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MELDUNG/264: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 23.12.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Uni Mainz: Das Labor für Molekulare Belastungsphysiologie nimmt seine Arbeit auf
→  Fünf Millionen Euro für die Forschung
      Frühe Diagnose und bessere Behandlung von Lebererkrankungen
→  Gleichgewichtsregulation älterer Menschen - Forschungsprojekt der Hochschule Fresenius
→  Studie: Psychisch kranke Kinder - werden sie in Sachsen erkannt und gut behandelt?

Raute

Johannes Gutenberg-Universität Mainz - 22.12.2010

Sportmedizin startet durch

Vom Test für Gendoping bis zu individuellen Trainingskonzepten für Patienten, Breiten- und Leistungssportler - Das Labor für Molekulare Belastungsphysiologie nimmt seine Arbeit auf

Die Sportmediziner an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz stehen in den Startlöchern: Ihr erstes, ehrgeiziges Ziel ist es, einen Nachweis für Gendoping bis zu den Olympischen Spielen in London 2012 für Routineuntersuchungen einzusetzen. Mit einem neuen Laborgebäude auf dem Campus der Johannes Gutenberg-Universität Mainz können nun die Arbeiten an diesem und anderen Projekten im Januar 2011 beginnen. Die Einweihung des Labors für Molekulare Belastungsphysiologie in direkter Anbindung zum Institut für Sportwissenschaft wurde am Dienstag mit über 100 Gästen gefeiert.

Der Humanmediziner und Neurowissenschaftler Univ.-Prof. Dr. Dr. Perikles Simon kam 2009 nach Mainz und übernahm die Leitung der Abteilung Sportmedizin, Prävention und Rehabilitation. In enger Zusammenarbeit mit seinen früheren Tübinger Kollegen hat Simon einen Test entwickelt, mit dem sich Gendoping in normalen Blutproben zweifelsfrei nachweisen lässt. Das Verfahren wurde im September 2010 der Öffentlichkeit vorgestellt, internationale Patente sind beantragt. Bis zu diesem Zeitpunkt galt Gendoping durch EPO oder andere Gene als nicht nachweisbar, es wurde sogar behauptet, ein Nachweis sei prinzipiell unmöglich. Inwieweit Doping durch die Zufuhr von fremden Genen heute schon von Sportlern eingesetzt wird, ist unbekannt.

Die Arbeit an einem Routinetest für Gendoping, der vielleicht schon bei den nächsten Olympischen Spielen einsatzbereit ist, unterstützt die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) im kommenden Jahr mit über einer halben Million Dollar.

Mit dem Labor für Molekulare Belastungsphysiologie wird sich die Mainzer Sportmedizin in Zukunft auch verstärkt der personalisierten Diagnostik und Therapie widmen, einem neuen Ansatz, der die individuellen, persönlichen Voraussetzungen berücksichtigt und in den hohe Erwartungen für den Breiten- und Leistungssport, besonders aber für die Patientenbehandlung gesetzt werden. Dazu ist eine enge Zusammenarbeit der Sportmedizin mit der Universitätsmedizin Mainz zunächst bei Darmkrebs, Autoimmunerkrankungen und psychischen Störungen geplant. "Sport erhöht die freie Erbsubstanz im Blut. Blutproben werden durch Sport aussagekräftiger", erklärt Simon. Die beteiligten Wissenschaftler hoffen, dass sie einerseits die Diagnose der Grunderkrankung verbessern können, andererseits sollen die begleitenden Sport- und Bewegungstherapien besser an den einzelnen Patienten angepasst werden. "Die Patienten reagieren unterschiedlich auf Sport und Bewegung, manche sehr gut, manche gar nicht und andere erfahren sogar eine Verschlechterung." Die molekulardiagnostische Untersuchung soll hier bereits im Vorfeld Klarheit über den aussichtsreichsten Weg schaffen. Die Möglichkeit, immer mehr Parameter im Blut direkt nachzuweisen, wird auch den Breiten- und Leistungssport revolutionieren: Ausgefeilte Analysen könnten in Zukunft beispielsweise aufzeigen, ob eine weitere Trainingssteigerung noch zu einer Leistungssteigerung führen dürfte oder nicht.

Für die molekularbiologischen und gentechnischen Analysen stehen Simon und seinem Team in dem Neubau vier Gentechnik-Labore der Sicherheitsstufe S2 und ein S1-fähiges Labor zur Verfügung. Mainz gehört damit zu den wenigen Universitäten in Deutschland, die molekulare und genetische Untersuchungen zur Leistungsdiagnostik vornehmen können. Die Baukosten von 1,2 Millionen Euro wurden aus dem Hochschulprogramm des Landes "Wissen schafft Zukunft II" bereitgestellt. Forschungsprojekte der Sportmedizin werden unter anderem durch die Dr. Gerhard und Martha Röttger-Stiftung sowie die Kalkhof-Rose-Stiftung gefördert. Für den Nachweis von Gendoping kooperiert die Mainzer Sportmedizin mit dem Universitätsklinikum Tübingen sowie mit dem International Centre for Genetic Engineering and Biotechnology (ICGEB) in Triest.

