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MELDUNG/259: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 16.12.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Ärzte verfolgen Cochlea-Implantation per Satellitenübertragung
→  Grundlagenforschung zur Regeneration von Sinneszellen an Kanarienvogelrasse
→  Leberforscher auf der Spur zu einem Multiple Sklerose-Impfstoff

Raute

Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität / Frankfurt am Main - 15. Dezember 2010

Live-Operation am Frankfurter Flughafen

Ärzte verfolgen Cochlea-Implantation per Satellitenübertragung

Am vergangenen Freitag wurden 130 Ärzte gleichzeitig Zeugen zweier Operationen im Klinikum der J.W. Goethe-Universität. Die Eingriffe wurden direkt per Satellit aus dem Operationssaal der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde übertragen, während die Ärzte im Steigenberger Airport Hotel versammelt waren. Anlass war ein internationaler Ärztekongress zum Thema Gehörimplantate.

In der dreieinhalbstündigen Live-Übertragung wurden einem 74 jährigen Patienten und einer 47 jährige Patientin je ein hörerhaltendes Cochlea-Implantat eingesetzt. Die Eingriffe haben Prof. Dr. Timo Stöver, Direktor der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, und Dr. Silke Helbig, Oberärztin an selbiger Klinik, vorgenommen. Durch die Implantate wird den schwerhörigen Patienten das Hören wieder ermöglicht. Das natürliche Resthörvermögen bleibt dabei erhalten und wird gleichzeitig künstlich verstärkt.

Prof. Stöver freute sich, die Operation vor der versammelten Fachwelt durchführen zu können: "Das Interesse an unseren Operationsverfahren zeigt den international herausragenden Stellenwert der wesentlich in Frankfurt entwickelten Technik." Das Verfahren der hörerhaltenden Implantation wurde 1999 am Klinikum der J.W. Goethe-Universität entwickelt und findet seitdem weltweit Verwendung. Bereits 1987 wurde in Frankfurt die erste Cochlea-Implantation vorgenommen. Seitdem haben die Ärzte der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde über 1.000 Implantationen durchgeführt. Mit seinem Dienstantritt als neuer Direktor der Klinik im Januar hat Prof. Stöver den Schwerpunkt der hörerhaltenden Implantationen kontinuierlich ausgebaut.

Über das Klinikum der J.W. Goethe-Universität
Das Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt am Main, gegründet im Jahr 1914, zählt zu den führenden Hochschulkliniken Deutschlands. Es bietet seinen Patientinnen und Patienten eine bestmögliche medizinische Versorgung in 25 Fachkliniken. Der enge Bezug zur Wissenschaft - Klinikum und Fachbereich Medizin betreiben zusammen 25 Forschungsinstitute - sichert den Patientinnen und Patienten eine zeitnahe Umsetzung neuer Erkenntnisse in die therapeutische Praxis. 1.169 Betten stehen zur Verfügung. Zahlreiche Institute widmen sich medizinisch-wissenschaftlichen Spezialleistungen. Jährlich werden 47.200 stationäre und 220.000 ambulante Patienten betreut. Besondere interdisziplinäre Kompetenz besitzt das Universitätsklinikum unter anderem auf den Gebieten der Neurowissenschaften, Onkologie und kardiovaskulären Medizin. Auch als Standort für Organ- und Knochenmarktransplantationen, Dialyse sowie der Herzchirurgie nimmt es besondere Aufgaben der überregionalen medizinischen Versorgung wahr. Neben der Herzchirurgie besteht beim Versorgungsauftrag nach dem Hessischen Krankenhausgesetz auch in der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, der Dermatologie und der Kinder- und Jugendpsychiatrie ein Alleinstellungsmerkmal für die Region Frankfurt-Offenbach. 4.055 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich rund um die Uhr um die Patientinnen und Patienten.
Weitere Informationen
über das Klinikum der J.W. Goethe-Universität
finden Sie unter
http://www.kgu.de

Für weitere Informationen:
Prof. Dr. Timo Stöver
Direktor der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde
Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt am Main
E-Mail: Timo.Stoever@kgu.de
Internet: www.kgu.de

Ricarda Wessinghage
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt am Main
E-Mail ricarda.wessinghage@kgu.de
Internet: www.kgu.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.kgu.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution798

Quelle: Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität / Frankfurt a. M., Johannes Eisenberg, 15.12.2010

Raute

Universität Regensburg - 15.12.2010

Kanarienvogelrasse wird zwangsläufig schwerhörig - Genetische Störung setzt erst nach Schlüpfen ein

Im Gegensatz zu Säugetieren können Vögel Haar-Sinneszellen im Innenohr ersetzen, die durch übermäßig laute Geräusche oder giftige Substanzen zerstört wurden. Wissenschaftler erforschen daher seit einiger Zeit die dabei zugrundeliegenden Mechanismen, um die Regeneration der Sinneszellen auch für den Menschen möglich zu machen. Dabei ist die Kanarienvogelrasse der "Belgischen Wasserschläger" (BW) besonders interessant. Sie wurde über Jahrhunderte für einen lauten und Nachtigall-artigen Gesang herangezüchtet. Dabei hat sich bei dieser Art aber eine genetisch bedingte Hörstörung entwickelt, die unter anderem durch den Verlust von Haar-Sinneszellen im Innenohr hervorgerufen wird.

