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MELDUNG/202: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 23.09.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

→  Internationales Krebsgenomprojekt bei malignen Lymphomen mit Düsseldorfer Beteiligung
→  Urologen-Kongress startet in Düsseldorf
→  Wandlung einer normalen Körperzelle in eine Tumorzelle - fatale Ketten-Reaktion

Raute

Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf - 22.09.2010

Internationales Krebsgenomprojekt bei malignen Lymphomen mit Düsseldorfer Beteiligung

Das Internationale Krebsgenomkonsortium (ICGC) ist das größte, ehrgeizigste und in seinem logistischen und wissenschaftlichen Anspruch sicherlich innovativste biomedizinische Forschungsprojekt seit der Entschlüsselung des humanen Genoms. Beteiligt ist auch die Düsseldorfer Universitäts-Kinderkrebsklinik.

Durch den Einsatz modernster Technologien und durch enge Verzahnung weltweit operierender Wissenschaftler sollen 25.000 Tumorproben mit 25.000 Vergleichsproben gesunder Gewebe umfassend genetisch analysiert werden.

Nachdem Mitte des Jahres bereits das erste ICG-Konsortium zur Erforschung der malignen Hirntumoren im Kindesalter mit Beteiligung des Universitätsklinikums Düsseldorf gestartet werden konnte, wurde jetzt in dem hoch kompetitiven Ausschreibungsverfahren eine zweite Tumorentität - die malignen Lymphome - an ein deutsches Forschungskonsortium vergeben.

Unter Beteiligung der Düsseldorfer Klinik für Kinder-Onkologie, - Hämatologie und Klinische Immunologie werden die molekularen Mechanismen der Lymphomentstehung durch Analyse biologischer Marker für eine verbesserte Diagnostik, Klassifikation und individuelle Therapieplanung untersucht. Insgesamt haben sich in dem neuen Forschungsverbund 6 deutsche Referenzzentren und Studiengruppen zur Behandlung von B-Zell-Lymphomen im Kindes- und Erwachsenenalter zusammengeschlossen. In der Klinik für Kinder-Onkologie, -Hämatologie und Klinische Immunologie (Projektleitung: Frau Dr. med. Vera Binder) werden durch Einsatz von leistungsfähigen Hochdurchsatz-Sequenziergeräten die kleinen, nicht kodierenden RNAs analysiert. Diese noch vor wenigen Jahren unbekannte Klasse von Nukleinsäuren hat für die Genregulation und die komplexen Pathomechanismen der Tumorentstehung große Aufmerksamkeit erlangt. Die systematische Erfassung des Expressionsprofils nicht kodierender RNA stellt in Verbindung mit den Behandlungs- und Therapieergebnissen einen wichtigen Baustein dar, um eine individualisierte Lymphomtherapie im Kindes- und Erwachsenenalter zu entwickeln.

Ansprechpartner:
Dr. med. Vera Binder
Vera.Binder@med.uni-duesseldorf.de

Prof. Dr. Arndt Borkhardt
Arndt.Borkhardt@med.uni-duesseldorf.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution223

Quelle: Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Rolf Willhardt, 22.09.2010

Raute

Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. - 22.09.2010

Urologen-Kongress startet heute in Düsseldorf

62. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V.

Schon zum achten Mal in ihrer Kongress-Geschichte tagt die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V.(DGU) in Düsseldorf: Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse aus Diagnose und Therapie der Urologie sowie Fort- und Weiterbildung stehen im Zentrum des 62. DGU-Kongresses, der heute seine Pforten öffnet. Vom 22. bis 25. September 2010 werden rund 7000 Teilnehmer aus aller Welt im Congress Center Düsseldorf (CCD) erwartet.

