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FORSCHUNG/124: Genforschung durch Geschichten verstehen (idw)


Universität Augsburg - 24.03.2017

Genforschung durch Geschichten verstehen


Die Augsburger Kommunikationswissenschaftlerinnen Prof. Dr. Susanne Kinnebrock und Prof. Dr. Helena Bilandzic befassen sich in ihrem neuen Forschungsprojekt damit, wie Narrationen bei der Berichterstattung über Genforschung dazu beitragen, dass ein Laien-Publikum wissenschaftliche Befunde und Erkenntnisse versteht. Das Projekt ist Teil der interdisziplinären Forschergruppe "Evidenzpraktiken in Wissenschaft, Medizin, Technik und Gesellschaft", die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.


Die Augsburger Kommunikationswissenschaftlerinnen Prof. Dr. Susanne Kinnebrock und Prof. Dr. Helena Bilandzic befassen sich in ihrem neuen Forschungsprojekt damit, wie Narrationen bei der Berichterstattung über Genforschung dazu beitragen, dass ein Laien-Publikum wissenschaftliche Befunde und Erkenntnisse versteht. Das Projekt ist Teil der interdisziplinären Forschergruppe "Evidenzpraktiken in Wissenschaft, Medizin, Technik und Gesellschaft", die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird.

Gentechnologie ist sowohl in der Forschung als auch in den Massenmedien ein viel diskutiertes Thema. Dies liegt einerseits an den denkbaren medizinisch-therapeutischen Anwendungen sowie andererseits der Angst vor Schädigungen durch unkontrollierbare Genmutationen. Obwohl die Thematik als hochkomplex und infolgedessen schwer kommunizierbar gilt, wird häufig darüber berichtet. Die Augsburger Kommunikationswissenschaftlerinnen Prof. Dr. Kinnebrock und Prof. Dr. Bilandzic gehen der Frage nach, wie Medien wissenschaftliche Ergebnisse der Genforschung für ein nicht-wissenschaftliches Publikum aufbereiten. Da diesem meist die Expertise fehlt, wissenschaftliche Ergebnisse einzuordnen, kommt dem Journalismus hier die zentrale Aufgabe zu, relevante und zutreffende Forschungsbefunde zu identifizieren und diese dann so aufzubereiten, dass sie für alle nachvollziehbar und plausibel werden und als gesicherte wissenschaftliche Erkenntnis akzeptiert werden können.

"Ein besonderer Fokus liegt dabei auf Narrativierungen - also die sprachliche Aufbereitung eines Textes durch den Einsatz von dramaturgischen, personalisierenden und erfahrungsbasierten Elementen. Eine gute Geschichte überzeugt und kann so auch eine Evidenzstrategie darstellen", erklärt Prof. Dr. Helena Bilandzic.

Das Erzählen alltagsnaher Geschichten ist im Journalismus gebräuchlich, zumal Geschichten dem Publikum bestens vertraut sind. In Geschichten verpackt, können auch wissenschaftliche Inhalte Interesse, Erinnerung und Relevanzzuschreibung fördern. "Gerade für einen hoch abstrakten Bereich wie die Genforschung bietet dies große Potenziale" meint Prof. Dr. Susanne Kinnebrock. An diesem Punkt setzt das Augsburger Teilprojekt an und untersucht, inwiefern Medien Forschungsbefunde nicht nur mit Verweis auf überzeugende Daten und sauberes methodisches Arbeiten untermauern, sondern auf Narrationen zurückgreifen. Dafür wird in den nächsten drei Jahren die Printberichterstattung zur Genforschung analysiert. Mit diesem Ansatz sind die Augsburger Forscherinnen Teil einer von der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) geförderten Forschergruppe.


Forschergruppe "Evidenzpraktiken in Wissenschaft, Medizin, Technik und Gesellschaft"

Um innerhalb der Wissenschaft Evidenzpraktiken genauer zu erforschen, widmet sich künftig ein interdisziplinäres Forschungsteam aus Wissenschaftsgeschichte und Sozialwissenschaften der Entstehung und Vermittlung von Evidenz in Wissenschaft und Gesellschaft. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert die sechs Teilprojekte für zunächst drei Jahre mit ungefähr 1,8 Millionen Euro. Das kommunikationswissenschaftliche Projekt an der Universität Augsburg "Narrativierung als Evidenzpraxis im öffentlichen Diskurs über Genforschung" ist eines dieser Forschungsvorhaben. Weiterhin beteiligen sich Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Technischen Universität München, der Ludwig-Maximilians-Universität München und des Deutschen Museums.

Im Fokus der Forschergruppe steht neben der Frage nach Generierung von Evidenz in der Wissenschaft besonders die Schnittstelle zur Gesellschaft. In der heutigen Wissensgesellschaft nimmt die Bedeutung von wissenschaftlichen Erkenntnissen rasant zu, doch gleichzeitig gerät die Wissenschaft mit ihren Methoden in Legitimationszwang und wird im Spannungsfeld zwischen Risiko, Unsicherheit und Nichtwissen diskutiert. Wie und warum Befunde als evident gekennzeichnet werden, ist somit nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch zunehmend für die Gesellschaft wichtig.



Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution58

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Augsburg, Michael Hallermayer, 24.03.2017
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. März 2017

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