Schattenblick → INFOPOOL → MEDIZIN → FAKTEN


DIAGNOSTIK/539: Pulsoxymetriesreening zur Diagnostik von kritischen angeborenen Herzfehlern bei Neugeborenen (idw)


Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie e.V.- 16.12.2016

Pulsoxymetriesreening verbessert Diagnostik von kritischen angeborenen Herzfehlern bei Neugeborenen

Verbesserte diagnostische Sicherheit bei kritischen angeborenen Herzfehlern im Neugeborenenalter durch Pulsoxymetrie-Screening


In Deutschland werden etwa 7.500 Kinder pro Jahr mit einem Herzfehler geboren. Davon sind ca. 10% sogenannte kritische Herzfehler, bei denen ohne therapeutische Maßnahmen lebensbedrohliche Komplikationen entstehen können. Die Diagnostik dieser schweren Erkrankungen kann jetzt mit dem Pulsoxymetriescreening im Neugeborenenalter deutlich verbessert werden. Die Früherkennungsuntersuchung ist nicht-invasiv und einfach zu handhaben. Mit dem G-BA-Beschluss kann sie jetzt als Pflichtuntersuchung in das Neugeborenen-Screening (U1 und U2) aufgenommen werden.

Etwa 7.500 Kinder werden jährlich mit einem Herzfehler in Deutschland geboren. Davon sind 10-12% sog. kritische Herzfehler, bei denen die Kinder ohne therapeutisches Eingreifen keine Überlebenschancen haben. Die Diagnosestellung kann sich erfahrungsgemäß in den ersten Lebenstagen schwierig gestalten, da die hämodynamischen Verhältnisse in diesem Alter gelegentlich noch relativ gut balanciert sind. Als diagnostische Schritte haben bisher der Fehlbildungs-Ultraschall in der Schwangerschaft sowie die postpartalen Neugeborenenuntersuchungen beigetragen. Damit können etwa 80% der kritischen angeborenen Herzfehler aufgedeckt werden, wie eine Studie im Bundesland Sachsen gezeigt hat. Unter zusätzlicher Anwendung der Pulsoymetrie können dagegen fast alle angeborenen Herzfehler bis auf sehr wenige Fälle entdeckt werden.

Auf Veranlassung des Aktionsbündnis Angeborene Herzfehler, der Dachorganisation der Elterninitiativen für herzkranke Kinder in Deutschland, wurde vom Institut für Qualitätssicherung und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) in Zusammenarbeit mit Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie (DGPK) eine Bewertung der Pulsoxymetrie vorgenommen. Die Pulsoxymetrie wurde daraufhin vom G-BA als Ergänzung des Neugeborenenscreenings übernommen. Bei der Pulsoxymetrie handelt es sich um eine nichtinvasive und schmerzfreie Untersuchung, bei der an einem Fuß des Neugeborenen ein Lichtsensor angebracht wird, der den Sauerstoffgehalt des Blutes durch die Haut misst. Bei Unterschreitung eines Grenzwertes müssen weitere Untersuchungsschritte angeschlossen werden, wie z.B. eine Echokardiografie (Ultraschalluntersuchung des Herzens).

Diese einfach auszuführende Screeningmethode hat sich bereits in anderen Ländern bewährt und wird dort regelhaft eingesetzt. Mit dem Pulsoxymetriescreening kann die diagnostische Lücke bei der Aufdeckung von kritischen angeborenen Herzfehlern im Neugeborenenalter deutlich verkleinert werden.


Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1747

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie e.V.
Prof. Dr. med. Angelika Lindinger, 16.12.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Dezember 2016

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang