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MELDUNG/197: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 16.09.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Absolventinnen nutzten zeitflexiblen neuen Masterstudiengang Pflegewissenschaft
→  Algorithmus entschlüsselt Gene: Forschungsprojekt erhält EU-Förderung in Millionenhöhe
→  Heilung und Regeneration von Arthrose:
      EU-Projekt am Klinikum rechts der Isar entwickelt neue Methoden
→  Im Netzwerk gegen Entzündungen: Neue Funktionen für Interferone

Raute

Private Universität Witten/Herdecke gGmbH - 15.09.2010

Absolventinnen nutzten zeitflexiblen neuen Masterstudiengang Pflegewissenschaft

Nach der Masterarbeit nächstes Ziel: Promotion

Die ersten Absolventinnen des neu gestalteten Masterstudiengangs Pflegewissenschaft an der Universität Witten/Herdecke haben die Präsenzphase am Department für Pflegewissenschaft hinter sich. Einige brauchen noch ein paar Wochen zur Vollendung der Masterarbeit. "Die zurückliegenden zwei Jahre mit den 18 Wochen Anwesenheitspflicht waren sehr anstrengend, doch unterm Strich hat das auch sehr viel Spaß gemacht", beschreibt Rebecca Palm ihre Studienerfahrung. Alle Absolventinnen kommen aus der Pflegepraxis und haben bereits andere Studiengänge wie Gesundheitswissenschaften oder Pflegepädagogik abgeschlossen, bevor sie in Witten den Master anstreben. Und das nächste Ziel steht auch schon fest: die Doktorarbeit. Alle möchten nach einer Atempause promovieren, offenbar ist es im Studiengang gelungen, Interesse und Freude am wissenschaftlichen Arbeiten zu wecken.

"Das ist für uns sehr wichtig, dass wir immer die Praxiserfahrungen bei unseren Studierenden voraussetzen können. Die wissen, wie der Alltag in der Pflege aussieht und worüber sie forschen", erklärt Dr. Angelika Zegelin (Studiengangsleitung).Und die Themen der Masterarbeiten zeigen wiederum, dass die Praxis in diesem Studiengang immer der Horizont bleibt. Es geht um die Pflege körperlich kranker Menschen im Maßregelvollzug, es geht um Teamverständnis in der Pflege oder es geht um eine dichte Betreuung der Patienten in einem Akutspital. Eine Absolventin beschäftigte sich mit Mangelernährung, eine andere mit Berührung zur Entwicklungsförderung von kranken Neu- und Frühgeborenen. Christine Dunger forscht zur Entscheidungsfindung, wann Pflegende bei Patienten am Lebensende naturheilkundliche Massnahmen einsetzen. Sie hat zur Vorbereitung eigens eine längere Hospitation in einer Forschungseinrichtung in London absolviert.

Der Studiengang bietet für die Studierenden großen Spielraum bei der zeitlichen Einteilung: In zwei Jahren bzw. vier Semestern sind die Studierenden 18 mal eine Woche zu Seminaren in Witten und zwei Wochen im Ausland. Zwischen den Präsenzphasen liegen Zeiten des Selbststudiums, das im Rahmen der Module flexibel organisiert werden kann. Ab dem zweiten Semester wählt man zwischen zwei Studienschwerpunkten, entweder die Akutpflege oder familienorientierte Pflege.

Weitere Informationen zum Studiengang gibt es unter
http://www.uni-wh.de/gesundheit/pflegewissenschaft/masterstudiengang-pflegewissenschaft/

Die Absolventinnen des ersten Jahrganges dieses flexiblen Studiums zeigen sich begeistert von dem Angebot: "Das Studium erweitert die Gedanken, zeigt offene Türen und lässt einen begreifen, wie man die Praxis wissenschaftlich fundiert weiter entwickeln kann", beschreibt Nadine Schüßler. Palm ergänzt: "Man erfährt von allen Seiten Inspiration, wie Pflegewissenschaft gestaltet werden kann. Und über die hervorragenden Dozenten eröffnet sich auch ein tolles Netzwerk, das einen im Alltag unterstützt und trägt."

