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ORTHOPÄDIE/313: Sterberisiko "Gebrochene Hüfte" - Zunahme von Schenkelhalsfrakturen im Alter (DKOU)


DKOU 2012 - Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie - 17.10.2012 Pressemitteilung zum DKOU 2012

Sterberisiko "Gebrochene Hüfte"

Orthopäden und Unfallchirurgen warnen vor Zunahme von Schenkelhalsfrakturen im Alter



Berlin - Etwa 160.000 Menschen erleiden jährlich eine Schenkelhalsfraktur. Experten gehen davon aus, dass sich diese Zahl mit der zunehmenden Lebenserwartung in den kommenden Jahren verdoppeln wird. Denn ab dem 65. Lebensjahr stürzen Menschen immer häufiger, die Muskeln werden abgebaut und Fälle von Osteoporose nehmen zu. Insbesondere von Brüchen des Oberschenkelhalses sind ältere Menschen betroffen - meist Frauen. Viele Patienten sind nach der Fraktur pflegebedürftig, leiden unter psychischen Erkrankungen oder versterben. Auf den Pressekonferenzen des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) vom 23. bis 26. Oktober informieren Experten darüber, wie Unfälle im Alter in die soziale Isolation oder sogar zum Tod führen, welche persönlichen und volkswirtschaftlichen Auswirkungen Schenkelhalsfrakturen haben und wie sich der Behandlungsverlauf positiv beeinflussen lässt.

Auf Stürze gehen die meisten Todesfälle bei älteren Menschen zurück. "Rund ein Drittel aller über 65-Jährigen stürzt mindestens einmal im Jahr schwer", sagt Professor Dr. med. Christoph Josten, Kongresspräsident des DKOU und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU). "Glücklicherweise benötigen davon nur ein Fünftel medizinische Betreuung aufgrund von Verletzungsfolgen." Das Risiko, an den Folgen einer Oberschenkelhalsfraktur zu versterben, sei jedoch für ältere Menschen besonders hoch: "Jeder dritte bis vierte Patient über 85 Jahre mit hüftgelenksnaher Fraktur stirbt innerhalb des ersten Jahres", erläutert Josten. Dies entspreche dem Sterberisiko von Frauen bei Brustkrebs. Deshalb empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) in ihrer Leitlinie zu Schenkelhalsfrakturen, Patienten innerhalb von 24 bis 48 Stunden zu versorgen. So lassen sich Komplikationen an Fraktur sowie Fälle von Lungenentzündungen, Thrombosen und Druckgeschwüren reduzieren.

Doch Betroffene haben nicht nur ein erhöhtes Sterberisiko. Selbst bei einem optimalen Behandlungsverlauf leiden sie den Rest ihres Lebens unter psychischen Folgen und sind pflegebedürftig. "Die Angst, erneut zu stürzen - das sogenannte 'Post Fall Syndrome' - schränkt Betroffene in ihrem Aktionsradius radikal ein", erklärt Josten. Sie trauen sich nicht, ihre alten Gewohnheiten aufzunehmen, die sie unter Umständen in diese Situation gebracht haben. Sie bewegen sich seltener und treiben weniger Sport. Die Folge: Ein Teufelskreis aus Folgeerkrankungen wie Osteoporose, Muskelabbau sowie Schwächung des Kreislaufes und der geistigen Verfassung. Ein Drittel aller Patienten findet daher nicht mehr in sein Wohnumfeld zurück und benötigt pflegerische Hilfe - der erste Schritt in die soziale Isolation.

Neben dieser Gefahr sind solche Vorfälle auch volkswirtschaftlich bedeutend. "Allein die direkten Kosten einer Schenkelhalsfraktur betragen rund 20.000 Euro pro Fall", führt Josten aus. "Darin sind noch nicht die indirekten Kosten der Pflegebedürftigkeit eingeschlossen. Die Behandlungsfolgen werden auf jährlich etwa 2,5 Milliarden Euro geschätzt." Wie Mobilität bei alten Menschen gefördert werden kann, um sozialer Isolation und Folgeerkrankungen vorzubeugen, diskutieren Experten der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie sowie des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V. (BVOU) auf den Pressekonferenzen des DKOU am 23. und 25. Oktober in Berlin.


Literatur:
DGU-Leitlinie Schenkelhalsfraktur

Terminhinweise:
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie
23. bis 26. Oktober 2012, Messe Berlin

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Quelle:
DKOU 2012 - Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie
Pressemitteilung zum DKOU 2012 vom 17.10.2012
Pressestelle DKOU 2012, Christina Seddig
Pf 30 11 20, 70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-442, Fax: 0711 8931-167
E-Mail: seddig@medizinkommunikation.org
Internet: www.dkou.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Oktober 2012