"Das zentrale Congress Center und das großartige Flair der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt machen Düsseldorf zu einem idealen Veranstaltungsort für den Jahreskongress unserer Fachgesellschaft, an den wir gerne zurückkehren", sagt DGU- und Tagungspräsident Professor Dr. Wolfgang Weidner, Direktor der Klinik und Poliklinik für Urologie, Kinderurologie und Andrologie des Universitätsklinikums Gießen. Programmschwerpunkte der 62. Jahrestagung der DGU unter dem Motto "Forschung und Anwendung im Dialog" bilden die häufigsten urologischen Tumore, insbesondere das Prostatakarzinom, das Blasenkarzinom und das Nierenzellkarzinom. Außerdem im Focus der Wissenschaftler: die Becken- und Inkontinenz-Chirurgie, die Roboterchirurgie, endoskopische Steinchirurgie sowie die urologische Andrologie und Infektiologie.

In der begleitenden Industrieausstellung werden über 150 Firmen aus Pharmakologie und Medizintechnik vertreten sein. Auf dem eigenständigen Pflegekongress unter dem Dach des DGU-Kongresses stehen unter anderem Hygiene und Infektiologie sowie Patientensicherheit vor operativen Eingriffen auf dem Programm für die urologischen Pflege- und Assistenzberufe. Das obligate öffentliche Patientenforum am Donnerstag, 23. September 2010, CCD, Saal X, 19.30 - 21.00 Uhr (Einlass 19.00 Uhr) thematisiert das Prostatakarzinom: "Patienten mit Prostatakrebs wählen ihren Weg: Welche Therapie ist die richtige?". Die Berufspolitik ist unter anderem mit einem Forum zur "Zukunft der fachärztlichen Versorgung an der Schnittstelle ambulant/stationär" am Freitag, 24.09.2010, CCD, Raum 26/27/28, 9.30 - 11.00 Uhr präsent.

Erstmalig findet im Rahmen einer DGU-Jahrestagung ein Schüler-Projekt zur Nachwuchs-Werbung statt, bei dem Gymnasiasten am 23. und 24. September 2010, CCD, 9.30 Uhr - 13.00 Uhr, unter dem Motto "Werde Urologin/Urologe für einen Tag" das kleine 1x1 der Urologie kennenlernen.

Außerdem ganz aktuell auf der Kongress-Agenda: Die Präsentation der "Präferenzbasierten randomisierten Studie beim Niedrig-Risiko-Prostatakarzinom" am Freitag, 24.09.2010, CCD, Raum 7, 17.00 - 18.00 Uhr. DGU-Präsident Professor Dr. Wolfgang Weidner begrüßt hochrangige Referenten und Gäste aus dem Gesundheitswesen auf der Sonderveranstaltung.

Weitere Informationen:
DGU-Kongress-Pressestelle
Bettina-Cathrin Wahlers
Sabine Martina Glimm
Stremelkamp 17, 21149 Hamburg

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.dgu-kongress.de
http://www.urologenportal.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution795

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V., Bettina-Cathrin Wahlers, 22.09.2010

Raute

Julius-Maximilians-Universität Würzburg - 22.09.2010

Fatale Ketten-Reaktion

Was passiert auf molekularer Ebene, wenn sich eine normale Körperzelle in eine Tumorzelle verwandelt? Wissenschaftler vom Biozentrum der Universität Würzburg haben jetzt ein weiteres Detail in dem komplizierten Geschehen aufklären können.

Viele Körperzellen sind im Prinzip nichts anderes als miniaturisierte, aber doch höchst aktive Chemiefabriken. Permanent werden in ihnen bestimmte Proteine hergestellt, die an anderer Stelle ihre Aufgaben verrichten und an einer dritten Stelle wieder abgebaut werden. Dieser Prozess ist im Normalfall exakt austariert. Bringt jedoch eine Störung die Abläufe aus dem Gleichgewicht, kann sich die betroffene Zelle unter Umständen zur Tumorzelle verwandeln. Sie wächst und teilt sich dann unkontrolliert weiter.

