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MELDUNG/331: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 26.04.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Tumorzentrum des Uniklinikums Freiburg nimmt Arbeit im Konsortium
      Translationale Krebsforschung auf
→  Der Transkriptionsfaktor HOXC9 kann Blutgefäße in einen gesunden Ruhezustand versetzen


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Universitätsklinikum Freiburg - 21.04.2011

Tumorzentrum des Uniklinikums Freiburg nimmt Arbeit im Konsortium Translationale Krebsforschung auf

Tumorzentrum Ludwig Heilmeyer
CCCF des Universitätsklinikums Freiburg startet Arbeit im nationalen Verbund der Gesundheitsforschungszentren

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung gab jetzt den Startschuss für vier neue Zentren der Gesundheitsforschung. Eines davon ist das "Deutsche Konsortium für Translationale Krebsforschung", das damit offiziell seine Arbeit aufnehmen kann. Ein internationales Gutachtergremium bescheinigte dem Gesamtkonzept des Konsortiums, einer Partnerschaft des Deutschen Krebsforschungszentrums mit sieben universitären Standorten, höchste Exzellenz. Einer dieser Partner im Konsortium ist das "Turmorzentrum Ludwig Heilmeyer - Comprehensive Cancer Center Freiburg (CCCF)" des Universitätsklinikums Freiburg. Professor Jörg Rüdiger Siewert, der Kommissarische Leitende Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums Freiburg, verweist auf die Stärke des Standorts Freiburg in der innovativen Entwicklung neuer Therapien durch das CCCF, und begrüßt die neuen Gesundheitszentren als "Vorreiter für das Engagement des Bundes in der Medizinforschung".

Seit 2006 leistet das CCCF als eines der ersten durch die Deutsche Krebshilfe designierten Comprehensive Cancer Center in Deutschland am Hochschulstandort Freiburg exzellente Arbeit. Ziel des CCCF-Forschungsprogramms ist es, innovative Strategien gegen Krebs zu entwickeln. Der vom CCCF koordinierte und zusammen mit verschiedenen Fakultäten der Universität und dem Max-Planck-Institut entwickelte Freiburger Antrag wurde von den internationalen Gutachtern als der beste eingestuft und als Partner im Deutschen Konsortium Translationale Krebsforschung ausgewählt. In den vergangenen Monaten wurde das gemeinsame Forschungskonzept der ausgewählten Partnerstandorte begutachtet. Zur Erreichung seiner ambitionierten Ziele wird das Konsortium zunächst mit 5 Millionen Euro gefördert, bis 2014 soll sein Jahresbudget auf 30 Millionen Euro anwachsen. Das Deutsche Konsortium für Translationale Krebsforschung zielt insgesamt darauf ab, Synergien zwischen den acht deutschen Standorten zu nutzen und zu vertiefen, um so innovative Strategien in der Vorsorge, Diagnostik und Behandlung von Krebserkrankungen rascher entwickeln und an das Patientenbett bringen zu können.

Das Freiburger Forschungsprogramm, eines im Rahmen des Konsortiums entstehenden Translationalen Krebsforschungszentrums, bündelt Stärken aus existierenden Krebsforschungsprogrammen in Freiburg und wird sich auf die Felder Lungenkrebs, Brust- und Prostatakrebs sowie Leukämien und deren Vorstufen konzentrieren. Dabei stützt es sich auf sehr erfolgreiche Forschungsinitiativen am Standort, zum Beispiel in der Erforschung molekularer Mechanismen der Metastasenentstehung, epigenetischer Mechanismen in der Entwicklung des Prostatakarzinoms oder verschiedener Leukämien sowie der immer wichtiger werdenden Entwicklung neuer bildgebender Verfahren zum zielgerichteten Einsatz von Krebstherapien, wie zum Beispiel moderner Bestrahlungsverfahren.

Professor Oliver Opitz, Ärztlicher Direktor des Tumorzentrums Ludwig Heilmeyer - CCCF und wissenschaftlicher Koordinator des Partnerstandortes Freiburg, blickt in die Zukunft: "Die Partner im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung, das Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie die Deutsche Krebshilfe hoffen, dass so aus Deutschland und den deutschen Krebszentren entscheidende Forschungsimpulse für die translationale Krebsforschung weltweit kommen werden."

Kontakt:
Prof. Dr. Oliver Opitz
Ärztlicher Direktor
Tumorzentrum Ludwig Heilmeyer - CCCF
E-Mail: Oliver.Opitz@uniklinik-freiburg.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution1401

Quelle: Universitätsklinikum Freiburg, Heike Mensch, 21.04.2011


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Universitätsmedizin Mannheim - 21.04.2011

In der Ruhe liegt die Kraft
Wie aktivierte Blutgefäßzellen ruhiggestellt werden können

Der Transkriptionsfaktor HOXC9 kann Blutgefäße in einen gesunden Ruhezustand versetzen

In einer aktuellen Publikation der wissenschaftlichen Zeitschrift Circulation Research beschreiben Wissenschaftler der Universitätsmedizin Mannheim (UMM), wie zur Gefäßbildung aktivierte Endothelzellen - Zellen die das Innere der Gefäße auskleiden - über die verstärkte Bildung des Transkriptionsfaktors HOXC9 in ein ruhendes, funktionell intaktes Endothel überführt werden können. Die Wissenschaftler konnten auch den Mechanismus aufdecken, über den HOXC9 die Prozesse der Blutgefäßbildung unterbinden kann. Die Ergebnisse der Mannheimer Forscher können eine wichtige Erkenntnis in Bezug auf das Wachstum von Tumoren - und damit von deren Behandlung - sein.

