Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FAKTEN

MELDUNG/462: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 22.11.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Operieren üben am Modell
      Weltweit erste Professur für Simulation und Ergonomie in der operativen Medizin
→  Bad Oeynhausen: Erste Spezialklinik etabliert Klinisches Ethik-Komitee


*


Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig - 21.11.2011

Operieren üben am Modell

Weltweit erste Professur für Simulation und Ergonomie in der operativen Medizin

Leipzig, 21. November 2011 - Am 1. Dezember 2011 nimmt Dr. Werner Korb seine wissenschaftliche Arbeit als Stiftungsprofessor für "Simulation und Ergonomie in der operativen Medizin" an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) auf. Damit wird weltweit erstmalig eine Professur mit diesem Forschungs- und Lehrgebiet eingerichtet.

Aus diesem Anlass besuchte der Vorstandsvorsitzende der Leipziger Stiftung für Innovation und Technologietransfer, der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung, zusammen mit dem Prorektor für Wissenschaftsentwicklung der HTWK Leipzig, Professor Dr.-Ing. Markus Krabbes, das Forschungszentrum der HTWK Leipzig. Beide ließen sich unter anderem von den Ergebnissen des Kunststofflabors beeindrucken, in dem die Wissenschaftler die menschliche Wirbelsäule durch lebensechte Modelle nachbilden.

An diesen Modellen können angehende Ärzte Operationen üben - und zwar nebenan im zukünftigen Trainings-Operationssaal, der eine realistische OP-Umgebung "simuliert". "Ich freue mich, diese weltweit erste und einmalige Professur mit dem Forschungs- und Lehrgebiet 'Simulation und Ergonomie in der operativen Medizin' antreten zu dürfen", sagte der zukünftige Inhaber der Stiftungsprofessur, Dr. Werner Korb. "Mein Ziel ist, innovative Trainingsmöglichkeiten für Chirurgen und OP-Personal zu erforschen und zu entwickeln."

Die Stiftungsprofessur fügt sich in die Clusterstrategie der Stadt Leipzig ein und stärkt den Cluster 'Gesundheitswirtschaft & Biotechnologie'. Oberbürgermeister Burkhard Jung: "Die an der HTWK Leipzig angesiedelte Stiftungsprofessur verstärkt nicht nur die regionalen Potentiale in dem für Leipzig so wichtigen Feld von Medizin und Lebenswissenschaften. Sie erweitert zugleich die Möglichkeiten des Forschungszentrums an der HTWK. Und - an allererster Stelle - sie dient den Menschen, indem sie chirurgische Eingriffe problem- und risikoloser werden lässt."

Der Prorektor für Wissenschaftsentwicklung der HTWK Leipzig, Professor Markus Krabbes, betonte die Rolle der HTWK als ingenieurwissenschaftliches Kompetenzzentrum für den Wirtschaftsraum Leipzig: "Der bei uns ausgebildete Nachwuchs stärkt die Wachstumschancen und die Wettbewerbsfähigkeit der Region. Deshalb finde ich es sehr wichtig, dass mit der Stiftungsprofessur neben der Forschung auch die Lehre in diesem für die HTWK Leipzig so wichtigen Themenfeld an der Schnittstelle von Technik und Medizin gestärkt wird", so Prof. Krabbes.

Schwerpunkt der Professur ist die Entwicklung zukünftiger Trainingsmöglichkeiten für Chirurgen und OP-Personal. Dafür werden mit zusätzlicher Unterstützung durch die Forschungsförderung des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst (SMWK) ein hochmoderner Simulations- und Trainings-Operationssaal sowie ein Labor für medizinische Mensch-Maschine-Systeme entstehen. In dieser Forschungsumgebung werden zukünftig weltweit einzigartige Aus- und Weiterbildungsmodule für Ärzte und OP-Personal entwickelt.

Bereits seit 2005 gibt es an der HTWK Leipzig in Zusammenarbeit dem Universitätsklinikum Leipzig und mit dem Innovation Center Computer Assisted Surgery (ICCAS) an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig Vorarbeiten und Forschungsprojekte, die sich vielgestaltigen Fragestellungen von Ergonomie und Training im Operationssaal befassen. Seit 2009 werden mit dem IRDC Leipzig (International Reference and Development Center) Aspekte des chirurgischen Trainings weiterentwickelt. Die Stiftungsprofessur schließt nun direkt an diese Forschungsergebnisse an.

Die Professur ist an der Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik angesiedelt und wird von 2011 bis 2016 von der Leipziger Stiftung für Innovation und Technologietransfer gefördert.


Ergänzung vom 22.11.2011
Bitte beachten Sie als Ergänzung/Richtigstellung zu den in der DAPD-Meldung genannten Zahlen folgendes Zitat von Dr. Werner Korb:

"In der Luftfahrt werden Ergonomie und Simulation schon lange erforscht. Dies hat dazu geführt, dass die Zahl der Toten bei Flugzeugunfällen kontinuierlich zurückgegangen ist und heute im Jahr auf ca. 500 weltweit reduziert werden konnte. Dagegen sterben allein in deutschen Krankenhäusern jährlich zwischen 17.000 und 83.000 Menschen durch Fehler, teilweise auch durch Fehler im Operationssaal. Durch unsere neuesten Forschungsarbeiten soll ein Beitrag dazu geleistet werden, diese Zahl weiter zu reduzieren."



