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BERICHT/115: lunapark21 - neues, linkes Periodikum zur Ökonomie (jW)


junge Welt - Die Tageszeitung - Ausgabe vom 12. März 2008

Seziertisch
lunapark21 heißt ein neues, linkes Periodikum zur Ökonomie

Von Arnold Schölzel


Noch eine linke Zeitschrift? Ja, selbstverständlich, gern. Wenn sie sich der "Kritik der globalen Ökonomie" widmet, theoretisch anspruchsvoll, also marxistisch orientiert ist, spezielle Informationen bietet, Hintergründe liefert, die woanders nicht zu lesen sind, Reportagen enthält, die Exemplarisches beleuchten - also etwas ist, was sich kein Medienkonzern leisten kann und die Bundesrepublik schon gar nicht. In diesem Land war solide marxistische Bildung stets eine für den Staat zu teure Angelegenheit, von darauf fußender Wirtschaftsanalyse zu schweigen.

Die Quartalszeitschrift lunapark21, deren erste Ausgabe kürzlich erschien, hat sich die Aufgabe gestellt, die beschriebenen Aufgaben alle auf einen Streich zu bewältigen und wirtschaftlich auf eigenen Füßen zu stehen. Das ist - wie bei Publikationsprojekten der Linken üblich - nach allen Kriterien der Verlagsbranche nicht möglich, also ein Grund, es zu versuchen. Einige hundert Abonnenten sind bereits gewonnen, sagt Chefredakteur Winfried Wolf, einige tausend müssen es werden, um überlebensfähig zu sein. Wen der Zeitschriftentitel irritiert - der Schauspieler und ver.di-Gewerkschafter Rolf Becker erläutert ihn eingangs: "Hier wird keine Literaturzeitschrift annonciert. Sondern lesbare und nachprüfbare Kritik einer Welt, die zum Lunapark derer geworden ist, die haben... Wer wen, darum geht es." Und Wolf schreibt, am Anfang habe die Idee von Georg Fülberth gestanden, "einen deutschsprachigen 'Left Business Observer' herauszugeben." Angesichts der breiten globalisierungskritischen Bewegung sei die Herausgabe einer solchen Zeitschrift sinnvoll.

Also auch noch wohlkalkuliert, das ganze mit einem professionellen Layout versehen, eine bemerkenswerte Autorenrunde gesammelt und eine klare Heftgliederung, die besagt, worauf es den Machern ankommt. So lauten Rubrikenüberschriften: "Der subjektive Faktor" (ein Aufruf der Kampagne gegen den Börsengang der Bahn), Soziales/Gegenwehr/Debatte (Bernd Riexinger über die Tarifauseinandersetzungen im öffentlichen Dienst, Enrico Forchheim zum GDL-Streik, Thomas Fruth über die Arbeitsgerichtsurteile gegen die GDL, Daniel Behruzi über Einschüchterung von Krankgeschriebenen bei Daimler). Es geht weiter mit "Feminismus & Ökonomie" (zwei leider sehr akademisch geratene Artikel von Gisela Notz), "Umwelt/Energie/Verkehr" (Wolfgang Pomrehn über Klima & Kapital) und mehrere andere Themenbereiche bis zu "Geschichte & Ökonomie" (Thomas Kuczynski über Wirtschaftskrisen seit 1857/58 und ihre möglichen politischen Folgen) und "Seziertisch Nr. 140" (Georg Fülberth über "Die Lohnfonds-Ideologie und der GDL-Streik").

Schwerpunkt des ersten Heftes sind "Schuldenkrise und Weltwirtschaft". Lucas Zeise meint, eine Weltrezession sei wahrscheinlich. Winfried Wolf entwickelt fulminant die These: "Nicht die Finanzkrise bewirkt die Krise der Realwirtschaft. Vielmehr verstärkt die Finanzkrise die bestehenden Krisentendenzen in der Ökonomie."

Wie bei allem Gedruckten ist die Qualität der Beiträge unterschiedlich, der Gesamteindruck aber: Das ist lesbar, leserfreundlich, locker und streng zugleich. Wer wissen will, was im Maschinenraum der Welt passiert und dort verändert werden muß, sollte lesen. Auf viele Jahre!

lunapark21, Heft 01/2008, kostenlos
(Normalabo 2008 mit vier weiteren Ausgaben 22 Euro).
Bezug: Lunapark21 GmbH
Hubertusallee 42/44, 14193 Berlin
Fax: 033205/44685; E-Mail: abo@lunapark21.net


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Quelle:
junge Welt vom 12.03.2008
mit freundlicher Genehmigung von Dr. Arnold Schölzel
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. März 2008