Die Bildung von Gefäßen ist ein wichtiges Forschungsgebiet auch der Krebsforscher. Denn um wachsen zu können, sind Tumoren auf die Versorgung durch Blutgefäße angewiesen, die ihnen Sauerstoff und Nahrung zuführen. Sie können sogar selbst die Bildung von Blutgefäßen in Gang setzen, indem sie gezielt Wachstumsfaktoren freisetzen. Diesen Prozess bezeichnet man als Tumorangiogenese.

Privatdozent Dr. Jens Kroll, von der Abteilung Vaskuläre Biologie und Tumorangiogenese der Medizinischen Fakultät Mannheim, konnte mit seinem Team jetzt zeigen, dass der Transkriptionsfaktor HOXC9, der in intakten, ruhenden Endothelzellen stark produziert wird, in aktivierten Endothelzellen des Blutgefäßsystems nicht mehr gebildet wird. Besonders interessant ist die Beobachtung, dass umgekehrt eine verstärkte "künstliche" Bildung von HOXC9 aktivierte Endothelzellen in einen ruhenden, aber dennoch funktionellen Zustand versetzen kann.

HOX Gene haben eine wichtige Funktion in der frühen Entwicklung eines Organismus, etwa indem sie dort die Gliederung der Körperachsen steuern. In den letzten Jahren konnte gezeigt werden, dass HOX Gene über ihre entwicklungsbiologische Funktion hinaus einen Einfluss auf weitere wichtige physiologische Prozesse in einem Organismus haben. So regulieren sie im Gefäßsystem sowohl Neubildung als auch Rückbildung von Blutgefäßen während der Embryonalentwicklung. Und sie regen die Gefäßbildung im Zusammenhang mit krankhaften Veränderungen an, etwa während der Tumorentstehung.

Die Arbeitsgruppe von PD Dr. Kroll konnte jetzt sowohl in kultivierten Endothelzellen als auch in Blutgefäßen im Zebrafisch zeigen, dass HOXC9 die Bildung des für Blutgefäße wichtigen Faktors Interleukin 8 hemmt und auf diese Weise eine Aktivierung der Endothelzellen und Neubildung der Blutgefäße verhindern kann. Dabei wiesen sie im Detail nach, dass HOXC9 vielfältige Prozesse der Blutgefäßbildung, wie die Neubildung und Wanderung von Endothelzellen, hemmt, und dass diese Funktionen von HOXC9 ausschließlich über den Faktor Interleukin 8 vermittelt werden.

Die Ergebnisse haben eine wichtige Bedeutung sowohl für die Grundlagenforschung als auch für die medizinische Forschung. Die Wissenschaftler lernen, wie Blutgefäße in der Embryonalentwicklung entstehen können. Und sie verstehen besser, wie die Bildung von Blutgefäßen, die den Tumor versorgen, reguliert wird. Ein weiterer Aspekt sind Erkenntnisse die Entzündungsprozesse betreffen, nämlich wie hier die überschießende lokale Aktivierung des Endothels reguliert wird.

Im Mittelpunkt der weiteren Forschung in diesem Zusammenhang steht insbesondere die Frage, ob eine gesteigerte Bildung von HOXC9 nicht nur aktivierte Endothelzellen in einen Ruhezustand versetzen, sondern tatsächlich auch die Neubildung von Blutgefäßen verhindern kann.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://circres.ahajournals.org/onlinefirst.shtml
aktuelle Publikation

Aktuelle Publikation
The transcription factor HOXC9 regulates endothelial cell quiescence and vascular morphogenesis in zebrafish via inhibition of interleukin 8.
Sandra J Stoll, Susanne Bartsch, Hellmut G. Augustin and Jens Kroll
Circulation Research, published April 14, 2011.

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:

http://idw-online.de/de/image140511
Ruhende Endothelzellen bilden große Mengen des Transkriptionsfaktors HOXC9, der hier in kultivierten ruhenden humanen Zellen mittels roter Fluoreszenz-Färbung sichtbar gemacht wird.

http://idw-online.de/de/image140512
In kultivierten humanen Zellen, die sich im aktivierten Zustand befinden, ist HOXC9 quasi nicht nachweisbar; blau gefärbt sind hier die Zellkerne.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution400

Quelle: Universitätsmedizin Mannheim, Dr. Eva Maria Wellnitz, 21.04.2011


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. April 2011