Weitere Informationen:
Stephan Thomas
Forschungskommunikation HTWK Leipzig
Mail: stephan.thomas(at)r.htwk-leipzig.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.htwk-leipzig.de

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:

http://idw-online.de/de/image156724
Eine Puppe, Plastik und Kunstblut: Dr. Werner Korb (links) und OBM Burkhard Jung (rechts) operieren am Modell.

http://idw-online.de/de/image156725
Das Innenleben des Modells: Plastik, Steuerungselektronik und ein Tank mit Kunstblut.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution289

Quelle: Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig, Stephan Thomas M.A., 21.11.2011


*


Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum - Herz- und Diabeteszentrum NRW Bad Oeynhausen - 21.11.2011

Erste Spezialklinik etabliert Klinisches Ethik-Komitee

Moderne Therapieverfahren, neue Behandlungsmethoden und der Einsatz medizintechnischer Geräte erfordern, dass sich die Spitzenmedizin von heute zunehmend mit ethischen Fragestellungen auseinandersetzen muss. Als erste Spezialklinik für Herz-, Kreislauf- und Diabeteserkrankungen hat das Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, nach Abschluss einer einjährigen Pilotphase jetzt offiziell ein Klinisches Ethik-Komitee eingerichtet.

"Die spitzenmedizinische Versorgung unserer Patienten stellt Mediziner und Pflegekräfte täglich vor neue Herausforderungen", betont Wilhelm Hecker, Geschäftsführer des HDZ NRW. "Mit den dabei oft schwierigen Fragestellungen lassen wir unsere Beschäftigten in ihrem Berufsalltag nicht alleine."

In einem einjährigen Fortbildungsprogramm sind daher 30 Mitarbeiter darin ausgebildet worden, Ethik-Fallberatungen im Herz- und Diabeteszentrum anzuleiten und zu begleiten. Möglichst alle beteiligten Fachrichtungen und Berufsgruppen wurden einbezogen. In einem Forum beraten die Mitarbeiter je nach Bedarf die Schritte der Therapie eines Patienten ausschließlich nach ethischen Gesichtspunkten.

"Am Ende des Beratungsprozesses steht keine medizinische Entscheidung", stellt Prof. Dr. Deniz Kececioglu, Chefarzt im Zentrum für Angeborene Herzfehler und Vorsitzender des Klinischen Ethik-Komitees, richtig. Vielmehr sei das gemeinsam getragene Einverständnis zur weiteren Behandlung und Versorgung des Patienten von wesentlicher Bedeutung.

An der Ausbildung zum Ethikberater haben sowohl Mediziner als auch Pflegekräfte, Psychologen, Sozialarbeiter, Physiotherapeuten und Juristen teilgenommen. Im Rahmen ihrer gemeinsamen Ausbildung wurden Vereinbarungen dazu getroffen, wie der Kommunikationsprozess in ethischen Konfliktsituationen im HDZ NRW abläuft. Das Komitee wird zudem im Vorsitz mit begleitet von der Klinikseelsorgerin Pfarrerin Antje Freitag. Dr. Arnd May vom Zentrum für Angewandte Ethik in Recklinghausen hat die Etablierung des Komitees von Beginn unterstützt: "Ethikberatung garantiert, dass Spitzenmedizin nicht zur seelenlosen Apparatemedizin wird."

Das Projekt "Ethik in Konfliktsituationen" wurde im Rahmen des Qualitätsmanagements im HDZ NRW bereits vor drei Jahren begonnen, als der Handlungsbedarf zum Thema Ethik bei der Auswertung einer Mitarbeiterbefragung offensichtlich wurde. Michaela Porschitz, Qualitätsbeauftrage im Herz- und Diabeteszentrum NRW, hat die Projektarbeit koordiniert. "Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass ethische Fallberatungen zur Klärung von Konfliktsituationen beitragen, die sowohl den Patienten selbst als auch Angehörige und beteiligte Mitarbeiter betreffen können." Neben der Umsetzung allgemein moralischer Werte wie Menschenwürde, Autonomie, Verantwortung, Fürsorge und Vertrauen hat sich das Klinische Ethik-Komitee des HDZ NRW auch zum Ziel gesetzt, weitere Mitarbeiter zu sensibilisieren und fortzubilden.

Weitere Informationen:
Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen
Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Anna Reiss
Georgstr. 11
E-Mail: info@hdz-nrw.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.hdz-nrw.de

Zu dieser Mitteilung finden Sie Anhänge unter:
http://idw-online.de/de/attachment12371
Pressemitteilung HDZ NRW vom 21.11.2011

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution1268

Quelle: Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum - Herz- und Diabeteszentrum NRW Bad Oeynhausen, Anna Reiss, 21.11.2011


*


Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. November 2011