Weitere Informationen:
Univ.-Prof. Dr. Dr. Perikles Simon
Institut für Sportwissenschaft
Abt. Sportmedizin, Prävention und Rehabilitation
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
55099 Mainz
E-Mail: simonpe@uni-mainz.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.spomed.sport.uni-mainz.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution218

Quelle: Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Petra Giegerich, 22.12.2010

Raute

Universitätsklinikum Essen - 22.12.2010

Fünf Millionen Euro für die Forschung

Frühe Diagnose und bessere Behandlung von Lebererkrankungen

Weltweit leiden über eine Milliarde Menschen an einer Erkrankung der Leber. Allein in Deutschland sterben jährlich 30.000 an den Folgen. Für die Entwicklung neuer Medikamente, neuer Diagnoseverfahren und Marker - die anzeigen, inwieweit die Therapie anspricht - wird das "PROFILE Konsortium Ruhrgebiet" jetzt mit rund fünf Millionen Euro vom Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung unterstützt. Mit diesem Fördervolumen ist es eines der größten und umfassendsten Projekte seiner Art weltweit. Bei "PROFILE" handelt es sich um einen Zusammenschluss von Wissenschaftlern aus dem Essener Universitätsklinikum und dem Bochumer Proteom Center. Sie hatten sich an dem Wettbewerb "Bio.NRW - die besten Ideen für die Biotechnologie" beteiligt.

Gerade die Behandlung von Lebererkrankungen ist heute nach wie vor nur sehr eingeschränkt möglich. So gibt es für viele Patienten bisher keine wirksamen Medikamente, die Diagnose kann oft erst gestellt werden, wenn die Erkrankung schon weit fortgeschritten und nicht mehr heilbar ist. Bei den Forschungen von "PROFILE" geht es in erster Linie um die Erkrankungen "akutes Leberversagen", "chronische Hepatitis B und C", "Fettleber", "Leberzirrhose" und "Leberkrebs". "Zum einen arbeiten wir an der molekularen Frühdiagnostik von Lebererkrankungen. Gleichzeitig möchten wir Biomarker bestimmen, die Aussagen über den Verlauf der Krankheit zulassen und zum anderen neue Medikamente entwickeln. Hierfür bietet dieses Projekt einmalige Voraussetzungen", erklärt Prof. Jörg Schlaak, Leiter des Verbundes sowie stellvertretender Direktor der Essener Uniklinik für Gastroenterologie und Hepatologie.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Jörg Friedrich Schlaak
Leiter des Verbundes "PROFILE Konsortium Ruhrgebiet"
Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie am Universitätsklinikum Essen
Hufelandstraße 55, 45147 Essen
E-Mail: joerg.schlaak@uni-due.de

Zum Hintergrund:
Zum Forschungskonsortium gehören das Bochumer Proteom Center und von Seiten des Universitätsklinikums die Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, die Klinik für Algemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, die Innere Klinik (Tumorforschung), das Essener Institut für Pathologie. Die Koordination des Projektes inklusive der Wissens- und Transfertätigkeiten wird von der MedEcon Ruhr GmbH übernommen.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution926

Quelle: Universitätsklinikum Essen, Kristina Gronwald, 22.12.2010

Raute

Hochschule Fresenius - 22.12.2010

Gleichgewichtsregulation älterer Menschen - Forschungsprojekt der Hochschule Fresenius

Strukturanalysen im Kontext der Mobilitätssicherung

Mobilität ist nicht nur ein Merkmal der modernen Gesellschaft, sondern auch ein Baustein unserer Lebensqualität. Einschränkungen in der Mobilität sind mit vielfältigen Folgen verbunden, wie z.B. einer verminderten eigenständigen Versorgungsfähigkeit oder einer Reduktion der sozialen Teilhabe. Um Mobilität langfristig in den verschiedenen Bevölkerungsgruppen sicherstellen zu können, bedarf es umfangreicher Forschungsbemühungen, die mit wirtschaftlichen und politischen Maßnahmen einhergehen müssen.

