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ONKOLOGIE/1108: Heilungschancen bei Bauchspeicheldrüsenkrebs erhöhen (DGAV)


Pressemitteilung zur Viszeralmedizin 2010 - Dienstag, 7. September 2010

Viszeralchirurgen informieren über neue Operationstechniken

Heilungschancen bei Bauchspeicheldrüsenkrebs erhöhen


Stuttgart, 2010 - Das Pankreaskarzinom, wie Mediziner den Krebs der Bauchspeicheldrüse nennen, gehört zu den aggressivsten Tumoren. Es ist die vierthäufigste krebsbedingte Todesursache in der westlichen Welt. Eine Heilungschance besteht insbesondere bei einer frühzeitigen Operation. Bei vielen Patienten verlängert sie bisher nur die Überlebenszeit. Experten der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) informieren auf einer Pressekonferenz anlässlich der Fachtagung Viszeralmedizin 2010 am Mittwoch, 8. September 2010, über verbesserte Operationstechniken, die in Verbindung mit Fortschritten in der medikamentösen Behandlung, die Überlebensrate zukünftig steigern könnten. Die gemeinsame Tagung von Viszeralchirurgen und Gastroenterologen findet vom 15. bis 18. September 2010 in der neuen Messe ICS in Stuttgart statt.

In Deutschland erkranken jährlich etwa 12.800 Menschen an einem Pankreaskarzinom. Die Zahl der Todesfälle ist mit 12.100 kaum geringer. Der Grund: Der bösartige Tumor bleibt wegen geringer Beschwerden lange unbemerkt. "Bei den meisten Patienten ist er zum Zeitpunkt der Diagnose entweder weit fortgeschritten oder es haben sich bereits Metastasen in der Leber gebildet", erläutert Professor Dr. med. Jens Werner, Leiter der Sektion Pankreaschirurgie an der Universitätsklinik Heidelberg: "Dann sehen wir in der Regel von einer Operation ab." Lange Zeit konnte diesen Patienten auch durch eine Chemotherapie nicht mehr geholfen werden. Neue Studienergebnisse zeigen jetzt, dass sich die Überlebenszeit mit einer neuen Kombination an Wirkstoffen, "FOLFIRINOX" genannt, um mehrere Monate verlängern kann. Zurzeit werden intensiv neue Medikamente entwickelt, die gezielt gegen das Pankreaskarzinom wirken.

Es gibt aber auch Patienten, die fünf Jahre oder länger leben. "Selbst eine Heilung ist möglich, wenn der Tumor frühzeitig erkannt wird", sagt Professor Werner. Dann führen Viszeralchirurgen die sogenannte Whipple-Operation durch. Außer dem vom Tumor befallenen Teil der Bauchspeicheldrüse, dem Pankreaskopf, wurde früher regelmäßig der untere Teil des Magens entfernt. Er kann heute häufig erhalten bleiben. Der Patient erholt sich dann schneller von der Operation. "Außerdem wenden wir zunehmend das Konzept der Fast-Track-Chirurgie an", sagt Professor Werner: Dadurch können Patienten noch am Operationstag das erste Mal kurz das Bett verlassen, um ihren Kreislauf zu stabilisieren.

Die Whipple-Operation ist nur möglich, wenn der Tumor noch nicht bis zu den großen Blutgefäßen vorgedrungen ist. Aber auch wenn die Pfortader oder benachbarte Organe des Pankreas wie der Magen oder der Dickdarm befallen sind, können Chirurgen noch helfen. "Wenn immer möglich, entfernen wir alle vom Tumor befallenen Gefäße und Organe", sagt Professor Werner: "Diese Multiviszeralresektion ist sehr belastend. Viele Patienten nehmen die Strapazen aber in Kauf, da sie dadurch die Chance erhalten, den Krebs zu überleben."

Eine frühere Entdeckung des Tumors würde die Überlebensrate der Betroffenen erheblich steigern. Mediziner versuchen derzeit Biomarker zu finden, die eine frühere Krebsdiagnose und eine frühere Operation ermöglichen. Eine sichere Vorbeugung des Tumors, der in den letzten Jahrzehnten deutlich häufiger geworden ist, gebe es laut Professor Werner nicht. Eindeutige Risikofaktoren gibt es nicht. Dennoch können - wie auch für andere Krebserkrankungen - Rauchen, Alkohol, Übergewicht und eine ungesunde Ernährung eine Rolle spielen.


Terminhinweise:

65. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) mit Sektion Endoskopie

4. gemeinsame Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie gemeinsam mit den Arbeitsgemeinschaften der DGAV

15. bis 18. September 2010
ICS Internationales Congresscenter Stuttgart, Messepiazza 1


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Quelle:
Pressestelle Viszeralmedizin 2010, Beate Schweizer
Pf 30 11 20, 70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-295, Fax: 0711 8931-167
E-Mail: Schweizer@medizinkommunikation.org
Internet: www.viszeralmedizin.com


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. September 2010