Helmholtz Zentrum München / Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt - 07.12.2017
Vitamin-Mangel im Alter
Jeder zweite über 65 hat zu wenig Vitamin D im Blut. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung im Rahmen der Augsburger Bevölkerungsstudie KORA-Age. Außerdem habe jeder vierte eine Vitamin B12 Unterversorgung, berichten die Autorinnen und Autoren des Helmholtz Zentrums München im Fachmagazin "Nutrients".
Die Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg (KORA) untersucht seit über 30 Jahren die Gesundheit tausender Bürger aus dem Raum Augsburg. Ziel ist es, die Auswirkungen von Umweltfaktoren, Verhalten und Genen auf die Gesundheit zu verstehen. "In diesem Zusammenhang interessierte uns auch die Versorgungslage von älteren Menschen mit Mikronährstoffen wie Vitaminen", erklärt Studienleiterin PD Dr. Barbara Thorand vom Institut für Epidemiologie (EPI) am Helmholtz Zentrum München. "Dazu ist die Studienlage in Deutschland bisher relativ dünn."
Entsprechend untersuchten die Wissenschaftler Blutproben von insgesamt 1079 KORA-Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Alter zwischen 65 und 93*. Bei Ihrer Analyse konzentrierten sie sich auf die Mengen von Vitamin D, Folsäure, Vitamin B12 sowie Eisen.
"Die Ergebnisse sind durchaus klar", erklärt Erstautorin Romy Conzade. "52 Prozent der Probanden lagen unterhalb des Grenzwertes für Vitamin D von 50 nmol/L und sind somit suboptimal versorgt." Und auch für die anderen Parameter stellten die Wissenschaftler zum Teil eine nennenswerte Unterversorgung fest: So lagen die Vitamin B12-Werte von 27 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter dem Soll, bei elf Prozent war der Eisenwert zu niedrig und knapp neun Prozent hatten zu wenig Folsäure im Blut.
EPI-Direktorin Prof. Dr. Annette Peters ordnet die Daten ein: "Die aktuelle Studie kann mithilfe von Blutanalysen das kritische Ergebnis der letzten Nationalen Verzehrstudie II bestätigen**, die zu einer ungenügenden Mikronährstoffaufnahme über die Nahrung kam. Das ist insbesondere mit Blick auf unsere alternde Gesellschaft ein hochrelevantes Thema."
Gemeinsamkeiten der meisten Menschen mit einer Unterversorgung waren ein sehr hohes Alter, wenig Bewegung und Gebrechlichkeit. In diesen Gruppen sollte daher gezielt auf eine mögliche Unterversorgung mit Mikronährstoffen geachtet werden, erklären die Forscher.
"Zudem zeigt unsere Studie, dass die regelmäßige Einnahme von Vitaminpräparaten mit einer besseren Versorgung mit den entsprechenden Vitaminen einhergeht", so Barbara Thorand. "Die Einnahme von Vitaminpräparaten ist jedoch kein Allheilmittel und gerade ältere Menschen sollten besonders auf eine gesunde und nährstoffreiche Ernährung achten."***
Als weitere Zielsetzung sollten dementsprechend die biologischen Stoffwechselwege zwischen Supplementeinnahme, Mikronährstoffspiegel und Krankheitszustand weiter untersucht werden, so die Autoren.
Weitere Informationen
* Die Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg (KORA) untersucht seit 30 Jahren die Gesundheit tausender Bürger aus dem Raum Augsburg. Ziel ist es, die Auswirkungen von Umweltfaktoren, Verhalten und Genen auf die Gesundheit zu verstehen. Kernthemen der KORA-Studien sind Fragen zu Entstehung und Verlauf von chronischen Erkrankungen, insbesondere Herzinfarkt und Diabetes mellitus. Hierzu werden Risikofaktoren aus dem Bereich des Gesundheitsverhaltens (u.a. Rauchen, Ernährung, Bewegung), der Umweltfaktoren (u.a. Luftverschmutzung, Lärm) und der Genetik erforscht. Aus Sicht der Versorgungsforschung werden Fragen der Inanspruchnahme und Kosten der Gesundheitsversorgung untersucht.