Interessenten können sich am 13. November 2010 beim Tag der offenen Tür der Universität Witten/Herdecke über den Studiengang informieren (www.uni-wh.de/tdot), die Bewerbungsfrist für das kommende Semester endet am 15. Februar 2011 ab.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution226

Quelle: Private Universität Witten/Herdecke gGmbH, Kay Gropp, 15.09.2010

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Universität Kassel - 15.09.2010

Algorithmus entschlüsselt Gene: Forschungsprojekt erhält EU-Förderung in Millionenhöhe

Kassel. Genetisch bedingte Krankheiten leichter identifizieren - das ermöglichen erste Ergebnisse des Forschungsprojekts Model Checking Unleashed, das Martin Lange, Juniorprofessor für Theoretische Informatik, zurzeit an der Uni Kassel, leitet. Für die Bioinformatik entwickelten Lange und sein Team einen neuen Suchalgorithmus, der bei einem Vergleich der DNA verschiedener Individuen gemeinsame Sequenzen besser auffindet.

Somit wird ein Rückschluss auf genetisch bedingte Krankheiten erleichtert. Für sein Forschungsvorhaben bewilligte ihm nun die Europäische Forschungskommission für einen Zeitraum von fünf Jahren ein Fördergeld von rund 1,36 Mio. Euro im Rahmen des Programms "Starting Independent Researcher Grants".

Ziel des Forschungsprojekts ist es, die in den 1980er Jahren entwickelte Technik Model Checking auf neue Problemfelder zu übertragen und für verschiedene Gebiete der Informatik nutzbar zu machen. Model Checking bezeichnet ein vollautomatisches Verfahren, bei dem ein spezifischer Algorithmus überprüft, ob ein Computerprogramm sich korrekt ausführt, also beispielsweise nicht abstürzt. Lange konnte in seiner noch unveröffentlichten Arbeit aufzeigen, wie solche Model Checking-Algorithmen auf typische Problemstellungen der Informatik angewandt werden können. So lassen sich beispielsweise für die Computerlinguistik Programme entwickeln, die aus einer Aneinanderreihung von Wörtern eine Satzstruktur und Bedeutungszusammenhänge erkennen können.

Info
Prof. Dr. Martin Lange
Universität Kassel
Fachbereich Elektrotechnik/Informatik
E-Mail martin.lange@uni-kassel.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution45

Quelle: Universität Kassel, Christine Mandel, 15.09.2010

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Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München - 15.09.2010

Heilung und Regeneration von Arthrose: EU-Projekt am Klinikum rechts der Isar entwickelt neue Methoden

Mit 3,2 Millionen Euro unterstützt die Europäische Union ein Forschungsvorhaben am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München (TUM), das neue Methoden für die Therapie von Arthrose entwickeln soll. Ziel der Wissenschaftler ist es, beschädigte Knorpel oder Knochen durch ein gesteuertes Zusammenwirken von Genvektoren, mesenchymalen Stammzellen, Polymeren und magnetischen Nanopartikeln zur Selbstheilung anzuregen.

Etwa jeder vierte Deutsche leidet an degenerativer Arthrose. Bei den über 65-Jährigen ist sogar jeder zweite betroffen. Bei den Patienten bauen sich die Gelenkknorpel je nach Belastung nach und nach ab, bis schließlich Knochen auf Knochen reiben. Bisher werden meist nur die Symptome der Gelenkverschleißerkrankung therapiert - bis hin zur Gelenkprothese. Das jetzt gestartete Projekt GAMBA (Gene Activated Matrices for Bone and Cartilage Regeneration in Arthritis) sucht nun neue Wege, die eine Regeneration ermöglichen sollen.

Projektkoordinatorin Dr. Martina Anton und Mitinitiator Dr. Christian Plank vom Institut für Experimentelle Onkologie und Therapieforschung (Direktor: Prof. Bernd Gänsbacher) am Klinikum rechts der Isar haben dafür ein internationales Spezialistenteam mit neun Arbeitsgruppen aus Deutschland, Frankreich, Irland, Italien, den Niederlanden und der Schweiz zusammengestellt. Alle beteiligten Gruppen bringen ihre jeweilige Expertise in das Gesamtprojekt ein. Das Team am Klinikum rechts der Isar hat beispielsweise besondere Erfahrung im Einsatz bioverträglicher magnetischer Nanopartikel und in der Entwicklung sogenannter Genvektoren, mit deren Hilfe erwünschte Gene in Zellen eingebracht werden können.

"GAMBA bringt in bisher einzigartiger Weise verschiedene Ansätze für die Therapie von Arthrose zusammen", erklärt Dr. Martina Anton. Die neuen Strategien sollen in den nächsten drei Jahren experimentell entwickelt werden. Mithilfe sogenannter mesenchymaler Stammzellen (Vorstufen von Knochen-, Knorpel- und Fettzellen) sollen Knorpel und Knochen von Arthrosepatienten zur Selbstheilung angeregt werden. Durch Genvektoren sollen diese Stammzellen mit neuer genetischer Information ausgestattet werden, so dass sie vorübergehend therapeutisch wirksame Proteine bilden. Idealerweise gelingt dabei eine dreistufige Kombination, die sowohl Entzündungsprozesse stoppt als auch die Heilung von Knochen und Knorpel bewirkt. So soll Interleukin-10 Entzündungen entgegenwirken, BMP-2 (bone morphogenetic protein) zur Knochenbildung und TGF-beta (transforming growth factor) zur Knorpelbildung beitragen. Das Ablesen der genetischen Codes dieser Proteine soll von außen chemisch oder physikalisch gestartet und gesteuert werden. Dr. Christian Plank erklärt, dass die lokale und zeitliche Steuerung ein Herzstück von GAMBA ist: "Durch das gezielte An- und Ausschalten und die Einbettung der Genvektoren und Stammzellen in ein synthetisches Hyalurongel oder Knochenersatzmaterial soll die Wirkung der Genvektoren ausschließlich auf das erkrankte Gewebe beschränkt werden." So erwärmen sich etwa die magnetischen Nanopartikel, wenn von außen ein Magnetfeld angelegt wird. Infolge der Erwärmung wird über einen sogenannten HSP70-Genschalter (Hitzeschockprotein) das Ablesen des Wachstumsfaktors BMP-2 aktiviert. Gleichzeitig schrumpft durch die Erhitzung das synthetische Hyalurongel, in welches die Stammzellen eingebettet werden, was schließlich zur Freisetzung des Genvektors für den Wachstumsfaktor TGF-beta führt.

Dr. Martina Anton dämmt zu hohe Erwartungen ein: "Es kann am Ende durchaus sein, dass nur ein oder zwei der drei angestrebten Heilungsprozesse angestoßen werden." Weisen die Ergebnisse aber wie erhofft auf eine Erfolg versprechende Methode hin, wollen die Wissenschaftler im nächsten Schritt untersuchen, wie Patienten davon profitieren können.

Besonders am Herzen liegt es den Forschern, Patienten und Öffentlichkeit von Anfang an in ihre Arbeit einzubinden: Dafür gehen sie ungewöhnliche Wege. So sollen zum Beispiel in verschiedenen Ländern repräsentativ ausgewählte Bürger zu Veranstaltungen eingeladen werden, in deren Rahmen ihnen die Wissenschaftler ihre Arbeit vorstellen und sie im Gegenzug den Wissenschaftlern ihre Wünsche, Erwartungen, aber auch Ängste darstellen können. Ziel ist es, auf diese Weise frühzeitig eine Debatte in der Öffentlichkeit zu ethischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Gesichtspunkten des Forschungsprojektes anzustoßen.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution860

