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ONKOLOGIE/1282: Leukämie - Kölner Forscher sind dem "Lebenselixier" der Krebszellen auf der Spur (idw)


Wilhelm Sander-Stiftung - 30.03.2012

Leukämie - Kölner Forscher sind dem "Lebenselixier" der Krebszellen auf der Spur



Die chronische lymphatische Leukämie (CLL) entsteht durch eine Anhäufung kranker B-Lymphozyten (CLL-Zellen) im Blut, Knochenmark und Lymphknoten. Um zu Überleben, benötigen die Krebszellen Kontakt mit gesunden Zellen in ihrer Umgebung. Forscher der Uniklinik Köln wollen herausfinden, ob der Eiweißstoff Angiopoietin-2, welcher bei CLL-Patienten in erhöhtem Maße im Blut nachgewiesen werden kann, für das Wechselspiel zwischen CLL-Zellen und dem gesunden Gewebe wichtig ist. Wäre dies der Fall, kann Angiopoietin-2 als Ansatzpunkt für eine zielgerichtete Therapie genutzt werden. Die Interaktion der Krebszellen mit ihrer Umgebung könnte unterbunden und so ihr Absterben gefördert werden.

Wenn CLL-Zellen aus ihrer natürlichen Umgebung im Körper des Patienten herausgenommen werden, sterben sie schnell ab. Aus diesem Grund geht man davon aus, dass das Nebeneinander von entarteten Zellen und gesunden Zellen des umliegenden Gewebes (das sogenannte Mikromilieu) einen entscheidenden Faktor für das Überleben der Krebszellen darstellt.

Von anderen Krebsarten ist bekannt, dass Eiweißstoffe, die normalerweise an der Bildung von Blutgefäßen beteiligt sind, eine wichtige Rolle für das Überleben des Tumors spielen. Auch bei Leukämien, wie der CLL, konnten solche Eiweißstoffe, zum Beispiel der vaskuläre endotheliale Wachstumsfaktor (VEGF) oder Angiopoietin-2, in erhöhtem Maße im Blut der Patienten nachgewiesen werden. PD Dr. Karl-Anton Kreuzer und Dr. Iris Gehrke aus der Klinik I für Innere Medizin der Uniklink Köln konnten in früheren Arbeiten nachweisen, dass die Hemmung des VEGF-Rezeptors CLL-Zellen dazu bringt, abzusterben. Außerdem konnten sie zeigen, dass von normalem Knochenmarkbindegewebe produziertes VEGF das Überleben der CLL-Zellen unterstützt. CLL-Patienten mit geringen Heilungschancen weisen besonders hohe Blutspiegel von Angiopoietin-2 auf.

In einem von der Wilhelm-Sander-Stiftung geförderten Projekt wird die Arbeitsgruppe von PD Dr. Kreuzer und Dr. Gehrke die Rolle des Proteins Angiopoietin-2 und dessen korrespondierenden Rezeptor Tie-2 bei der CLL genauer untersuchen. Dabei liegt ein Schwerpunkt in der Aufklärung der Bedeutung dieser beiden Proteine für das Mikromilieu der CLL. Diese Untersuchungen werden mit Hilfe von Zellkultursystemen durchgeführt, welche CLL-Zellen und Zellen aus ihrem natürlichen Umgebungsgewebe im Körper enthalten. Um die Situation im Körper des Patienten noch besser nachzustellen, werden die Forscher der Uniklinik Köln zudem den Sauerstoffgehalt der Umgebungsluft so ändern, dass er dem vorherrschenden Milieu im Körper nahe kommt.

Die Untersuchungen sollen einen Beitrag zum Verständnis des Wechselspiels von CLL-Zellen und ihrem Mikromilieu leisten. Das übergeordnete Ziel ist hierbei, Angiopoietin-2 und/oder Tie-2 als potentiellen Angriffspunkt für eine neue zielgerichtete Therapie für die CLL zu identifizieren.

Die Wilhelm Sander-Stiftung fördert dieses Forschungsprojekt mit rund 90.000 Euro. Stiftungszweck ist die Förderung der medizinischen Forschung, insbesondere von Projekten im Rahmen der Krebsbekämpfung. Seit Gründung der Stiftung wurden insgesamt über 190 Mio. Euro für die Forschungsförderung in Deutschland und der Schweiz bewilligt. Die Stiftung geht aus dem Nachlass des gleichnamigen Unternehmers hervor, der 1973 verstorben ist.

Weitere Informationen zur Stiftung:
http://www.wilhelm-sander-stiftung.de

Kontakt (Projektleitung):
Dr. rer. nat. Iris Gehrke
Klinik I für Innere Medizin, Universität zu Köln
Kerpener Strasse 62, 50937 Köln
Email: iris.gehrke@uk-koeln.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution890

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Wilhelm Sander-Stiftung, Sylvia Kloberdanz, 30.03.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. April 2012