Seit vielen Jahren wird diese Hörstörung an der HNO-Klinik der Universität Regensburg von PD Dr. Otto Gleich - in Kooperation mit Prof. Dr. Robert J. Dooling von der University of Maryland in den USA - untersucht. In einer neuen Studie konnten die Forscher aus Regensburg und Maryland nun nachweisen, dass die Hörstörung und der Haarzellverlust bei den "BW-Kanarienvögeln" nicht angeboren sind, sondern sich erst im Verlauf von mehreren Wochen nach dem Schlüpfen entwickeln. Dazu wurden die Haar-Sinneszellen von den Forschern anatomisch untersucht. Darüber hinaus erfassten die Wissenschaftler die Hörschwellen - also den Schalldruckpegel, bei dem das Gehör Geräusche gerade noch wahrnimmt - mittels elektrophysiologischer Messungen in der Phase zwischen dem Schlüpfen und dem Erreichen eines Alters von drei Monaten.

Unmittelbar nach dem Schlüpfen zeigte sich bei der Messung der Hörschwellen kein wesentlicher Unterschied zwischen BW-Kanarienvögeln und anderen Kanarienvogelrassen. Dasselbe wurde für die Anzahl der Haar-Sinneszellen festgestellt. Während der ersten Wochen nach dem Schlüpfen wiesen BW-Kanarienvögel eine annähernd normale Reifung der Hörschwellen auf, wobei sie im Alter zwischen zwei und vier Wochen ein im Vergleich zu erwachsenen Artgenossen deutlich besseres Hörvermögen aufwiesen. Im Alter zwischen ein und drei Monaten entwickelte sich dann aber die typische Hörstörung. Dieser Verlust des Hörvermögens spiegelt sich auch in anatomischen Befunden der Regensburger Forscher wider, wonach die BW-Kanarienvögel ab einem Alter von einem Monat auch verstärkt Haar-Sinneszellen verlieren. Die Ergebnisse der Wissenschaftler sind vor kurzem in der renommierten Fachzeitschrift "Hearing Research" erschienen (DOI: 10.1016/j.heares.2010.07.003). Hörforschung an der Universität Regensburg: An der HNO-Klinik der Universität Regensburg wurde 1992 das Labor für Hörforschung eingerichtet. Die Arbeit der beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konzentriert sich auch auf die Erforschung von altersbedingter Schwerhörigkeit am Tiermodell. In den letzten Jahren wurden beim Menschen verstärkt Hinweise darauf gefunden, dass die Verarbeitung von rasch aufeinanderfolgenden Geräuschsignalen im Alter beeinträchtigt ist. Am Tiermodell wird dabei untersucht, wie sich diese Entwicklung nachweisen lässt und welche Reize geeignet sind, um die altersbedingten Veränderungen in der zentralen Hörbahn frühzeitig zu erkennen und zu beeinflussen. Wie aber fragt man Tiere, ob sie einen Ton hören oder nicht? Um diese Frage zu beantworten, nutzen die Forscher natürliche Verhaltensweisen der Tiere aus. So wird von den Regensburger Forschern auch ein Verfahren benutzt, mit dem das Hörvermögen bei der Wüstenrennmaus, im Vergleich mit Daten vom Menschen, bestimmt werden kann.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution87

Quelle: Universität Regensburg, Alexander Schlaak, 15.12.2010

Raute

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf - 15.12.2010

Leberforscher auf der Spur zu einem Multiple Sklerose-Impfstoff

Die Erforschung der Leber ergibt auch neue Erkenntnisse zu Erkrankungen anderer Organe. Die Leberforschung am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) konnten erfolgreich Forschungsgelder der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für ein neues Projekt einwerben, das mit der Multiplen Sklerose eine bisher häufig schwer behandelbare Autoimmun-Erkrankung des Zentralnervensystems im Blick hat.

"Wir wollen die besonderen immunologischen Bedingungen in der Leber nutzen, um spezielle schützende Immunzellen zu erzeugen", erklärt Privatdozent Dr. Stefan Lüth von der I. Medizinischen Klinik des UKE. "Solche regulatorischen T-Zellen könnten auch den Ausbruch von Autoimmunkrankheiten wie der Multiplen Sklerose verhindern." In der Leber werden mögliche Auslöser von Krankheiten stärker als in anderen Organen kontrolliert. Solche Auslöser sind zum Beispiel Fremdstoffe, die mit der Nahrung in den Körper gelangen und dort als Antigene Erkrankungen auslösen können. Aber starke Immunreaktionen gegen solche Antigene und daraus folgende Erkrankungen bleiben in der Regel aus. Denn die Leber kann besondere Immunzellen erzeugen, die sogenannten regulatorischen T-Zellen, die Abwehrreaktionen gegen solche Fremdstoffe, meistens bestimmte Eiweiße, unterdrücken.

Darüber hinaus können regulatorische T-Zellen auch körpereigene Antigene (Autoantigene), die zu Autoimmunkrankheiten führen, unschädlich machen. Das Team von Dr. Lüth bringt veränderte Autoantigene in die Leber ein, um so die Produktion der schützenden regulatorischen T-Zellen anzuregen. Die Forscher hoffen, so die Entstehung von Autoimmunkrankheiten wie der Multiplen Sklerose unterdrücken zu können. Ziel ist es, sowohl eine Impfung als auch eine Immuntherapie der Multiplen Sklerose zu entwickeln. Bei einer der menschlichen Multiplen Sklerose ähnlichen Autoimmunerkrankung der Maus konnte das Forscherteam von Dr. Lüth 0bereits die vollständige Unterdrückung der Krankheit bewirken.

Mit der Förderung der DFG soll diese vielversprechende Forschung nun ausgeweitet werden. Die Förderung des Projektes umfasst eine Summe von 437.850 Euro und erstreckt sich über drei Jahre. Unter anderem werden damit zwei Arbeitsplätze für junge Forscher finanziert.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution347

Quelle: Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Christine Jähn, 15.12.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Dezember 2010