Neue Entdeckung an einem zentralen Protein

Eine tragende Rolle in diesem Geschehen trägt ein Protein mit dem wissenschaftlichen Namen "Myc". "Myc-Proteine sind zwingend notwendig, damit Zellen normal wachsen und sich teilen können", erklärt Dr. Nikita Popov. Popov ist Nachwuchsgruppenleiter am Lehrstuhl für Physiologische Chemie II der Universität Würzburg; bei seinen Untersuchungen der Myc-Proteine ist ihm jetzt eine wichtige Entdeckung geglückt.

Zellen brauchen Myc - aber bitte nur in einer bestimmten Dosierung. "Wenn zu viel von dem Protein vorhanden ist, teilen sich die Zellen vermehrt und bilden Tumore", sagt Popov. Dazu kommt es aber normalerweise nicht, weil die Myc-Proteine in der Regel knapp 30 Minuten nach ihrer Synthese von der Zelle selbst wieder zerstört werden.

Proteinketten geben das Abbausignal

Und woher weiß die Zelle, dass sie das Protein abbauen muss? Ganz einfach: Weil das Protein sozusagen eine Art Aufkleber erhält mit der Aufschrift: "Bitte abbauen!". "Dafür lagert sich eine Kette bestehend aus einem anderen Protein namens Ubiquitin an das Myc-Protein. Das ist das Zeichen für bestimmte Enzyme, dass sie hier mit der Arbeit beginnen können", sagt Popov.

Wie der Wissenschaftler jetzt herausfand, kann es allerdings auch mit diesen Ketten Probleme geben: "Die Bestandteile der Ketten müssen auf eine ganz bestimmte Art und Weise miteinander verbunden sein, damit sie als Zeichen erkannt werden." Diese Art von Kette, die zum Abbau führt, wird von einem Protein namens Fbw7 an Myc angeheftet. "Interessanterweise fehlt dieses Fbw7 häufig in menschlichen Tumorzellen", so Popov.

In der Verknüpfung liegt der Unterschied

Nikita Popov hat nun herausgefunden, dass ein weiteres Eiweißmolekül namens beta-TrCP genau an dieselbe Stelle der Myc-Proteine Ubiquitin-Ketten anheften kann, die jedoch auf eine andere Art und Weise miteinander verknüpft sind. Während die von Fbw7 gebildeten Ketten zum Abbau führen, werden die von TrCP angehefteten Ketten nicht als Signal zum Abbau erkannt. Dies führt dazu, dass Myc stabilisiert wird, was dafür sorgt, dass die Myc-Konzentration in der Zelle nicht zu stark absinkt.

"Es ist bekannt, dass bestimmte Krebszellen zu viel beta-TrCP produzieren. Das könnte der Grund sein, weshalb sie zu viel Myc in sich tragen und in der Folge entarten", sagt Popov. Seine neue Erkenntnis zeigt jetzt, dass Ubiquitin-Ketten nicht nur als Abbausignal dienen können. Bei einer bestimmten Art der Verknüpfung können sie auch als "Stopp-Signal" dienen und den Abbau eines Proteins verzögern. Auf diese Art kann eine normale Zelle ihre Protein-Level regulieren. Kommt dieses Regulationssystem jedoch aus dem Gleichgewicht, beispielsweise durch zuviel beta-TrCP oder zuwenig Fbw7, kann das die fatale Folge haben, dass eine normale Zelle zur Krebszelle entartet.

Kontakt:
Nikita Popov
Lehrstuhl für Physiologische Chemie II
E-Mail: nikita.popov@biozentrum.uni-wuerzburg.de

Über die Arbeit von Nikita Popov berichtet die Fachzeitschrift Nature Cell Biology in ihrer aktuellen Ausgabe.
"Ubiquitination of the amino-terminus of Myc by SCFbeta-TrCP antagonizes SCFFbw7-mediated turnover."
Nikita Popov, Christina Schülein, Laura A. Jaenicke and Martin Eilers.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution99

Quelle: Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Gunnar Bartsch, 22. September 2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
 
veröffentlicht im Schattenblick zum 24. September 2010