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Klinikum der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg - 27.11.2009

Immunologische Spitzenforschung
Neuer SFB an der Medizinischen Fakultät der Uni Magdeburg

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat die Einrichtung und Förderung des Sonderforschungsbereiches 854 "Molekulare Organisation der zellulären Kommunikation im Immunsystem" an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg bewilligt. In den kommenden vier Jahren (2010-2014) werden dem Sonderforschungsbereich (SFB) insgesamt 9,3 Millionen Euro für interdisziplinäre Forschungsprojekte von der DFG zur Verfügung gestellt werden.

Der von der OvGU beantragte und maßgeblich von der Medizinischen Fakultät getragene Sonderforschungsbereich wird sich mit den molekularen Mechanismen befassen, die die Kommunikation zwischen den Zellen des Immunsystems steuern. "Schwerpunkt ist die Bearbeitung von Signalübertragsungsvorgängen, die im Rahmen zellulärer Kommunikationsprozesse im Immunsystem auftreten und die Immunantwort sowohl unter normalen Umständen als auch in Krankheitssituationen steuern", informiert der Sprecher des Sonderforschungsbereiches, Prof. Dr. Burkhart Schraven, Direktor des Institutes für Molekulare und Klinische Immunologie. "Langfristiges Ziel des Sonderforschungsbereiches ist es, neue Möglichkeiten zu finden, die Reaktion des Immunsystems medikamentös zu beeinflussen. Deshalb untersuchen wir in den kliniknah ausgerichteten Projekten des SFB 854 Krankheitsprozesse wie z.B. entzündliche Erkrankungen der Niere, des Magens, der Gefäße oder des Zentralnervensystems. Perspektivisch streben wir an, dass an den SFB 854 eine klinische Forschergruppe angebunden wird."

Ein zentrales Thema im SFB 854 stellt die Anwendung und Entwicklung neuer bildgebender Verfahren dar, mit denen die Immunantwort "live", im lebenden Organismus beobachtet werden kann. Hierzu wurde im Rahmen des SFB 854 ein eigenständiges Projekt bewilligt. "Mit den neuen bildgebenden Verfahren können wir 'online` verfolgen, wie das Immunsystem reagiert, z.B. nach einem Schlaganfall oder im Rahmen von Autoimmunerkrankungen, wie der Multiplen Sklerose", erklärt Schraven. "Wir erwarten von diesem Projekt neue Erkenntnisse in Bezug auf die Kommunikation der an akuten und chronischen Entzündungsreaktionen beteiligten Zellen."

Der SFB 854 möchte auch neue Wege beschreiten, wie z.B. die mathematische Darstellung der komplexen Signalnetzwerke, die die Immunantwort steuern. Diese Arbeiten werden vornehmlich im OvGU-Forschungszentrum "Dynamische Systeme" durchgeführt, welches zum Teil aus der Exzellenzinitiative des Landes finanziert wird.

"Im Forschungszentrum Dynamische Systeme kooperieren wir eng mit Mathematikern, Physikern und Ingenieuren und bearbeiten mit deren Methoden biologische und immunologische Fragestellungen. Die systembiologische Forschung, die wir im Zentrum Dynamische Systeme durchführen eröffnet völlig neue Einblicke in die Funktionsweise des Immunsystems", betont Schraven.

Seit 2007 wird Magdeburg vom BMBF als eines der vier nationalen Zentren für Systembiologie gefördert. Das BMBF-Förderprogramm (Forschungszentren für Systembiologie, FORSYS) hat die Gründung des Magdeburg Center for Systems Biology (MaCS) ermöglicht. Dieses wurde im Oktober 2009 von einem internationalen Gutachtergremium evaluiert und zur weiteren Förderung empfohlen. Die systemorientierte immunologische Forschung im Zentrum Dynamische Systeme/MaCS wird auch durch die Europäische Union (EU) unterstützt. Hier wurde 2007 das EU-Programm SYBILLA (Systems Biology of T cell Activation) eingeworben, an dem sich EU-weit 15 Laboratorien, darunter das Institut für Molekulare und Klinische Immunologie der Medizinischen Fakultät, beteiligen. Schraven hebt hervor: "Die enge wissenschaftliche Interaktion mit dem Forschungszentrum Dynamische Systeme und mit dem MaCS ist für die perspektivische Entwicklung des SFB 854 von zentraler Bedeutung."

Bei der DFG-Begutachtung wurde ebenfalls gewürdigt, dass der SFB 854 die beiden Forschungsschwerpunkte der Medizinischen Fakultät Magdeburg "Immunologie, einschließlich 'Molekulare Medizin der Entzündung" und "Neurowissenschaften" inhaltlich miteinander verbindet. Zur Vernetzung der beiden Forschungsschwerpunkte der Medizinischen Fakultät wurden im Programm des SFB insgesamt fünf "TWIN-Projekte" definiert, in denen Neurobiologen und Immunologen gemeinsam an einer immunologischen Fragestellung arbeiten.