Die KORA-Age Studie hat das Ziel, Faktoren für ein gesundes und
zufriedenes Altern zu identifizieren und die aktive Teilnahme älterer
Menschen am gesellschaftlichen Leben zu unterstützen. Mit den Ergebnissen
kann ein wichtiger Beitrag zur epidemiologischen Forschung und
Gesundheitsförderung im Alter geleistet werden.
www.helmholtz-muenchen.de/kora
** Max Rubner-Institut: Nationale Verzehrsstudie II, Ergebnisbericht Teil
2 (2008). Die Bundesweite Befragung zur Ernährung von Jugendlichen und
Erwachsenen.
https://www.mri.bund.de/fileadmin/MRI/Institute/EV/NVSII_Abschlussbericht_Teil_2.pdf
*** Aktuelle Ergebnisse des Forschungsteams um Prof. Dr. Philippe Autier zeigten z.B., dass eine Substitution mit Vitamin D auf nicht-skelettale Erkrankungen keinen Effekt hat. Eine Reduzierung der Gesamtmortalität durch die Vitamin D Einnahme ist allenfalls bei älteren Menschen in Heimen oder Krankenhäusern zu beobachten.Quelle: Autier, P. et al. (2017): Effect of vitamin D supplementation on non-skeletal disorders: a systematic review of meta-analyses and randomised trials. The Lancet Diabetes & Endocrinology, Volume 5, Issue 12, 986 - 1004
• Hintergrund:
Dass die Einnahme von Vitamin- und Mineralstoffpräparaten kein
Allheilmittel zu sein scheint berichtete das Team um Barbara Thorand 2013:
Damals stellten die Forscher fest, dass ältere Menschen dadurch zu viel
Magnesium und Vitamin E zu sich nehmen.
https://www.helmholtz-muenchen.de/presse-medien/pressemitteilungen/alle-pressemitteilungen/pressemitteilung/article/23108/index.html
Die Erstautorin Romy Conzade ist Teilnehmerin der Helmholtz Graduate
School Environmental Health, kurz HELENA.
https://www.helmholtz-helena.de/
Original-Publikation:
Conzade, R. et al. (2017): Prevalence and Predictors of Subclinical
Micronutrient Deficiency in German Older Adults: Results from the
Population-Based KORA-Age Study. Nutrients, DOI: 10.3390/nu9121276
http://www.mdpi.com/2072-6643/9/12/1276
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Typ-1-Diabetes: Vitamin D-Mangel tritt bereits in frühem Stadium auf
https://www.helmholtz-muenchen.de/aktuelles/uebersicht/pressemitteilungnews/article/23598/index.html
- Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für
Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose,
Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus
und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von
Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in
Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund
2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18
naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren
mit rund 37.000 Beschäftigten angehören.
www.helmholtz-muenchen.de
- Das Institut für Epidemiologie (EPI) erforscht die Zusammenhänge von Umwelt,
Lebensstil und Genetik bei der Entstehung von Diabetes, Erkrankungen des Herzens
und der Erhaltung der Gesundheit im Alter. Die Forschung stützt sich auf die
einzigartigen bevölkerungsbasierten KORA-Ressourcen (Kohorte,
Herzinfarktregister, Aerosol-Messstation). Folgestudien innerhalb der Kohorte
ermöglichen die Untersuchung von Frühformen und Komplikationen ausgewählter
chronischer Erkrankungen und deren Verbreitung in der Bevölkerung.
www.helmholtz-muenchen.de/epi
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution44
*
Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und
Umwelt, Sonja Opitz, Abteilung, 07.12.2017
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Dezember 2017
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