Quelle: Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Tanja Schmidhofer, 15.09.2010

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Veterinärmedizinische Universität Wien - 15.09.2010

Im Netzwerk gegen Entzündungen: Neue Funktionen für Interferone

Eine der ersten Schutzreaktionen des Körpers auf eine Infektion ist eine Entzündung, die üblicherweise von Interleukin-1beta (IL-1beta) angeregt wird, einem Botenstoff, der von verschiedensten Zellen produziert wird. Allerdings können Entzündungen für den Organismus auch schädlich sein und dem muss entgegengesteuert werden; das geschieht durch zelleigene Mechanismen oder durch Medikamente, welche die Produktion oder die Aktivität von IL-1beta blockieren. Neben IL-1beta sind auch andere Faktoren in Entzündungsprozesse eingebunden. Einen Beitrag zum Verständnis dieser Regulationsnetzwerke liefert eine aktuelle Publikation von Wissenschaftern der Vetmeduni Vienna im "Journal of Immunology".

Tiere reagieren auf Entzündungen in unterschiedlicher Form. Unter den ersten ist die Produktion von Botenstoffen wie Interferon und IL-1beta. Interferone haben mehrere Funktionen, die durch die Aktivierung einer Reihe intrazellulärer Signalmoleküle wie z.B. Tyk2 (Tyrosinkinase 2), eingeleitet werden. IL-1beta ist ein wichtiger Auslöser von Entzündungen, die zum Schutz des Körpers beitragen. Da Entzündungen den Organismus aber auch schädigen können, müssen sie exakt gesteuert werden. Deshalb kontrollieren die Zellen die Produktion und Aktivität von IL-1beta auf vielfältige Weise.

Marta Radwan und Rita Stiefvater aus der Gruppe von Birgit Strobl an der Veterinärmedizinischen Universität Wien haben nun einen neuen Kontrollmechanismus der IL-1beta-Produktion aufgedeckt und gezeigt, dass auch Interferone die Produktion von IL-1beta unterdrücken und damit Entzündungen hemmen können. Dieses Ergebnis wurde in der aktuellen Ausgabe des "Journal of Immunology" veröffentlicht.

IL-1beta stellt ein attraktives Ziel für die Behandlung von Entzündungen dar. "Die neue Art der IL-1beta Regulation und die Erkenntnis, dass Interferon die IL-1beta Produktion hemmen kann, könnten sich als ausgesprochen wichtig für die Entwicklung von Therapien gegen Entzündungen erweisen", erläutert Birgit Strobl die Bedeutung der Studienergebnisse.

Zum Sonderforschungsbereich "Jak-Stat-Signalling from Basics to Disease"

Die Studie wurde aus Mitteln des FWF kofinanziert und im Rahmen des Sonderforschungsbereichs "Jak-Stat-Signalling from Basics to Disease" durchgeführt, in dem die Veterinärmedizinische Universität Wien, die Universität Wien und die Medizinische Universität Wien zusammenarbeiten.

Weitere Forschungsbeiträge stammen von Mitarbeitern der Technischen Universität Wien und den Max F. Perutz Laboratories.

Wissenschaftlicher Kontakt
Dr. Birgit Strobl
birgit.strobl@vetmeduni.ac.at

Zur Publikation
"Tyrosine kinase 2 controls interleukin-1beta production at the translational level"
von Marta Radwan, Rita Stiefvater, Tom Grunert, Omar Sharif, Ingrid Miller, Martina Marchetti-Deschmann, Günter Allmaier, Manfred Gemeiner, Sylvia Knapp, Pavel Kovarik, Mathias Müller und Birgit Strobl
wurde in der Ausgabe 185(6)/2010 des "Journal of Immunology" veröffentlicht.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1560

Quelle: Veterinärmedizinische Universität Wien, Beate Zöchmeister, 15.09.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. September 2010