Der SFB 854 wird eng mit dem interdisziplinären DFG-Graduiertenkolleg (GRK) 1167 "Zell-Zell-Kommunikation im Nerven- und Immunsystem: Topologische Organisation von Signalwegen" zusammenarbeiten. Das GRK 1167 wird seit 2005 von der DFG gefördert und der Fortsetzungsantrag für die Förderperiode 2010-2014 wurde am 06.11.2009 von der DFG bewilligt. In der zweiten Förderperiode werden erstmals auch engagierte Medizinstudenten die Gelegenheit haben, an dem strukturierten Promotionsprogramm teilzunehmen. "Das GRK 1167 ist für unsere Nachwuchsförderung am Standort und im SFB 854 von zentraler Bedeutung", erklärt Prof. Dr. Michael Naumann (Institut für Experimentelle Innere Medizin), der das GRK zusammen mit Prof. Dr. Eckart Gundelfinger (IfN) leitet.

Am SFB 854 beteiligen sich mehrere externe Kooperationspartner. Dies sind das Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig, das Leibniz-Institut für Neurobiologie (IfN) in Magdeburg, das Translationszentrum TWINCORE in Hannover und die Freie Universität (FU) Berlin.

"Durch die enge Vernetzung der beteiligten Fachdisziplinen sowohl untereinander als auch mit Partnern werden von dem neuen SFB viele Impulse für die weitere Entwicklung und auch die zunehmende überregionale Bedeutung der Forschungslandschaft in Sachsen-Anhalt ausgehen", ist Prof. Dr. Hermann-Josef Rothkötter, Dekan der Medizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, überzeugt.

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
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SFB 854

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Quelle: Klinikum der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Kornelia Suske, 27.11.2009

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Universitätsklinikum Münster - 27.11.2009

UKM-Mediziner nutzen innovative Therapie im Kampf gegen Tumoren in der Leber

- Selektive Interne Radio-Therapie bekämpft Tumor direkt in der Leber
- Behandlungsmethode unterstreicht starke überregionale Position in der Tumormedizin

Münster (ukm/jb). Neue innovative Therapie am Universitätsklinikum Münster (UKM) im Kampf gegen den Krebs: Ein interdisziplinäres Ärzteteam führte in dieser Woche erstmals eine Selektive Interne Radio-Therapie (SIRT) bei einem Patienten am UKM durch. Die SIRT ist eine nuklearmedizinische Behandlungsform von bösartigen Tumoren in der Leber, bei der mittels eines kleinen Katheters Millionen kleine radioaktive Kügelchen in das Tumorgewebe der Leber geleitet werden. "Im Gegensatz zur herkömmlichen Bestrahlung von außen lässt die SIRT eine punktgenaue Bestrahlung des Tumors direkt in der Leber zu. Die Tumorzellen werden so effektiv zerstört und umliegendes gesundes Gewebe geschont", erläutert Prof. Dr. Walter Heindel, Direktor des Instituts für Klinische Radiologie am UKM, die Vorteile der neuen Methode. Er und sein Team arbeiten dabei eng mit den Kollegen der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin zusammen, die von Prof. Dr. Dr. Otmar Schober geleitet wird. "Die SIRT erfordert das Wissen und die Erfahrung beider Fachrichtungen", betont Dr. Michael Köhler, der die erste SIRT am UKM gemeinsam mit Prof. Dr. Matthias Weckesser aus der Nuklearmedizin erfolgreich durchführte.

Eine Selektive Interne Radio-Therapie ist eine viel versprechende Option für Patienten, bei denen herkömmliche Behandlungsmöglichkeiten wie Chemotherapie, Bestrahlungen oder eine Operation nicht wirksam oder möglich waren. "Ziel der Behandlung ist die Durchblutung des Tumors zu stoppen und so im Idealfall eine Verkleinerung zu erreichen", erklärt Dr. Michael Köhler.

Seit 2003 ist die SIRT-Behandlung in Europa zugelassen, weltweit wurden weit über tausend Patienten mit diesem Verfahren behandelt. "Wir haben bereits Anfragen für weitere Eingriffe", beschreibt Prof. Dr. Walter Heindel den Bedarf nach der innovativen Therapie. Nach der Premiere in dieser Woche wollen Prof. Dr. Walter Leonard Heindel und sein Team die Selektive Interne Radio-Therapie in Zukunft in Münster fest etablieren und unterstreichen damit die exzellente Krankenversorgung des UKM im Bereich der Tumormedizin weit über die Region hinaus.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1133

Quelle: Universitätsklinikum Münster, Simone Hoffmann, 27.11.2009

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Dezember 2009