Deutsches Zentrum für Diabetesforschung - 15.12.2017
Schlafverlust wirkt sich bei Frauen und Männern unterschiedlich auf die Aktivität von DPP-4 aus
Schlafmangel hat bei Frauen und Männern eine unterschiedliche Auswirkung
auf die Aktivität des Enzyms DPP-4. Nach einer Nacht ohne Schlaf bilden
Frauen mehr DPP-4. Die erhöhte Enzym-Produktion kann zu Übergewicht,
Leberverfettung sowie zu einer Insulin-Unempfindlichkeit führen. Bei
Männern hingegen sinkt die morgendliche Aktivität des Enzyms. Das zeigt
eine gemeinsame Untersuchung der Universität Uppsala, Schweden, und dem
Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE), einem Partner des
Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD). Die Ergebnisse wurden nun
in "Diabetes Care" veröffentlicht (DOI:
https://doi.org/10.2337/dc17-1762).
Wer zu wenig ruht oder schlecht schläft, hat ein erhöhtes Risiko für Übergewicht und Typ-2-Diabetes. Ähnliche Auswirkungen auf den Stoffwechsel hat auch eine verstärkte Aktivität des Enzyms DPP-4, das wichtige Darmhormone des Zuckerstoffwechsels hemmt. Wird DPP-4 verstärkt gebildet und ins Blut abgegeben, kann das zu einer Körperfettzunahme, Fettleber sowie zu einer Insulin-Unempfindlichkeit führen. Das haben verschiedene Studien des DIfE gezeigt. Bislang war jedoch ungeklärt, ob Schlafmangel die Aktivität von DPP-4 beeinflusst.
Dieser Frage sind nun Forscherinnen und Forscher des DIfE und der Universität Uppsala nachgegangen. Sie haben die Aktivität von DDP-4 im Blut bei 13 Frauen und 12 Männern (Alter 18-28 Jahre) am Morgen nach einer normalen Nachtruhe (mit sieben Stunden Schlaf und mehr) oder einer Nacht ohne Schlaf gemessen. Dabei konnten sie deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern feststellen. "Nach einer schlaflosen Nacht nahm bei Frauen die Aktivität des zirkulierenden DPP-4 um etwa 14 Prozent zu. Anders sah es bei Männern aus. Hier sank die DPP-4-Aktivität um etwa 11 Prozent", erläutert Christian Benedict, Senior-Autor und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung Neurowissenschaften (Sleep and Chronobiology) der Universität Uppsala.
Die Autoren vermuten, dass mangelnder Schlaf bei Männern und Frauen über unterschiedliche Wege zu einer Stoffwechselerkrankung führen kann. "Obwohl reduziertes DPP-4 als eine günstige metabolische Reaktion von Männern auf Schlafverlust angesehen werden kann, ist zu beachten, dass chronisch schlechte Schlafmuster das Risiko für die Entwicklung von Stoffwechselerkrankungen (z.B. Fettleibigkeit) bei beiden Geschlechtern erhöhen", sagt Heike Vogel, Co-Senior-Autorin der Studie und wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung Experimentelle Diabetologie des DIfE.
Original Publikation:
Frida H. Rångtell, Felix Schmidt, Josefine Würfel, Swathy Karamchedu,
Peter Andersson, Heike Vogel, Christian Benedict: Morning enzymatic
activity of DPP-4 is differentially altered by sleep loss in women and in
men, Diabetes Care. 2017 Dec 4. pii: dc171762.
DOI: https://doi.org/10.2337/dc17-1762
• Hintergrundinformation:
DPP-4 steht für Dipeptidyl peptidase 4. Das Enzym spaltet u.a. die
Darmhormone (Inkretine) Glucagon-like peptide-1 (GLP-1) und Gastric
inhibitory polypeptide (GIP), die hierdurch ihre Wirkung verlieren. Dies
begünstigt hohe Blutzuckerwerte. Zudem wird die Funktion der
insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse negativ beeinflusst.
DPP-4-Inhibitoren werden bereits als Medikament in der Diabetes-Therapie
eingesetzt, um die Wirkung der beiden körpereigenen Inkretine GLP-1 und
GIP zu verlängern. Ihr Ziel ist es, die Insulinausschüttung nach der
Nahrungsaufnahme bei Menschen mit Typ-2-Diabetes zu verstärken.
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1604
*
Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsches Zentrum für Diabetesforschung, Birgit Niesing, 15.12.2017
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Dezember 2017
Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang