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ETHIK/931: Gründung einer neuen AG "Medizinethik im Film" in Frankfurt (AEM)


Akademie für Ethik in der Medizin (AEM) - Dienstag, 10. Mai 2011

Gründung einer neuen AG "Medizinethik im Film"
am 05.07.2011 in Frankfurt am Main


Ankündigung einer neuen AG:
"Medizinethik im Film"
Leitung: Dr. Kurt W. Schmidt
Zentrum für Ethik in der Medizin, Frankfurt/M.

Konstituierende Sitzung:
Dienstag, 05. Juli 2011, Frankfurt/M.

In der heutigen Medienwelt haben Bilder enormen Einfluss darauf, wie wir in der Gesellschaft medizinethische Konflikte wahrnehmen und diskutieren. So läßt uns das Kino an unzähligen Patientenschicksalen und Krankheitsverläufen teilhaben und das Fernsehen inszeniert medizinethische Entscheidungskonflikte in einer Klinik im Schwarzwald ebenso wie in der Notaufnahme eines Krankenhauses in Chicago oder in Seattle. Durch Film und Fernsehen weiß heute jeder, wie es in einem OP aussieht, auch wenn er oder sie noch nie einen OP - bei klarem Bewußtsein - betreten hat. Wir kennen eine Intensivstation und die Geräusche, die durch eine künstliche Beatmung erzeugt werden und können uns nicht mehr vorstellen, wie Mitte der 1970er Jahre die Diskussion um Therapiebegrenzung bei Karen Ann Quinlan stattgefunden haben wird, als es noch wenig Bilder von Intensivstationen und Patienten im Wachkoma gab.

Auch unsere Vorstellungen vom Verlauf einer Organspende und den damit verbundenen ethischen Konflikten sind geprägt von filmischen Inszenierungen, die teilweise anderen Dramaturgien folgen, als das "reale Leben" schreibt. Bei Fragen der Therapiebegrenzung und der Eruierung des mutmaßlichen Willens kommt es im Krankenhaus immer wieder vor, dass Angehörigen berichten, der - nunmehr bewußtlose - Patient habe früher einmal beim Betrachten eines Film an einer bestimmten Stelle geäußert: "Also wenn mir das mal passiert, dann will ich das nicht mehr...". Was aber, wenn die Spielfilme, auf die sich diese Reaktionen beziehen, gar keine Realität abbilden? Wie können Patienten zu einer realistischen Einschätzung einer Nicht-Wiederbelebungs-Anordnung kommen, wenn die in Krankenhausserien gezeigten Überlebensraten nach Wiederbelebung - verglichen mit den statistischen Ergebnissen der realen Krankenhauswelt - viel zu hoch und unrealistisch sind? Aus ethischer Sicht spielt deshalb "Medienkompetenz" gerade für den Bereich "Medizin im Film" eine überaus bedeutungsvolle Rolle, dem sich das Zentrum für Ethik in der Medizin am Agaplesion Markus Krankenhaus in Frankfurt/M. seit langem widmet.

Seit mehr als 10 Jahren werden hier die "Frankfurter Medizinethischen Filmtage" durchgeführt. Zahlreiche Veröffentlichungen zum Thema "Medizinethik im Film" sind in den letzten Jahren erschienen (vgl. Schmidt, K.W.; Maio, G.; Wulff, H.J. (Hrsg.) "Schwierige Entscheidungen - Krankheit, Medizin und Ethik im Film", Haag & Herchen, Frankfurt/M. 2008).
Das bestehende Netzwerk aus Medizinern, Pflegekräften, Film- und Medienwissenschaftlern, Philosophen, Ethikern soll in diesem Jahr erweitert werden um eine Arbeitsgruppe "Medizinethik in Film", zu der Interessierte aus allen Fachbereichen eingeladen sind. Diese AG ist vom Thema her deshalb nicht neu.



Die Ziele dieser Arbeitsgruppe sind u.a.:

a. Interdisziplinäre Besprechung der Darstellung medizinethischer Themen im Film
b. Vorstellung und Austausch über Filme zu medizinethischen Konflikten
c. Konzeptionelle Überlegungen zur Gestaltung von Filmveranstaltungen
d. Vorbereitung von Publikationen zum Thema
e. Mitwirkung an der neuen Online-Filmdatenbank

Geplant ist, dass die Treffen der Arbeitsgruppe zweimal im Jahr in Frankfurt/M. stattfinden; dabei ist ein Treffen jeweils verbunden mit dem Frankfurter Medizinethik-Filmtag. Bei dieser Veranstaltung wird ein Spielfilm in voller Länge gezeigt mit anschließender Diskussion der medizinethischen Thematik. Diese Filmveranstaltungen wurden bisher zum Teil an besonderen Orten durchgeführt (Krankenhaus, Deutsches Filmmuseum, o.a.) und waren u.a. mit prominenten Diskussionsgästen besetzt. Auch wurden Filme vor dem offiziellen Kinostart in einem eigens angemieteten Kino gezeigt (wie z.B. der Film "Das Meer in mir" oder der Alzheimer-Film "An ihrer Seite")

Die AG wird sich in jedem Jahr ein besonderes Thema herausgreifen. Dabei kann es sich um die Darstellung einer besonderen Erkrankung handeln und/oder die Thematisierung eines besonderen ethischen Konflikts, z.B. :

a. Organspende im Film
b. Sterbehilfe im Film
c. Krebserkrankung im Film
d. Alzheimer im Film
e. Ärzte und Pflegekräfte im Film

Zudem besteht für die Teilnehmer der Arbeitsgruppe die Möglichkeit, an einer neuartigen Online-Filmdatenbank mitzuarbeiten, die gerade in Kooperation mit Filmwissenschaftlern entsteht und in Kürze freigeschaltet wird.


Für das Jahr 2011 sind u.a. folgende Veranstaltungen im Rahmen der Frankfurter Medizinethik-Filmtage geplant:

Dienstag, 09. August 2011 / 17.30 - 21.00 Uhr
"Bioethics at the Movies"
Medizinethik im US-amerikanischen Spielfilm

Mitte November 2011:
Sterben und Abschiednehmen als Thema im Film


Die konstituierende Sitzung der AG "Medizinethik im Film" findet statt am Dienstag, den 05. Juli 2011 von 10.30 - 16.00 Uhr im Agaplesion Markus Krankenhaus, Wilhelm-Epstein-Str. 4, Frankfurt/M. Das Krankenhaus ist vom Hauptbahnhof Frankfurt/M gut mit der regelmäßig verkehrenden Strassen Bahn Linie 16 (Richtung Ginnheim) zu erreichen. (Haltestelle: Markus-Krankenhaus).

Um eine gute Planung zu ermöglichen ist eine Anmeldung erforderlich.

Kontaktadresse für weitere Informationen und Anmeldung zur konstituierenden Sitzung:
Dr. Kurt W. Schmidt
Zentrum für Ethik in der Medizin
am Agaplesion Markus Krankenhaus
Wilhelm-Epstein-Str. 4
60431 Frankfurt/M.
Tel.: (069) 9533 - 2555
Fax: (06171) 91 24 23
e-mail: ZEMmarkus@aol.com
www.medizinethik-frankfurt.de


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Quelle:
[AEM-AKTUELL: 1018] vom 10. Mai 2011
Herausgeber: Akademie für Ethik in der Medizin (AEM)
Georg-August-Universität Göttingen
Humboldtallee 36, 37073 Göttingen
Tel.: 0551/39 39 69, Fax: 0551/39 39 96
Internet: http://www.aem-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Mai 2011