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MELDUNG/178: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 19.08.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


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Raute

Universitätsklinikum Heidelberg - 18.08.2010

Schützen Stammzellen aus dem Knochenmark vor Nierenversagen?

Heidelberger Wissenschaftler mit Fokko van der Woude-Stipendium der Deutschen Nierenstiftung ausgezeichnet

Welche Rolle spielen Stammzellen bei der Reparatur von Nierenschäden bei Kindern mit einer Bakterieninfektion? Dieser Frage geht Dr. Neysan Rafat, Ph.D., mit seinem Team am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Heidelberg (Ärztlicher Direktor: Professor Dr. Georg F. Hoffmann) nach und ist für dieses Projekt nun mit dem Fokko van der Woude-Stipendium der Deutschen Nierenstiftung ausgezeichnet worden. Den mit 25.000 Euro dotierten Preis nahm der Nachwuchswissenschaftler auf dem europäischen Nephrologiekongress Ende Juni in München entgegen.

Die häufigste Ursache für akutes Nierenversagen im Kindesalter ist das sogenannte hämolytisch-urämische Syndrom (HUS), an dem in Deutschland jährlich rund 100 bis 150 Kinder erkranken. Das HUS wird in der Regel durch eine Infektion mit bestimmten Stämmen des Darmbakteriums Escherichia coli ausgelöst: Ein Gift der Bakterien schädigt die Blutgefäße der kindlichen Niere, so dass schädliche Abbauprodukte des Stoffwechsels nicht mehr aus dem Blut herausgefiltert werden können. Eine gezielte Therapie des HUS gibt es noch nicht, lediglich die Symptome können z.B. durch Dialyse behandelt werden.

Ein Ansatzpunkt für eine neue, effektive Therapie sind die geschädigten Blutgefäße in den Nieren: Könnte man sie reparieren, ließe sich die Funktionsfähigkeit der erkrankten Niere verbessern. "Wir wissen bereits aus der klinischen Forschung, dass Stammzellen, die unter bestimmten Bedingungen vermehrt aus dem Knochenmark freigesetzt werden, die Heilung von Gefäßschäden z.B. nach einem Herzinfarkt oder bei Nierenschwäche fördern können", erklärt Dr. Rafat, Arzt in der Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Stoffwechsel, Gastroenterologie und Nephrologie des Zentrums für Kinder und Jugendmedizin.

Körper mobilisiert Stammzellen bei Schäden an den Blutgefäßen

Ob diese Stammzellen auch eine Therapieoption für das HUS sind, untersucht die Arbeitsgruppe von Dr. Neysan Rafat in enger Kooperation mit den Teams um Professor Dr. Burkhard Tönshoff, Leitender Oberarzt der Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Stoffwechsel, Gastroenterologie und Nephrologie des Zentrums für Kinder und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Heidelberg, und Professor Dr. Angelika Bierhaus, Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg.

Für ihre Untersuchungen behandeln die Wissenschaftler menschliche Blutgefäßzellen in Zellkultur mit dem Bakteriengift, das HUS verursacht. Die so geschädigten Gefäßzellen spülen sie kontinuierlich mit einer Nährlösung, die auch Stammzellen enthält. Dabei simulieren sie die Strombedingungen in der Blutbahn. "So können wir beobachten, wie die Stammzellen den Heilungsverlauf beeinflussen und ob eine höhere Konzentration von Stammzellen die Heilung beschleunigt", erklärt Dr. Rafat.

Parallel zu den experimentellen Versuchen untersuchen die Wissenschaftler im Rahmen einer klinischen Studie, welche Rolle die vom Körper selbst mobilisierten Stammzellen bei der Genesung von Kindern mit HUS spielen. Gleichzeitig fahnden sie nach den Faktoren im Blut, die zur Mobilisierung der Stammzellen aus dem Knochenmark führen.

Das Stipendium ist nach dem niederländischen Spezialist für Nierenerkrankungen und Gründer der Deutschen Nierenstiftung, Professor Dr. Fokko van der Woude (1953 - 2006), benannt. Seit 1995 war er Direktor der V. Medizinischen Universitätsklinik in Mannheim. Professor van der Woude war der erste Mentor von Dr. Rafat, als dieser als Doktorand in seinem Labor tätig war.

Weitere Informationen
über die Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Stoffwechsel,
Gastroenterologie und Nephrologie im Internet:
www.klinikum.uni-heidelberg.de/I-Allgemeine-Paediatrie-Stoffwechsel-Gastroenterologie-Nephrologie.106872.0.html?&L=de

Ansprechpartner:
Dr. med. Neysan Rafat, Ph.D.
Klinik Kinderheilkunde I
Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin
Universitätsklinikum Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 430, 69120 Heidelberg
E-Mail: Neysan.Rafat@med.uni-heidelberg.de

Diese Pressemitteilung ist auch online verfügbar unter
www.klinikum.uni-heidelberg.de/presse

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/pages/de/image122554
Dr. Neysan Rafat, Arzt in der Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Stoffwechsel, Gastroenterologie und Nephrologie des Zentrums für Kinder und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Heidelberg.


Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 7.600 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 40 Kliniken und Fachabteilungen mit ca. 2.000 Betten werden jährlich rund 550.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.400 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland.
www.klinikum.uni-heidelberg.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution665

Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg, Dr. Annette Tuffs, 18.08.2010

Raute

Technische Universität Dresden - 18.08.2010

TU Dresden initiiert Versorgungsforschung zu Immunglobulin-Therapien

SIGNS-Studie soll Erkenntnisse zu ärztlichen Vorgehensweisen und Präferenzen beim Einsatz von Immunglobulinen sowie deren Verträglichkeit und Kosten liefern In Deutschland mangelt es an repräsentativen Langzeitdaten zur Versorgung von Patienten mit Immundefekten und neurologischen Autoimmunerkrankungen. Um diese Datenlücke zu schließen, hat das Institut für Klinische Pharmakologie der TU Dresden jetzt die erste Versorgungsforschungsstudie zu Immunglobulinen konzipiert. In Zusammenarbeit mit einer interdisziplinären Expertengruppe will die TU Dresden damit ein realistisches Abbild des Stellenwerts von Immunglobulinen in der alltäglichen medizinischen Versorgung gewinnen.

Menschen mit Störungen der Immunabwehr oder mit neurologischen Autoimmunerkrankungen werden oft mit Immunglobulinen behandelt. Dadurch werden schwere Infekte verhindert bzw. das Beschwerdebild deutlich verbessert. Um erstmals repräsentative Langzeitdaten zur Versorgung all dieser Patienten zu gewinnen, wurde SIGNS konzipiert. Das Kürzel SIGNS ('Assessment of Immunglobulines in a long-term non-interventional Study') verdeutlicht die Besonderheit des Projekts: Die Studie ist nicht-interventionell, d.h. die behandelnden Ärzte erhalten keine Vorgaben für die Behandlung ihrer Patienten. Anders als in klinischen Prüfungen lässt sich so das tatsächliche Versorgungsgeschehen darstellen. "Solche Studien sind dringend erforderlich, um Daten unter den Bedingungen der täglichen Praxis bei unselektierten Patienten und im Langzeitverlauf zu gewinnen", betont Prof. Dr. Dr. Wilhelm Kirch, Direktor des Instituts für Klinische Pharmakologie und Sprecher des Forschungsverbundes Public Health Sachsen und Sachsen-Anhalt e.V.. Auch die Bundesärztekammer, das Bundesministerium für Bildung und Forschung, der Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen und andere wissenschaftliche Organisationen empfehlen die Förderung von Projekten der Versorgungsforschung in Deutschland.

Seit Juli 2010 werden Patienten in die Studie aufgenommen und über zwei Jahre beobachtet und dokumentiert. In die Studie werden mindestens 300 Patienten mit primären (PID) oder sekundären (SID) Immundefekten oder neurologischen Autoimmunerkrankungen wie dem Guillain-Barré-Syndrom eingeschlossen, die mit einem zugelassenen subkutanen oder intravenösen IgG-(Immunglobulin)-Präparat behandelt werden. Die Daten werden pseudonymisiert (nur der Arzt kennt die jeweilige Person) über ein internet-basiertes Formular direkt in eine Datenbank eingegeben, wissenschaftlich ausgewertet und zeitnah publiziert. Die Initiatoren wollen vielfältige Erkenntnisse aus der SIGNS-Studie gewinnen - unter anderem zu typischen Vorgehensweisen und Präferenzen der Ärzte beim Einsatz von Immunglobulinen, zur Verträglichkeit der Präparate, aber auch zur Lebensqualität der betroffenen Patienten sowie zu ökonomischen Aspekten. Es werden erstmals die Standards bei der Behandlung von Immundefekten und neurologischen Autoimmunerkrankungen in Deutschland unter Alltagsbedingungen, umfassend dokumentiert. Die Studie wurde durch die TUD initiiert. Die Firma Baxter, die sich seit langem in der Erforschung und Entwicklung von Immunglobulinen engagiert, unterstützt die Finanzierung der Studie. Die interdisziplinäre Leitungsgruppe setzt sich aus Experten der Bereiche Neurologie, Kinderheilkunde und Hämato-Onkologie zusammen, wobei die Klinik und der niedergelassene Bereich gleichermaßen vertreten sind.


Weitere Informationen finden Sie unter
http://public-health.tu-dresden.de/dotnetnuke3

Kontakt:
Technische Universität Dresden Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus
Institut für Klinische Pharmakologie
Prof. Dr. Dr. Wilhelm Kirch
E-Mail: wilhelm.kirch@mailbox.tu-dresden.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution143

Quelle: Technische Universität Dresden, Konrad Kästner, 18.08.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. August 2010