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MELDUNG/157: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 12.07.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Operationen am schlagenden Herzen jetzt noch einfacher
→  Unbekanntes DNA-Reparaturprotein identifiziert
→  UCC Gewebebank ermöglicht Spitzentumorforschung in Erlangen

Raute

Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum / Herz- und Diabeteszentrum NRW Bad Oeynhausen - 10.07.2010

HDZ NRW - Operationen am schlagenden Herzen jetzt noch einfacher

Im Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen (Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum), kommt bei Operationen am schlagenden Herzen jetzt erstmals ein neuer Stabilisator in der Bypasschirurgie zum Einsatz, mit dem das Herz noch punktgenauer und einfacher als bisher stabilisiert werden kann Bypass-Operationen am schlagenden Herzen zählen zu den herzchirurgischen Standard-Eingriffen. Vom erfahrenen Chirurgen durchgeführt, haben sie sich besonders bei Patienten mit fortgeschrittener koronarer Herzerkrankung (KHK) bewährt, für die den Einsatz der Herz-Lungen-Maschine ein hohes Komplikationsrisiko bedeutet.

"Für den Operateur bedeutet diese Innovation eine erhebliche Erleichterung, die Eingriffszeit kann weiter reduziert werden" erläutert Prof. Dr. Jan Gummert, Direktor der Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurge am HDZ NRW. Bereits ein Drittel aller Operationen in Bad Oeynhausen werden ohne Einsatz der Herz-Lungen-Maschine durchgeführt.

"Diese Entwicklung geht Hand in Hand mit dem Anstieg immer älter werdender Patienten, die zunehmend an schweren Begleiterkrankungen leiden", so Gummert. "Schonende und minimal-invasive Eingriffe sind hier die Methoden der Wahl. Auch die Medizintechnik ist gefordert diese Verfahren weiter zu verbessern.

Der neue Stabilisator trägt den Namen "Octopus.Evolution AS" (Hersteller: Medtronic) und ist weltweit bisher nur in Brüssel und anschließend in Bad Oeynhausen im klinischen Einsatz getestet worden. "Dass derartige Geräte zunächst in Bad Oeynhausen getestet werden unterstreicht die Rolle des HDZ NRW als führendes innovatives kardiochirurgisches Zentrum in Deutschland", so Gummert Das HDZ NRW ist weltweit eine der wenigen Einrichtungen der Spitzenmedizin für saemtliche herzchirurgischen Verfahren, das sich besonders auch auf Operationen ohne Einsatz der Herz-Lungen-Maschine spezialisiert hat. Im kommenden September wird dazu erstmals eine Fortbildungsveranstaltung für Herzchirurgen in Bad Oeynhausen stattfinden, die unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefaesschirurgie und der Internationalen Gesellschaft für minimalinvasive Herzchirurgie steht.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.hdz-nrw.d

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Prof. Dr. Jan Gummert präsentiert die neue Medizintechnik. Das Gerät trägt den Namen Octopus Evolution AS und stabilisiert das schlagende Herz während einer Bypass-Operation deutlich besser als bisher

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Octopus Evolution AS (Medtronic)

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Pressemitteilung vom 10.07.2010

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
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Quelle: Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum - Herz- und Diabeteszentrum NRW Bad Oeynhausen, Anna Reiss, 10.07.2010

Raute

Universität Zürich - 08.07.2010

Unbekanntes DNA-Reparaturprotein identifiziert

Forscher der Universität Zürich haben ein neues DNA-Reparaturprotein entdeckt. Dieses Protein und sein Mechanismus helfen, die Erbkrankheit Fanconi-Anämie besser zu verstehen und zu behandeln. Dank der neuen Erkenntnisse können auch Krebstherapien verfeinert werden.

Cisplatin und Mitomycin C sind Zytostatika und werden in der Chemotherapie hauptsächlich zur Behandlung von Hoden-, Blasen- und Eierstockkrebs eingesetzt. Ihre Eigenschaften: Sie verknüpfen künstlich zwei DNA-Stränge, verhindern damit deren Replikation und bringen so die betroffene Zelle zum Absterben. Doch die künstliche Verknüpfung von DNA-Strängen kann auch spontan auftreten. Dann sind DNA-Reparaturproteine gefragt, die diese Verknüpfungen bzw. Schäden schnell wieder beheben und somit das Absterben der Zelle verhindern. Patienten mit einer Fanconi-Anämie - einer Erbkrankheit benannt nach Guido Fanconi, der von 1929 bis 1962 das Kinderspital Zürich geleitet hatte - haben eine erhöhte Sensitivität gegenüber Chemikalien, die DNA-Stränge künstlich verknüpfen. Ihre Zellen haben in einem der 13 bis heute bekannten Fanconi-Anämie-Proteinen einen Defekt, der die DNA-Reparatur verhindert. Bei Menschen mit Fanconi-Anämie funktioniert deshalb der als Fanconi-Anämie-Reparaturweg bezeichnete Reparaturmechanismus nicht. Unter der Leitung von Josef Jiricny, Professor für Molekulare Krebsforschung an der Universität Zürich, hat seine Forschungsgruppe jetzt ein unbekanntes Protein entdeckt, das an diesem Fanconi-Anämie-Reparaturweg beteiligt ist.

Wie die Forscher in der neuesten Ausgabe des Wissenschaftsmagazin "Cell" nachweisen, ist das von ihnen identifizierte und als KIAA1018/FAN1 bezeichnete Protein in der Lage, DNA zu schneiden und abzubauen. Keines der sonst bekannten Fanconi-Anämie-Proteine besitzt diese für die Reparatur von künstlich verknüpften DNA-Strängen zentrale Fähigkeit. Die Entdeckung des neuen Proteins ist in dreifacher Hinsicht von Bedeutung: Für das Verständnis des DNA-Reparaturmechanismus an sich. Und für das Verständnis und die Diagnose der Fanconi-Anämie. So zeigen gewisse Patienten keine Defekte an den bisher bekannten 13 Genen auf, trotzdem aber die Symptome der Krankheit. Diese Patienten können nun auch gezielt auf einen Defekt im KIAA1018/FAN1-Gen untersucht werden.

Das Verständnis des neuen Reparaturproteins wird auch für die Verbesserung von Krebstherapien von Bedeutung sein, denn Krebstumore können verstärkt Reparaturproteine bilden. Damit verliert die Chemotherapie an Wirkung, da der Tumor resistent gegen die Zytostatika wird. Die Chancen den Krebs zu heilen verschlechtern sich. Aufgrund dieses Wissens könnten Krebstherapien in Zukunft individuell auf den jeweiligen Patienten abgestimmt werden, indem die Reparaturproteinmenge im Tumor bestimmt wird.

Literatur:
Katja Kratz, Barbara Schöpf, Svenja Kaden, Ataman Sendoel, Ralf Eberhard, Claudio Lademann, Elda Cannavó, Alessandro A. Sartori, Michael Hengartner, and Josef Jiricny:
Deficiency of FANCD2-Associated Nuclease KIAA1018/FAN1 Sensitizes Cells to Interstrand Crosslinking Agents
Cell, (volume 142, issue 1, 2010)
doi:10.1016/j.cell.2010.06.022

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution94

Quelle: Universität Zürich, Beat Müller, 08.07.2010

Raute

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg - 09.07.2010

UCC Gewebebank ermöglicht Spitzentumorforschung in Erlangen

Die Voraussetzungen für die Tumorforschung am Universitätsklinikum Erlangen haben sich entschieden verbessert: Das Pathologische Institut (Direktor: Prof. Dr. Arndt Hartmann) und das Universitäts-Krebszentrum Erlangen (UCC; Direktor: Prof. Dr. Matthias W. Beckmann) haben jetzt eine neue Gewebebank konstituiert. Ab sofort werden im Pathologischen Institut systematisch Gewebe eingelagert, die Patienten bei der Behandlung von Tumoren und chronischen Entzündungen entnommen wurden. Entscheidend ist, die Gewebeproben mit den dazugehörigen klinischen Daten zu verknüpfen. Durch diese gemeinsame Anstrengung im klinikumsweiten Verbund wird präzisere und qualitativere Tumorforschung ermöglicht.

Ziel der Wissenschaftler ist es, in den erkrankten Geweben Biomarker für Tumorarten zu identifizieren. Mithilfe dieser charakteristischen biologischen Merkmale lassen sich in Zukunft Krebserkrankungen prognostizieren und in ihrer Entstehung verhindern.

Im Rahmen der Behandlung von Tumorerkrankungen und deren Vorstufen wird den Patienten zu therapeutischen und diagnostischen Zwecken Gewebe entnommen und ausführlich untersucht. Nach Abschluss der Diagnostik wird nicht mehr benötigtes Restgewebe im Normalfall sachgerecht entsorgt. Dieses "Restgewebe" ist jedoch von entscheidender Bedeutung für die medizinische Grundlagenforschung, da es mit modernsten Methoden weiter analysiert werden kann. In Zukunft soll ein größerer Anteil dieser "Restgewebe" - statt entsorgt zu werden - in der UCC Gewebebank eingelagert werden und für Tumorforscher aller medizinischen Fachdisziplinen zur Verfügung stehen.

"Wir wollen möglichst alle operativen Fächer des Uni-Klinikums Erlangen mit dem Betrieb einer zentralen Gewebebank unterstützen und die Sammlung von Geweben vollständig in den Stations- und OP-Alltag integrieren", erläutert Projektleiter Dr. Tilman Rau. "In der Pathologie engagieren sich bereits alle Mitarbeiter und bedienen die Gewebebank routiniert - diese Basisarbeit ist unersetzlich!" Die Sammlung von Gewebeproben ist gut für die Forschung - die Dokumentation aller dazugehörigen Daten gibt allerdings den Ausschlag für die Spitzenforschung. Datenschutz spielt dabei eine sehr große Rolle: Die Patienten unterschreiben eine Einverständniserklärung und ihre Daten werden bei der Aufnahme in die Gewebebank anonymisiert. Tumorforscher können dann gezielt um Gewebeproben bitten und erhalten diese binnen kürzester Zeit.

Prof. Beckmann ist stolz, dass die erste derartige Einrichtung Nordbayerns in Erlangen zu finden ist: "Die Gewebebank ist ein weiterer Beleg für die exzellente Arbeit des Universitäts-Krebszentrums Erlangen, das zu den elf Onkologischen Spitzenzentren der Deutschen Krebshilfe zählt. Derart strukturiertes Bio-Banking wird zum Standortvorteil des gesamten Uni-Klinikums Erlangen und wird sich schon bald über Gewebe hinaus auch auf weitere Bereiche wie etwa Körperflüssigkeiten erstrecken. Damit leisten wir einen entscheidenden Beitrag für Fortschritte in der Vorbeugung und Früherkennung von Krebserkrankungen."

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution18

Quelle: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Pascale Anja Dannenberg, 09.07.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de

eröffentlicht im Schattenblick zum 13. Juli 2010