausblick vom Poon Hill, einem bekannten Aussichtsturm im Annapurna Bergmassiv, war für ihn einer der Höhepunkte seiner Praktikumszeit: "Eine super Erfahrung, mit unbeschreiblichen Blicken auf die höchsten Berge der Welt." Auch Robert schwärmt: "Dieses Land ist reich an schöner Natur und tollen Menschen." Darüber hinaus wurden die drei von ihrem Betreuer, dem Präsidenten der Klinik, Bijaya Bahadur Mali, in die nepalesische Kultur eingeführt. So nahm er sie zu einem Hochzeitsfest mit und organisierte eine "Handover-Zeremonie" als Dank für die Spenden aus Deutschland.

Neben den positiven Eindrücken gewannen die Studenten aber auch negative. So berichtet Nadja von den unzureichenden Hygienebedingen, der starken Verschmutzung Kathmandus und einer schlechten Trinkwasserversorgung. Hinzu kamen politische Unruhen, wie Robert erzählt: "Streiks mit Ladenschließungen, Straßensperren und Fahrverboten waren an der Tagesordnung." Nach einem Ausflug wurden die drei Deutschen mit diesen Straßensperren direkt konfrontiert. "Wir kamen fast bis nach Pokhara, die Stadt, in der unser Hotel war. Doch dann wurden wir gestoppt und durften nicht weiter fahren. Die Menschen der kleinen Stadt waren sehr aufgebracht, dass wir den Streik gebrochen hatten." Schließlich wurden die Praktikanten zu ihrer eigenen Sicherheit von der Polizei nach Pokhara eskortiert. Gefahr bestand für die drei, laut Robert, aber nicht: "Wir haben uns immer sehr sicher gefühlt, aber es war ein sehr spezielles Erlebnis in Bezug auf die Streiks."

Die angehenden Medizintechniker sind dennoch begeistert von ihrem Auslandspraktikum: "Trotz aller Strapazen kann ich Nepal jedem weiterempfehlen. Die Bemühungen für die Vorbereitung und der nicht ganz billige Aufwand für diese Zeit haben sich voll und ganz gelohnt", ist sich Robert sicher. Alle drei wollen gern wieder einmal nach Nepal zurück.

Melanie Schneider

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.fh-jena.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution339

Quelle: Ernst-Abbe-Fachhochschule Jena, Sigrid Neef, 06.12.2012

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Dezember 2012