Aus bewegungswissenschaftlicher Sicht ist Mobilität sehr eng mit der Regulation des Gleichgewichts verbunden. Mit zunehmendem Alter sind allerdings vermehrt Gleichgewichtsstörungen zu verzeichnen, was häufig zu einer Erhöhung des Sturzrisikos und zu sozialem Rückzug führt. Um diese Entwicklungen vermeiden zu können, bedarf es zum einen einer geeigneten Diagnostik der Gleichgewichtsregulation sowie entsprechender Trainingsmaßnahmen. Voraussetzung hierfür sind detaillierte Kenntnisse darüber, wie das Gleichgewicht unter unterschiedlichen Anforderungssituationen aufrechterhalten werden kann bzw. welche Einflussgrößen für einen Verlust des Gleichgewichts verantwortlich sind. Das Forschungsinteresse der Hochschule Fresenius liegt in der Aufklärung dieser Fragestellungen insbesondere mit Bezug zu älteren Mitbürgern.

Im Rahmen des "PräBionik" Forschungsprogramms der Hessischen Landesoffensive zur Entwicklung wissenschaftlicher Exzellenz (Loewe) und in Kooperation mit der Seniorenakademie Idstein sind für 2011 umfangreiche Analysen der Gleichgewichtsregulation älterer Mitbürger vorgesehen. Die Anforderungsbedingungen werden hierbei systematisch variiert und an die Anforderungen des Alltags angepasst. So wird beispielsweise das Stehen auf unterschiedlichen Treppenstufen und schiefen Ebenen untersucht wie auch die Bedingungen der Gleichgewichtsregulation beim Stehen in einem Bus oder in der Bahn. Die Projektleiter gehen davon aus, dass diese Untersuchungen von hoher Bedeutung sind um Stürze und damit verbunden Verletzungen vermeiden und Mobilität langfristig sicherstellen zu können.

Für Rückfragen zu den Forschungsprojekten stehen die Projektleiter an der Hochschule Fresenius gerne zur Verfügung.

Kontakt/Ansprechpartner:
Prof. Dr. Christian T. Haas
Projektleiter PräBionik
Forschungskoordinator FB Gesundheit
haas@hs-fresenius.de

Olaf Pütz
Leiter der Seniorenakademie
Leiter des Zentrums für Hochschuldidaktik und E-Learning
puetz@hs-fresenius.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.hs-fresenius.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution258

Quelle: Hochschule Fresenius, Antonie Binder, 22.12.2010

Raute

Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden - 22.12.2010

Studie: Psychisch kranke Kinder - werden sie in Sachsen erkannt und gut behandelt?

Die Versorgungslage im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie ist in den letzten Jahren in Deutschland immer wieder kontrovers diskutiert worden, insbesondere wenn jugendliche Patientinnen und Patienten in Gewaltkriminalität und 'Amokläufe' verwickelt waren. Sachsen ist sich dieser Problematik bewusst und beauftragte Forscher der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus mit einer Erhebung zum Ist-Stand im Freistaat.

Das Zusammenspiel innerhalb der Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie von ambulanter und stationärer Versorgung, die Kooperation zwischen Schule, Elternhaus, Jugendamt, Strafverfolgungsbehörden und anderen involvierten Organisationen sowie die Mischfinanzierung dieses Versorgungssektors durch Krankenversicherung, kommunale Jugendhilfe sowie Landesbehörden wird oft als Problem wahrgenommen.

Im Auftrag des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz führt jetzt eine Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Joachim Kugler mit der Diplom-Psychologin Katrin Konrad, der Diplom-Soziologin Julia Schellnock, mit Adrienne Ambrus und Carolin Zettler am Lehrstuhl für Gesundheitswissenschaften/ Public Health der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der Technischen Universität Dresden ein Forschungsprojekt zum "Aktuellen Stand der kinder- und jugendmedizinischen Versorgung in Sachsen und mögliche Entwicklungen aus ärztlicher und patientenorientierter Sicht" durch. Die Studie läuft noch bis Ende Februar 2011. Im Mittelpunkt des Projektes steht das Fachgebiet der Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, wobei die Fachärzte dieser Disziplin zu ihrer Wahrnehmung der Versorgungssituation sowie zu Chancen und Herausforderungen interviewt werden.

Darüber hinaus werden Beratungsstellen für Kinder- und Jugendliche sowie Einrichtungen der Jugendhilfe schriftlich befragt. Ziel ist es, aufbauend auf der Darstellung zur aktuellen Versorgungslage im ambulanten und stationären kinderpsychiatrischen und -psychotherapeutischen Bereich in Sachsen, fundierte Überlegungen für eine bedarfsgerechte Versorgung abzuleiten und Möglichkeiten zum Überwinden der derzeitigen unbefriedigenden Situation herauszuarbeiten.

Kontakt
Technische Universität Dresden
Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus
Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Joachim Kugler
Lehrstuhlinhaber Gesundheitswissenschaften/ Public Health
E-Mail: kugler@gesundheitswissenschaften-dresden.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1564

Quelle: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Holger Ostermeyer, 22.12.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Dezember 2010