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ONKOLOGIE/1073: Regionale Hyperthermie unterstützt Therapie von Weichteiltumoren (idw)


Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt - 07.05.2010

Regionale Hyperthermie verbessert Therapieergebnis für Patienten mit Weichteiltumoren


Neuherberg, 07.05.2010. Die Kombination Regionaler Tiefenhyperthermie (RHT) und systemischer Chemotherapie ist bei der Behandlung bösartiger Weichteiltumore der alleinigen Chemotherapie klar überlegen. Dies konnten Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München und des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität München jetzt zeigen. Die Münchner Mediziner unter Leitung von Prof. Dr. Rolf Issels hatten dazu gemeinsam mit internationalen Forscherteams von acht weiteren Behandlungszentren die weltweit erste Phase III-Studie durchgeführt. Die Ergebnisse der Studie sind in der aktuellen online-Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift The Lancet Oncology veröffentlicht.

Die optimale Therapie von Hochrisiko-Weichteilsarkomen an Extremitäten oder im Bauchraum und Beckenbereich stellt für die behandelnden Mediziner eine große Herausforderung dar. Da der Therapieerfolg stark von der Größe des Tumors abhängt, ist es wichtig, diesen vor einem chirurgischen Eingriff zu verkleinern. Neben Chemotherapie und/oder Strahlentherapie untersucht Prof. Dr. Rolf Issels, Leiter der Klinischen Kooperationsgruppe "Tumortherapie durch Hyperthermie" von Helmholtz Zentrum München und Ludwig-Maximilians-Universität München seit längerem die Regionale Tiefenhyperthermie (RHT) als ergänzende Behandlungsoption.

Die RHT macht sich zunutze, dass erhöhte Temperaturen zwischen 40 und 43 Grad Celsius Tumorzellen in Stress versetzen. Die Tumorzellen bilden Hitzeschockproteine (HSP) aus, die in das körpereigene Immunsystem eingreifen. Dadurch werden die Zellen angreifbarer für natürliche Abwehrprozesse, Chemo- oder Strahlentherapie.

In der nun veröffentlichten, über zehn Jahre verlaufenen Phase III-Studie untersuchte Issels insgesamt 341 Patienten mit einem Hochrisiko-Weichteilsarkom. 172 Patienten erhielten eine alleinige systemische Dreifach-Chemotherapie mit den Wirkstoffen Doxorubicin, Ifosfamid und Etoposid. Bei den übrigen 169 Patienten kombinierten die Mediziner diese Dreifach-Chemotherapie mit RHT.

Die Ergebnisse sind eindeutig: Die Patienten mit kombinierter RHT-Chemotherapie durchlebten nach Behandlungsende eine im Mittel 14 Monate längere krankheitsfreie Phase als die nur mit Chemotherapie behandelten Patienten. Zudem zeigten 20,6 Prozent der nur mit Chemotherapie behandelten Patienten während der präoperativen Behandlung ein lokales Tumorwachstum, aber nur 6,8 Prozent der Patienten mit Kombinationstherapie. "Werden RHT und Chemotherapie kombiniert, ist das Risiko deutlich vermindert, dass der Tumor frühzeitig unkontrolliert weiter wächst. Zugleich ist die Chance, dass sich der Tumor verkleinert, in der Kombinationsgruppe sogar verdoppelt", erläutert Dr. Lars Lindner, Co-Autor der Studie und Mitarbeiter von Issels.

Nach einer durchschnittlichen Beobachtungszeit von 34 Monaten zeigt sich, dass all jene Sarkompatienten eine deutlich längere Überlebenszeit haben, die vor der Operation zusätzlich zu vier Chemotherapie-Zyklen noch acht RHT-Sitzungen erhielten. "Der Hauptgrund dafür ist vermutlich, dass die regionale Tiefenhyperthermie die Ansprechrate auf die eingesetzten Zytostatika erhöht und ein frühzeitiges Fortschreiten der Tumorerkrankung verhindert", erläutert Issels. "Die Ergebnisse dieser Phase III-Studie zeigen, dass sich die Kombination von Chemotherapie mit Regionaler Hyperthermie das Therapieergebnis bei Patienten mit einem definierten Stadium einer Krebserkrankung deutlich verbessert: Dies bedeutet einen signifikanten Zugewinn an Lebenszeit und Lebensqualität."


Weitere Informationen

Originalveröffentlichung:
Rolf D. Issels, Lars H. Lindner, et al.:
Neo-adjuvant chemotherapy alone or with regional hyperthermia for localised high-risk soft tissue sarcoma:
a randomised phase III multi-centre Study oft he EORTC-STBSG/ESHO
online-Publikation Lancet Oncology
(http://www.thelancet.com/journals/lanonc/onlinefirst)

Das Helmholtz Zentrum München
ist das deutsche Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt. Als führendes Zentrum mit der Ausrichtung auf Environmental Health erforscht es chronische und komplexe Krankheiten, die aus dem Zusammenwirken von Umweltfaktoren und individueller genetischer Disposition entstehen. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 1700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeite. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens auf einem 50 Hektar großen Forschungscampus. Das Helmholtz Zentrum München gehört der größten deutschen Wissenschaftsorganisation, der Helmholtz-Gemeinschaft an, in der sich 16 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch- biologische Forschungszentren mit insgesamt 26500 Beschäftigten zusammengeschlossen haben.

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt
Michael van den Heuvel, 07.05.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Mai 2010